[image=5e1764c5785549ede64cce57]Die 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat gestern zum Ende der 5. Tagung in Timmendorfer Strand die Kundgebung zum Schwerpunktthema „Am Anfang war das Wort …“ – Theologische Impulse auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017“ beschlossen. Die Kundgebung gliedert sich in fünf Abschnitte.
Im ersten Abschnitt („Todesangst und Lebenshoffnung“) knüpft die Kundgebung an die erste der 95 Thesen Martin Luthers an und hält fest, dass die Reformation mit einem Wagnis begonnen habe. Mit dem Wagnis, die gesamte Hoffnung auf Christus zu setzen und nicht länger das Heil frommen, formelhaften Übungen anzuvertrauen und der Erkenntnis: „Gottes Liebe kann nicht käuflich sein!“ Mit diesem Ruf habe Martin Luther eine gewaltige Befreiungsbewegung angestoßen.
Im zweiten Abschnitt („Fromm und politisch“) stellt die Kundgebung dar, dass die Spiritualität der Reformatoren im Wort Gottes gegründet, aber auch auf den Alltag ausgerichtet sei. „Sie ist fromm und zugleich leidenschaftlich politisch engagiert zum Wohl der Menschen. Gottesdienst, so die Kundgebung, geschehe „im Dienst an und im Dank für Gottes Wort“, aber auch im Dienst am Mitmenschen. „Kampf und Kontemplation, Arbeit und ihre heilsame Unterbrechung“ gehörten zusammen, denn: „Der Schufterei des Alltags hat Gott Grenzen gesetzt, indem er Unterbrechungen im Tageslauf und einen Tag der Ruhe einsetzte.“
Im dritten Abschnitt („Scheitern und Versöhnen“) erwägt die Kundgebung, wie die Frage der Reformation „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ heute Gestalt gewinne. Diese Frage, so die Kundgebung, begegne uns heute in der Suche nach dem Sinn des Lebens, im Ringen um Anerkennung und Bestätigung und in der Suche des Menschen nach dem Glück. „Die Erfahrung ist die gleiche geblieben: Das Leben bleibt Fragment. Das perfekte Leben gibt es nicht. Und den Sinn seines Lebens kann sich niemand selbst aus eigener Kraft geben. Erfolg und Gelingen sind unverfügbar.“ Vor dem Horizont der Ewigkeit werfe die Botschaft von Kreuz und Auferstehung Licht auf die dunklen und unversöhnten Seiten des menschlichen Lebens.“
Im vierten Abschnitt („Wahrheit und Liebe“) charakterisiert die Kundgebung Religion als die „,existentiellen, persönlichsten und letzten Fragen“ des Lebens. Weil dies so sei, provoziere Religion unweigerlich den „Streit um die Wahrheit“. Wer das Wagnis eingehe, alles auf die Karte seines Glaubens zu setzen, der laufe Gefahr, anderen Glaubensüberzeugungen den Respekt zu versagen: „Wenn Wahrheit und Liebe in einen Gegensatz zueinander geraten, wird der Glaube intolerant.“
Die reformatorischen Kirchen, so die Kundgebung weiter, „nehmen ihre Verantwortung für die Gestaltung dieser Welt wahr, indem sie in die Bemühungen um den Frieden in der Welt die Erkenntnis einbringen: Die Religionen bieten Potentiale zur Versöhnung und zum Frieden. Ihre Selbstreinigung vom Geist der Gewalt ist die zwingende Konsequenz aus ihrer Geschichte.“
Im fünften Abschnitt („Teilhabe und Gemeinschaft“) verleiht die Kundgebung der Hoffnung Ausdruck, „dass unsere Gesellschaft so gestaltet werden kann, dass gerechte Teilhabe für alle gewährleistet ist und niemand verloren geht.“ Schließlich regt die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ihre Mitgliedskirchen und die Kirchengemeinden an, die Zeit bis zum Reformationsjubiläum 2017 für eine „intensive Beschäftigung mit den Kernthemen reformatorischen Glaubens zu nutzen“ und zwar unter den Leitfragen: „Was ist das Reformatorische an der Reformation? Was bedeutet die Rechtfertigung des Sünders für uns und für die nächste Generation? Wie berührt der Glaube mein Herz? Wie können wir unsere Weltverantwortung wahrnehmen?“
Zu solchen Klärungen gehöre auch, sich mit dem eigenen Schatten auseinanderzusetzen, denn: „Wo in unserer Geschichte falsche Entscheidungen getroffen wurden oder Unheil angerichtet wurde, braucht es Erinnerung, Klarheit und Distanzierung. Die Botschaft von der Versöhnung benötigen zuerst die, die sie verkündigen.“
Abschließend stellt die Kundgebung fest: „Die Reformation ist Weltbürgerin geworden. Sie gehört allen. In 500 Jahren hat sie sich über die Welt ausgebreitet und ist in ungezählten Ländern und Kulturen heimisch geworden. Von dort wandert sie zurück und beschenkt uns mit den Erfahrungen aus aller Welt. Wir freuen uns auf ein Jubiläum, das wir gemeinsam mit den Kirchen in Europa und weltweit feiern wollen.“
mehr News aus Wolfenbüttel