Schladen. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Fördervereins Archäologie- und Landschaftspark Kaiserpfalz Werla e. V. am Dienstagabend konnte Bezirksarchäologe Dr. Michael Geschwinde eine kleine Sensation verkünden: Große Teile der Kaiserpfalz waren offenbar in Gips gegossen.
"Alles was über die Architekturgeschichte der Werla geschrieben wurde, kann man vergessen", ist sich Geschwinde sicher. Ausgangspunkt für die neue Entdeckung waren die zahlreichen Gipstrümmer, die bei den Ausgrabungen 2015/2016 gefunden wurden. Auf diese konnten sich die Wissenschaftler zunächst keinen Reim machen. "Erst im November letzten Jahres habe ich den entscheidenden Hinweis bekommen, der sich auf alte Kirchenbauten in Schleswig-Holstein bezog", erzählt Geschwinde. Diese seien nicht aus Stein gebaut sondern in der sogenannten Kletterschaltechnik in Gips gegossen.
Repräsentative Bauten in kurzer Zeit
Auf diese Weise ließen sich in kürzester Zeit und auch mit ungelernten Arbeitern repräsentative Gebäude errichten. Dass dies auch für Kaiser Heinrich I. und die Kaiserpfalz Werla gilt, da ist sich Michael Geschwinde sicher. Schon ein Bericht des Bauforschers Uvo Hölscher aus dem Jahr 1924 gibt Hinweise auf die Gips-Bauweise. Und die Nachteile der witterungsanfälligen Kletterschaltechnik könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Kaiserpfalz später nach Goslar verlagert wurde. "Der Gips ruhte auf einer Holzkonstruktion. wenn diese nach 50, 60 Jahre anfing zu verrotten, ließ sich das Gebäude kaum mehr reparieren", so der Archäologe.
Vor allem der Zentraltrakt und die Kirche waren nach Geschwindes Ansicht aus Gips, das neu errichteteWesttorsei wohl authentisch, da es damals der Verteidigung diente und daher aus Stein gewesen ist.
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