Wolfenbüttel. Es gibt Sportarten, bei denen es für Außenstehende schwer nachzuvollziehen ist, warum es Spaß macht, dabei zuzuschauen. Ob das nun auf Billiard, Curling oder Schach zutrifft, darüber lässt sich streiten, überwiegend einig ist sich die traditionelle Sportkultur da allerdings bei den sogenannten eSports. Trotzdem wächst die Community derer, die professionellen Computerspielern bei Wettkämpfen stundenlang über die Schultern schauen, stetig an. In Wolfenbüttel scheint diese neue Fankultur allerdings noch nicht wirklich Fuß gefasst zu haben.
Youtuber verdienen schon längst ihren Lebensunterhalt mit diesem Trend. Videos, in denen man dabei zuschaut, wie andere sich durch virtuelle Welten kämpfen und dabei beschreiben, was sie tun, bekommen teilweise schon über eine Millionen Klicks. Zum Vergleich: Einer der verbreitesten Clips von Mario Götzes entscheidendem Treffer im WM-Finale 2014 kommt zurzeit auf rund 834.000 Aufrufe. Ähnlich wie im Fußball schlägt auch in der eSports-Szene eine kleine Menge auserwählter Jugendlicher, die sich in der Online-Spielewelt einen Namen gemacht haben, den Weg einer professionellen Karriere ein und nicht selten sind die jungen Stars dafür bereit auch den regulären Bildungsweg von Ausbildung und Studium aufzugeben. Gut genug verdienen kann man als professioneller Spieler nämlich allemal. Gaming-Meisterschaften wie die "Intel® Extreme Masters" schaffen es mittlerweile ganze Stadien zu füllen und bringen ihre Fans in eine Euphorie, wie man es bisher eigentlich nur vom Fußball kennt.
In Wolfenbüttel scheint das Interesse daran, anderen beim Daddeln zuzuschauen allerdings noch nicht allzu groß zu sein. Das Cinestar zeigte am gestrigen Dienstagabend eine Live-Übertragung eines Gaming-Events aus Australien, die weltweit in 567 Kinos gezeigt wurde. Zuschauer gab es hier in der Lessingstadt allerdings keine. Im Rahmen der Live-Übertragung wurde auch die Premiere der eSports-Dokumentation "All Work All Play" gezeigt, die den rasanten Aufstieg der e-Sports Fankultur nachzeichnet. Während auf der Leinwand allerdings volle Stadien zu sehen waren, die jugendlichen "League of Legends"-Spielern bei ihren flinken Mausklicks zusahen, blieben die Wolfenbütteler Kinosessel allesamt leer.
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