Gespräch am kantigen Tisch: Umweltminister Röttgen besucht erstmals Asse II

von jd




[image=5e1764d1785549ede64cd0de]Bundesumweltminister Norbert Röttgen hat am Montag zum ersten Mal das Endlager Asse besucht. Auf dem Weg zur Besichtigung der Schachtanlage stellte er sich an einem „runden Tisch“ den Fragen der Bürger. Empfangen wurde er von rund 100 Demonstranten und Pressevertretern, schätzte die Polizei.

Eigentlich wollte Röttgen heute nicht mit den Bürgern sprechen. Er habe einen sehr engen Zeitplan, hieß es. Von Seiten der Bürgerinitiativen wurde aber ein runder Tisch gefordert, an den der Minister kommen sollte. Doch die Planung für Röttgens Assebesuch sah das nicht vor.

Einen Tisch gab es dennoch. Zwar eckig und aus Klapptischen zusammen gestellt, aber er war da, vor dem Eingangstor zur Schachtanlage. Und Röttgen kam. Er blieb stehen, anstatt zu sitzen, aber er blieb – über eine halbe Stunde lang. Begleitet von friedlichen Protesten und nur gestört durch gelegentliche Zwischenrufe und Pfiffe beantwortete er die Fragen der Demonstranten und nahm eine Liste mit 3000 Unterschriften entgegen.

„Es ist passiert, jetzt muss es raus“, sagte Röttgen. „Und zwar muss es schnellstens raus und so, dass Menschen und Umwelt nicht gefährdet werden.“ Diesen Nachsatz nehmen ihm viele Bürger übel. Die Sicherheit sei ein Vorwand, um die Rückholung zu verzögern, wirft ihm zum Beispiel Christiane Wagner vor. Auch, dass technische Schwierigkeiten der Grund sein sollen, können viele nicht glauben. Ein Bürger vermutete, dass es politisch gewollt sei, die Entscheidungen hinauszuzögern. Röttgen verwies daraufhin wieder auf die Risiken, die die Rückholung berge und die es zu minimieren gelte. Zwischenrufe erntete er mit der rhetorischen Frage: „Warum sollte ich oder jemand anders ein Interesse an einer Verschleppung des Ganzen haben?“

Beunruhigt waren die Bürger vor allem wegen der Nachricht, dass dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) unter Wolfram König Kompetenzen entzogen werden sollen oder das BfS gar komplett zerschlagen werden solle. Regina Bollmeier, Bürgermeisterin der Samtgemeinde Asse, betonte, dass zu König und dem BfS ein vertrauensvolles Verhältnis bestehe. Röttgen stellte klar: „Sie können sich darauf verlassen, dass das BfS bleibt und die Aufgabe hier erfüllen wird.  Das Ziel lautet: Rückholung der Abfälle. Dass sich das ändern soll, ist eine Fehlinformation und sollte Sie offenbar verunsichern, was ja auch gelungen ist, wie es scheint.“ Das BfS behalte weiterhin uneingeschränkt die Verantwortung für die Sanierung der Asse und die Rückholung der eingelagerten Fässer. Das Institut, das in Bonn geschaffen werden soll, werde sich mit der Endlagersuche unter geologischen Gesichtspunkten beschäftigen und werde das BfS nicht einschränken, sagte Röttgen.

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Auf die Frage, wann er wiederkommen wolle, um mit Bürgern in einem größeren Rahmen über die Asse zu sprechen, sagte der Minister, er werde alles daran setzen, einen solchen Termin im Sommer möglich zu machen. „Aber seien Sie mir nicht böse, wenn es Herbst wird – meinen Terminkalender bis dahin kann ich gerade nicht überblicken.“

Insgesamt war die Reaktion der Demonstranten  auf Röttgens Gesprächsbereitschaft. Petra Diepenthal-Fuder drückte das so aus: „Es entsprach den Erwartungen insofern, dass wir nicht mehr erwartet haben.“ Es sei außerdem höchste Zeit gewesen, dass der Minister die Anlage besucht. "Es hat zwei Jahre gedauert, bis er kommt. Das ist ein Skandal", sagt Diepenthal-Fuder. Heike Wiegel vom Verein AufpASSEn hofft, dass Röttgen sich noch klarer äußert, als er es heute tat. Sie freue sich aber, dass er einer öffentlichen Veranstaltung im Sommer zugesagt hat. „Außerdem muss er jetzt den Auftrag erteilen, dass ein Konzept erarbeitet wird“, fordert Wiegel.

Röttgen traf sich nach dem spontanen Bürgergespräch mit der Asse-Begleitgruppe.[gallery orderby="ID"]






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