Wolfenbüttel. Ihr Aussehen stand schon oft im Mittelpunkt von Diskussionen: die Friedenstanne auf dem Wolfenbütteler Stadtmarkt. Seit 1962 findet sie den Weg aus Norwegen in die Lessingstadt und ist ein Geschenk der ortsansässigen Loge "Zur Bundestreue" und ihrer norwegischen Druiden-Brüder an die Wolfenbütteler. Sie ist ein Symbol der Völkerverständigung, des Friedens und der Hoffnung. Muss sie dafür gut aussehen?
Nein, ganz und gar nicht! Und wer da in den zahlreichen Facebook-Kommentaren zum Aussehen des Baumes schreibt "Für so eine Tanne kann man sich nur schämen", dem sei gesagt, dass einem der Scham doch eher für solch einen Beitrag überkommen solle. Sieht die Tanne gut aus? Nein, ein optischer Kracher ist sie in diesem Jahr nun wirklich nicht und sie erinnert eher an die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum. Aber sie muss auch gar nicht gut aussehen. Wir sind mal wieder so oberflächlich unterwegs, dass wir die inneren Werte - in diesem Fall - die Botschaft gar nicht sehen.
Anlässlich des 50. Gründungsfestes der Druiden-Loge 1962 und unter dem Eindruck der Teilung Deutschlands und des Kalten Krieges wurde von den norwegischen und deutschen Brüdern spontan beschlossen, jährlich zu Weihnachten eine Tanne als Mahnung zum Frieden auf dem Wolfenbütteler Stadtmarkt aufzustellen. Und obwohl die deutsche Teilung mittlerweile in die Geschichte eingegangen ist, wird die Tradition der Friedenstanne, verbunden mit dem Wunsch nach einem friedlichen und respektvollen Miteinander der Menschen in der ganzen Welt beibehalten.
Es ist gut, dass Mutter Natur uns diesen Baum hat so wachsen lassen wie er ist. Die Friedenstanne hätte sonst vermutlich weniger Beachtung gefunden und uns ihre Botschaft nicht so deutlich vor Augen geführt. Angesichts der furchtbaren Lage vieler Menschen in der Welt, aber auch unserer gespaltenen Nation darf der Ruf nach Frieden und Respekt nicht verstummen. Daran sollten wir uns erinnern, wenn die Tanne am ersten Advent geschmückt im Lichterschein erstrahlt.
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