Klein Flöthe. Im Rahmen der Reihe zur Berichterstattung aus dem Harzvorland, verbunden mit historischen Kutschfahrten ging es nun nach Flöthe.
Auf dem Hof von Heinrich Beyes hat der Frühling Einzug gehalten. Hofhund „Benno“ genießt die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und lässt sich genüsslich über den Bauch streicheln. Die Pferde „Wotan“ und „Wieland“ warten schon ungeduldig. Gleich geht die Kutschfahrt los. Sie sind Geschwister und Wallache der Welsh-Cob-Rasse und stammen aus der eigenen Zucht von Beyes. Dieses bereits in dritter Generation. Nun können sie die sonntägliche Ausfahrt nach der ersten Fütterung in den frühen Morgenstunden kaum erwarten. Feldweg und Wald statt Weide. Das Geschirr wird fachmännisch über das langsam zurückgehende Winterfell angelegt und es heißt: „Aufsteigen!“. Wärmende Decken für die Mitfahrer liegen bereit.
Über die Felder rund um Klein Flöthe geht es in den Oder. Trapp, Trapp – Trapp, Trapp. Das rhythmische und gleichmäßige Klappern der Hufe beruhigt. Schnell kehrt eine wunderbare Stille mitten in der Natur ein. Smartphone, Handy oder Tablet? Nein. Danke. Schwärme von Staren begleiten den Ausflug und „Meister Lampe“ springt wild und ungestüm umher.
Hofhund „Benno“ genießt die Mittagssonne und das Streicheln. Foto:
Im Oder säumen große Mengen von frisch geschlagenem Holz die Route. Große Wildschweinsuhlen weisen auf die „Schwarzkittel“ hin. Ein erster Halt. Schneeglöckchen, schon fast verblüht, zeichnen ein malerisches Bild auf den Waldboden. Geschichten und Anekdoten rund um erlebnisreiche Kutschfahrten machen die Runde. Ob das „Cuxhavener Schloß“, querende Wildschweinrotten oder sogar die Sichtung von einem Luchs. Die Zeit vergeht wie im Fluge.
Die Amaryllis des Nordens im Küchental
Fröhliche Begegnung mit einer Wandergruppe im Küchental. Foto: Meißler
Die Fahrt führt in das Küchental. Auf dem Parkplatz und den zuführenden Straßen herrscht bereits am frühen Vormittag viel Betrieb. Kraftfahrzeuge aus Braunschweig, Goslar, Salzgitter und Wolfenbüttel kündigen Besucher aus der gesamten Region an. Mit Kind und Kegel geht es zum einmaligen Märzenbechervorkommen in den Oderwald. Eine Hinweistafel informiert ausführlich und umfassend über die „Amaryllis des Nordens“. Der Blumenteppich nimmt kein Ende und gestaltet mit wunderbaren Farbtupfern den Frühling. Anmutend wie ein impressionistisches Gemälde. Frühblüher wie Lerchensporn, Aronstab, Lungenkraut, Scharbockskraut und Leberblümchen gesellen sich hinzu. Der Oderwald ist ein botanisches Wunder. Wanderer bleiben stehen und erfreuen sich sichtlich an dem Naturschauspiel. Pferde und Kutsche werden bewundert und bestaunt. Zeit für ein Gespräch und Foto.
Geheimnisvolle Weihnachtsbäume
Die Märzenbecher blühen in voller Pracht und bilden einen Blumenteppich. Foto:
Am Wegesrand stehen auf halber Strecke zwei Bäume, die noch einige Streifen Lametta tragen. Hier, so wird erzählt, geschehen in der Vorweihnachtszeit geheimnisvolle Dinge. Wie von Geisterhand werden über Nacht Kugeln und Baumschmuck liebevoll angehängt. Die geschmückten Weihnachtsbäume als das Symbol der besinnlichen Tage. Ein „Gästebuch“ liegt zudem für Vorbeikommende bereit und Eintragungen oder Sprüche kommen hinzu.
Steinbruch für Fundamente von Fachwerkhäusern
Der Weg im Küchental führt steil hinauf zum ehemaligen Steinbruch im weißen Kreidekalkstein. Er lieferte in vergangenen Zeiten das wichtigste Material für den Bau des Untergrundes von Fachwerkhäusern. Heute ein Bestandteil des sehenswerten Oderwald-Geo-Pfades.
Am „Alten Ziegeleiteich“
Am „Alten Ziegeleiteich“ im Oderwald. Fast unheimlich. Foto:
Der nächste Halt bietet ein seltenes Naturschauspiel der besonderen Art: Der „Alte Ziegeleiteich“. Fast urwaldähnlich mutet die Vegetation rund um den kleinen See an. Umgestürzte Bäume und wildes Gestrüpp verleihen dem Ort eine mystische Atmosphäre wie in einem Fantasy-Film. Dieses wertvolle Feuchtbiotop bietet den Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt und ist zugleich ein sehr begehrtes Fotomotiv.
Die „Flöther Kuhle“
Dass die Flöther für ein geselliges Beisammensein und manche gemütliche Feier auch in den nahen Oderwald gewandert und gefahren sind, liegt auf der Hand. Dort, in der sogenannten „Flöther Kuhle“ fand sich die Gemeinschaft oft und gern zusammen. Doch vor einigen Jahren wurde die Idylle durch die Entdeckungen einer Biologin unerwartet gestört. Erst unter Androhung der Auferlegung von Bußgeldern wurde der Platz nicht mehr genutzt. Zur Sicherheit versperrt nun ein riesiger Baumstamm die Zufahrt.
Begleitet von der wärmenden Mittagssonne neigt sich die Kutschfahrt dem Ende entgegen. Hofhund „Benno“ begrüßt freudig die Ankommenden. Für „Wotan“ und „Wieland“ geht es zurück in den Stall. Sie haben sich das Ausruhen redlich verdient. Bald geht es wieder zu romantischen Kutschfahrten durch blühende Felder und grüne Wälder im reizvollen und geschichtsträchtigen Harzvorland. Wohin? Das wird noch nicht verraten.
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