Wolfenbüttel. Am 30. Januar findet die dritte Verhandlung über einen neuen Entgelttarifvertrag für die Unternehmen der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie und Mineralbrunnenindustrie Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt statt. Einer der davon betroffenen Betriebe in der Region ist die Mast Jägermeister SE in Wolfenbüttel mit ihrem Produktionswerk in Linden. Das berichtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am heutigen Mittwoch.
Die Gewerkschaft NGG fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter für zwölf Monate um 15 Prozent, mindestens 500 Euro rückwirkend zum 1. Januar 2024. Die ersten beiden Verhandlungen im November und Dezember hätten ergebnislos geändert. Die Arbeitgeber würden auf einer zweijährigen Laufzeit und boten zuletzt 200 Euro und eine Inflationsausgleichsprämie von 600 Euro für das Jahr 2024 an und weitere 3,5 Prozent für 2025 beharren, heißt es in der Mitteilung der NGG.
Mitarbeiter legen Arbeit nieder
Wie in vielen Branchen, seien die Tariferhöhungen aus dem letzten Tarifabschluss im Frühjahr 2022 durch die folgende hohe Inflation zum Reallohnverlust geworden. Die Reallöhne der Branche sanken um 4,7 Prozent gemessen an der Kaufkraft. Einige der Betriebe in diesem Tarifgebiet seien durch Saisongeschäft geprägt und seit Jahren einem geänderten Konsumverhalten und einem hart umkämpften Markt ausgesetzt. Für das Unternehmen Mast Jägermeister SE würde dies jedoch nicht gelten.
Nach zwei Rekordjahren in 2021 und 2022 gehöre es zu den stabilen und erfolgreichen Betrieben im Tarifgebiet. Die gute Ergebnislage werde traditionell auch dazu genutzt, den Beschäftigten vielseitige Benefits zu gewähren. Das Tarifentgelt sei jedoch Sache von Tarifverhandlungen und die Beschäftigten der Branche würden mit Nachdruck und mit Warnstreiks weiterhin eine spürbare Lohnerhöhung vor der nächsten Verhandlung am 30. Januar in Hannover forden. Dafür legen die Beschäftigten der Jägermeister SE heute die Arbeit für zwei Stunden nieder im Zeitraum von 13 bis 15 Uhr, Streikort ist vor dem Haupttor des Produktionswerk in Wolfenbüttel-Linden.
„Warnstreiks gehören mit Sicherheit zu den Sternstunden demokratischer Teilhabe für die Beschäftigten im Betrieb. Bei Jägermeister wurde jahrzehntelang nicht gestreikt. Mag sein, dass diese Sternstunde heute aus Unternehmenssicht eher als unnötige Aktion angesehen sein. Sie dürfte aber vor allem eine Lehrstunde in Sachen Kulturwandel sein. Wir gehen davon aus, dass Jägermeister das sportlich meistert und eine spürbare Lohnerhöhung verkraften wird“, sagt Katja Derer, Geschäftsführerin der NGG Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz und zuständig für die Branche in der Region.
Das sagt Jägermeister:
Hintergrund
Dem Tarifgebiet obst- und gemüseverarbeitende Industrie und Mineralbrunnenindustrie Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt gehören zwölf Betrieb an. Seit dem 03. Januar läuft eine erste Warnstreikwelle, davon betroffen waren bisher fünf Betriebe: Vilsa Brunnen in Bremen, Eckes-Granini in Bad Fallingbostel, Bad Pyrmonter in Hameln-Pyrmont, Refresco in Calvörde und Göbber in Eystrup. Heute folgen die Beschäftigten der Mast Jägermeister SE. Am 30. Januar wird weiterverhandelt.