Wolfenbüttel. In dieser Woche steht im ehemaligen Hofbeamtenhaus Kanzleistraße 4 in Wolfenbüttel ein besonderes Jubiläum an: Die dort residierende Johannis-Freimaurerloge „Wilhelm zu den drei Säulen“ begeht ihr 175. Stiftungsfest. Das Jubiläum soll im Rahmen mehrerer Veranstaltungen in der Stadt gebührend gefeiert werden. Darüber informiert die Loge in einer Pressemitteilung.
Die interessierte Öffentlichkeit ist zu einer achtwöchigen Ausstellung über die Historie und Gegenwart der Freimaurerei im Bürgermuseum der Stadt Wolfenbüttel, Prof.-Paul-Raabe-Platz 1, eingeladen. Die Schau wird am Donnerstag, 8. September, um 11 Uhr, exakt am „Geburtstag“ der Logengründung im Jahr 1847, offiziell eröffnet. Präsentiert werden der Sinn und die Inhalte der Freimaurerei, die Tradition der Wolfenbütteler Loge sowie die Einbindung dieses Bruderbundes in das gesellschaftliche Leben der Stadt.
Festakt im Lessingtheater
Der zentrale Festakt der Loge mit rund 200 geladenen Gästen findet am Samstag, 10. September, 17 Uhr, im Lessingtheater statt. Dazu werden unter anderem Landrätin Christiana Steinbrügge und Bürgermeister Ivica Lukanic erwartet. Geplant ist ein Bühnengespräch zwischen Prof. Dr. Isabell Vanessa Reinwand-Weiss, Direktorin der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel und Professorin für Kulturelle Bildung an der Universität Hildesheim, und dem Freimaurer Bastian Salier aus Leipzig, Verleger, Autor und Publizist sowie Herausgeber der freimaurerischen Zeitschrift „Humanität"." Dieses Zwiegespräch soll die zu erwartende gesellschaftliche Entwicklung thematisieren. Im Gespräch soll herausgearbeitet werden, auf welche relevanten Veränderungen, insbesondere auch regional, sich Logen zukünftig einstellen müssen und wie sie darauf reagieren sollten. Weiterhin sind interne Veranstaltungen geplant.
Der Loge „Wilhelm zu den drei Säulen“ gehören gegenwärtig rund 70 Mitglieder an - aus Wolfenbüttel sowie der Region und aus allen Teilen der Gesellschaft. Sie sprechen sich untereinander als „Brüder“ an und gruppieren sich in die drei Grade Lehrling, Geselle und Meister. Vorsitzender und Meister vom Stuhl ist zurzeit Dr. Georg Backhaus, ehemals Agrarwissenschaftler und Phytomediziner.
Wolfenbüttels erster Freimaurer: Lessing
Die Stadt Wolfenbüttel erfuhr erste freimaurerische Berührungen durch Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), welcher ab 1770 bis zu seinem Tod in Wolfenbüttel als Herzoglicher Bibliothekar arbeitete. Der wohl bedeutendste Dichter der deutschen Aufklärung war 1771 in Hamburg von der Loge „Zu den drei Rosen“ aufgenommen worden, in Wolfenbüttel indes blieb ihm seinerzeit die Gründung einer Freimaurerloge verwehrt. Es dauerte bis zum Jahr 1847: Am 8. September, ein Mittwoch, installierte der Meister vom Stuhl der Braunschweiger Loge „Carl zur gekrönten Säule“, Franz Heinrich August Lachmann, die Wolfenbütteler Loge „Wilhelm zu den drei Säulen“. Erster Meister vom Stuhl wurde Kreisgerichtsdirektor Hermann Voges. Zuvor hatte der Herzog Wilhelm von Braunschweig, daher der Name der Loge, die Protektion übernommen.
Das Logenhaus an der Kanzleistraße erwarben die Wolfenbütteler Brüder im Jahr 1882. Das repräsentative Gebäude unmittelbar neben der alten Reichskanzlei (heute: Braunschweigisches Landesmuseum) war 1597 im Renaissancestil errichtet worden. Es diente anfangs als Hofbeamtenhaus (1597-1770), folgend bis 1851 als Privathaus und zuletzt als Kreisgericht. Heute hat das repräsentative Haus seinen besonderen Platz im denkmalsgeschützten Gebäudeensemble der Stadt mit ihren mehr als 1.000 Fachwerkhäusern. Und es gilt es als eines der schönsten Logenhäuser in ganz Niedersachsen.
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