Wolfenbüttel. Joachim Esberg, Sohn des ehemaligen jüdischen Unternehmers Ivan Esberg aus Wolfenbüttel, schrieb nach seiner Flucht 1933 nach Gent in Belgien 50 Gedichte. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Belgien wurde er mit seinem Vater und einem Cousin in die KZ-Lager St. Cyprien und Gurs an den Pyrenäen deportiert. Sein Vater konnte fliehen und überlebte mit Hilfe französischer Einwohner. Joachim Esberg wurde über das Sammellager Drancy nach Auschwitz deportiert - er kehrte nicht zurück.
Die Kladde mit den handgeschriebenen Versen bewahrte eine Bekannte seines Vaters nach dessen Tod 1987 auf und überließ sie später einem Verwandten Joachim Esbergs. Der Schriftsteller Wolfgang Büscher erfuhr von ihnen und schrieb in einem Beitrag im ZEIT-Magazin im Dezember 2013 über die "Gedichte vor Auschwitz": Seine Angst schrieb er in eine Kladde: Worte, so unmittelbar, als hörten wir ihn rufen.
Dieses kleine lyrische Werk des jüdischen Wolfenbüttelers Joachim Esberg wurde vor einigen Monaten der Handschriftenabteilung der Herzog August Bibliothek übergeben.
Die kunstlederne Kladde mit Esbergs beeindruckenden Gedanken, einigen Fotos und dessen Briefe an seine auch in Wolfenbüttel fast zur gleichen Zeit geborene heute noch in London lebende Freundin sind die einzigen erhaltenen Lebensspuren Esbergs, der durch den Tod in Auschwitz nicht mehr das dreißigste Lebensjahr erreichen konnte.
Aus Anlass des Holocaustgedenktages werden Kristlieb Adloff und Jürgen Kumlehn mit biografischen Notizen und dem Lesen einer Auswahl seiner Gedichte an Joachim Esberg erinnern.
Interessierte sind zu einer Erinnerungsfeier am Holocaust-Gedenktag, 27. Januar 2014, um 19.30 Uhr im Wolfenbütteler Ratssaal herzlich eingeladen.
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