Filmkritik: "Point Break" - Ein Kultfilm wird neu aufgelegt

von Jan Borner


Statt Keanu Reeves und Patrick Swayze, schlüpfen diesmal Luke Bracey und Edgar Ramírez in die Rollen von Utah und Bodhi.  Foto: Concorde Filmverleih GmbH
Statt Keanu Reeves und Patrick Swayze, schlüpfen diesmal Luke Bracey und Edgar Ramírez in die Rollen von Utah und Bodhi. Foto: Concorde Filmverleih GmbH | Foto: Privat



Wolfenbüttel. So eine Welle sollte es eigentlich nur etwa alle 50 Jahre geben. Trotzdem: Nur 15 Jahre nach dem Surfer-Kultfilm "Gefährliche Brandung" surft Bodhi wieder auf der Riesenwelle. Der Actionfilm von Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow aus dem Jahr 1991 wurde unter dem Originaltitel "Point Break" nämlich wieder neu aufgesetzt und ziemlich verdreht, um zu der aktuellen Youtube-Generation zu passen.

Das Verbrechen hatte seinen Reiz in Bigelows "Gefährliche Brandung". Verbrechen, wie Bodhi und seine Surfer-Crew, es damals, in den 90ern lebte, war nämlich reine Gesetzeslosigkeit - interpretiert als Freiheit. Die Adrenalin-verliebten Jungs lebten den Traum der Unbeschwertheit, Surfen, Fallschirmspringen, schwerelos, ohne Angst vor dem Tod und natürlich fernab aller Zwänge des Alltags. Um diesen Traum zu finanzieren, schlüpften sie lediglich dann und wann mal in die Rolle der Ex-Präsidenten: Verkleidet mit den Masken von Nixon und Co. überfielen sie nämlich erfolgreich und stets mit der gebotenen Höflichkeit Banken, um sich mit der Beute im Sack wieder ganz der Freiheit zu widmen. Verfolgt wurden sie dabei vom FBI-Agent Utah, der Surfen lernt, sich in die Gruppe infiltriert und beim Duft der Freiheit langsam nicht mehr weiß, welche Seite nun die Richtige ist. Gesellschaftskritisch war der Film neben all der Actionkunst schon damals: Es braucht zuerst den Bruch mit dem Gesetz, um aus dem Alltag in die Unbeschwertheit auszubrechen.

Respektlosigkeit oder Mut?


 Luke Bracey als FBI-Agent Utah.
Luke Bracey als FBI-Agent Utah. Foto: Privat



Ist es nun Respektlosigkeit oder Mut, den alten Kultfilm wieder neu aufzusetzen und so dem Flair der alten Bilder einen ganz neuen entgegenzusetzen? Wahrscheinlich ist es ein bisschen von beidem. Der neue "Point Break" ist an die Youtube- und Smoothie-Generation angepasst. Man sagt jetzt "Bro" zu seinen Kumpels, lässt sich von Energy-Drinks sponsern und hofft als Extremsportler auf möglichst viele Klicks und Follower. Im Grunde lässt sich der Film als eine Folge von Youtube-Clips verstehen, die durch eine Abwandlung der alten "Point Break"-Story miteinander verknüpft wurden. Die Story hat sich seit dem Original also keineswegs verbessert, aber die Actionszenen sind waghalsiger und natürlich in 3D. Aber auch das Motiv für die Verbrechen der Extremsportler rund um Bodhi hat sich verändert. Statt der reinen Unbeschwertheit geht es nun um Umweltschutz, die Achtung vor Mutter Natur und um soziale Gerechtigkeit - eben die Themen, die auch für Generation Y nach extremen Taten schreien. Es gibt also wieder ein moralisches Dilemma: Muss man für eine gerechte und ökonomische Welt erst die Gesetze brechen?

Product-Placement vor der Linse


Die neue "Point Break"-Version unterscheidet sich aber durch noch etwas anderes von dem alten Film, was ebenso typisch für die Gegenwart ist, wie Youtube und das Ideal eines ökologisch nachhaltigen Lebens: Product-Placement. Auf einem Hubschrauber blinkt das Logo eines Energy-Drinks und der Wagen des FBI-Agenten hält stolz das VW-Zeichen in die Kamera. Warum auch nicht? Irgendwie vermittelt das sogar den Eindruck von Realitätsnähe. Es stellt sich nur die Frage, ob den Wolfsburgern der ironische Twist bewusst war, dass die Öko-Extremsportler, die den ganzen Film über versuchen, der Natur etwas zurück zu geben, in einem VW verfolgt wurden.