Wolfenbüttel. Alle Jahre wieder… wundern wir uns, wenn wir im September die ersten Lebkuchen, Stollen und Spekulatius im Supermarkt sehen. Das kann doch nicht sein, denken sich da der eine oder andere Wolfenbütteler. Einige sind gerade erst aus dem Urlaub zurückgekommen, haben noch Sonne, Strand und Meer im Kopf und an den Füßen. Und nun werden Sie zuhause nicht nur mit dem kühleren Wetter, sondern auch schon mit den ersten Lebkuchen überrascht.
Dass Weihnachtsartikel bereits seit einigen Wochen in dem Markt erhältlich sind, kommt bei den Kunden unterschiedlich an. "Das ist wirklich albern. Ich habe das Gefühl, dass es immer früher wird. Ich würde die Sachen jetzt noch nicht kaufen. Es würde ja auch noch gar nicht schmecken. Ich brauche dafür die richtige Atmosphäre", sagt Volker Laucke. Die Weihnachtsware hat er wahrgenommen – aber bewusst übersehen.
Auch Petra Heyer hat lieber Salat und Toastbrot anstatt Lebkuchen gekauft. "Ich finde das nicht gut. Es ist noch viel zu früh und verdirbt die Weihnachtsstimmung. Anfang November wäre in Ordnung und völlig ausreichend", sagt sie. Immerhin: In den ersten Wochen, also von Auslieferung Anfang September bis Ende November, verkauft der Lebensmitteleinzelhandel Christstollen und Lebkuchen bedeutend mehr als im Dezember. Im Dezember beziehungsweise kurz vor Weihnachten sei der Verkauf solcher Artikel dagegen eher schleppend. Grund: Die Kunden backen dann lieber selbst Plätzchen.
Und daher werden die Weihnachtsleckereien jetzt schon in den Regalen präsentiert? Genau. Denn die Menge an Lebkuchen, die von den Geschäften eingekauft wird, will natürlich auch verkauft werden. Allein deswegen ist es schon zwingen erforderlich, den Verkaufsstart frühzeitig zu beginnen. Die drei Monate Vorlauf sind also aus rein kaufmännischer Sicht kein Fehler. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass die Lebkuchen nach dem 24. Dezember nahezu unverkäuflich sind. Dann will die schlichtweg keiner mehr haben. Das ist auch der Grund, warum die Lebkuchen häufig kurz vor Weihnachten ausverkauft sind. Die Märkte müssen den Abverkauf der Waren eben so gut planen, dass sie nach Weihnachten möglichst nicht darauf sitzen bleiben. Im Händlerdeutsch werden die Weihnachtsleckereien daher auch "Herbstgebäck" genannt. Klingt komisch, ist aber zumindest zeitlich korrekt. Der frühe Verkauf der Lebkuchen hat zudem noch einen psychologischen Aspekt. So verlängert sich die Vorfreude auf Weihnachten – und je länger die Vorfreude, desto mehr Geld wird in den Geschäften ausgegeben.