In einem Werkstattgespräch am Donnerstag, 21. Februar 2013, um 14.15 Uhr im Seminarraum des Zeughauses erläutert Elizabeth Harding am Beispiel des Helmstedter Professoren Haushalts verschiedene akademische Lebensentwürfe der frühen Neuzeit.
Mit der Reformation hielt an sämtlichen protestantischen Universitäten im Alten Reich das neue Ideal der Ehe Einzug. Nicht wenige Professoren heirateten fortan Töchter oder Witwen ihrer Kollegen und bildeten über den Heiratskreis ein gelehrtes Netzwerk. Auch auf institutioneller Ebene findet sich diese Familiarisierung der Universität. Seither wurde etwa die Lehrstellenbesetzung von verwandtschaftlichen Bindungen bestimmt. Es kam so zur gewissermaßen erblichen Weitergabe von Professuren. Die Forschung fasst diese Phänomene unter den Begriff der „Familienuniversität“. Demgegenüber ist allerdings auch bekannt, dass sich die Universitätsprofessoren bisweilen mit Ehe und Familiengründung schwer taten und die Diskussion, ob ein Gelehrter heiraten sollte, in der Geschichte mehrfach Konjunktur hatte. Besonders in der Zeit nach 1700 dokumentierten Beobachter unterschiedlicher Universitäten die hohe Zahl akademischer Junggesellen.
Der Beitrag setzt an diesen ungleichen Lesarten zum Verhältnis von Universität und Familie an. Anliegen ist es, am Beispiel der Universität Helmstedt (1576-1810) das Konzept der „Familienuniversität“ zu beleuchten und mit Blick auf die Praktiken zu konkretisieren. Ausgehend vom Umgang mit der Familie sollen so neue Perspektiven für die Erforschung der Universität als Ort der Gelehrsamkeit eröffnet werden.
Dr. Elizabeth Harding studierte Geschichte, Angewandte Kulturwissenschaften und Kommunikationswissenschaften an der Universität Münster. Seit 2010 arbeitet sie in der Forschungsabteilung der Herzog August Bibliothek an ihrem Forschungsprojekt und ist zusätzlich seit 2012 in der Abteilung für Stipendienprogramme tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Adels- und Universitätsgeschichte, ein besonderer Fokus liegt dabei auf Verwandtschaftskonzepten und materieller Kultur.