Braunschweig. Das Urteil gegen Uli Hoeneß ist gesprochen. Wegen Steuerhinterziehung muss der Bayern-Boss 3 Jahre und 6 Monate in den Knast.
Wolfgang Grobe hat den Prozess bis zum Ende vor dem Fernseher verfolgt. Der ehemalige Eintracht- und Bayern München-Profi kennt Hoeneß gut. Per „Handschlag“ hat er Grobe zum Mitarbeiter in der FCB-Scouting-Abteilung gemacht. Nun ist der ehemalige Abwehr-und Mittelfeld-Spieler weltweit unterwegs, um für den Münchner Club Fußball-Talente zu finden.
Wir haben Wolfgang Grobe in seinem Haus in Bevenrode zum WolfenbüttelHeute.de-Interview getroffen:
Ist es ein gerechtes oder ungerechtes Urteil?
Grobe: Das ist eine schwere Frage. Nach dem Gesetz ist es wohl gerecht?! Wenn es aber um den Menschen, Uli Hoeneß, geht vielleicht ungerecht, denn er hat ja auch viele gute Dinge getan. Allerdings, 27 Millionen Steuerschulden - da stellt sich eben die Frage?! Ich persönlich finde es schade, dass er ins Gefängnis soll. Ob es ein gerechtes oder ungerechtes Urteil ist, sollen andere bewerten.
Als Bayern-Scout kennen Sie Uli Hoeneß persönlich. Was geht in dem Bayern-Boss jetzt vor?
Grobe: Ich denke, es bricht eine Welt in ihm zusammen, weil sein Lebenswerk in Gefahr ist. Ich befürchte, dass er innerlich ein bisschen zerbricht. Es ist schade um so einen Menschen.
Haben Sie derzeit Kontakt zu ihm?
Grobe: Ich habe gestern abend versucht, ihn anzurufen und auf Band gesprochen. Ihm Glück gewünscht, dass alles gut aus geht für ihn. Leider ist es nicht ganz so gelaufen wie man sich das gedacht hat. Mal sehen , wie es weitergeht.
Wie wird der Verein auf das Urteil reagieren?
Grobe: Man musste damit rechnen, dass so etwas passiert und der FC Bayern ist so gut aufgestellt, dass da umsortiert wird. Ich habe es auch nur aus den Medien gehört, dass Kalle Rummenigge als Präsident gehandelt wird. Matthias Sammer ist da. Also, der Verein wird nicht zusammenbrechen. Es ist letztendlich nur das persönliche Leid von Uli Hoeneß.
Wie kann so ein cleverer Geschäftsmann wie Hoeneß diese gravierenden Fehler machen?
Grobe: Das ist eine gute Frage. Die kann ich leider auch nicht beantworten. Es ist nur schade, dass so etwas passiert. Man hat ja in den Berichten gesehen und gehört, dass er ein Spieler ist und das hat er wohl ein Leben lang gemacht und sich nun verzockt.
Hätten Sie ihm das zugetraut?
Grobe: Eigentlich nicht. Ich möchte trotzdem eine Lanze für Uli Hoeneß brechen, weil jetzt alle auf ihn einschlagen. Es gibt ein Sprichtwort: „Wer frei von Schuld ist, der schmeiße den ersten Stein.“ Es gibt kaum einen in Deutschland, der nicht schon einmal in Sachen Steuern oder Schwarzarbeit an die Grenze gegangen ist - im kleinen wie im großen Bereich. Die sollen jetzt alle mal ruhig sein.
Zur Person:
Wolfgang Grobe (26. Juni 1956 in Braunschweig) begann mit dem Fußball beim MTV Braunschweig.
1976 - 1982 bei Eintracht Braunschweig
1982 - 1986 bei Bayern München
Derzeit arbeitet er in der Scouting-Abteilung des FC Bayern. Zu Eintracht Braunschweig hat er nur noch wenig Kontakt.
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