Die feierliche Wiedereröffnung des Anna-Vorwerk-Hauses findet am Mittwoch, 26. Juni 2013 um 11.30 Uhr in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta statt. Die Wüstenrot Stiftung hat das Haus im Rahmen ihres Denkmalprogramms als Bauherr gemeinsam mit der Gesellschaft der Freunde der Herzog August Bibliothek und mit finanzieller Unterstützung des Landes Niedersachsen und der Stadt Wolfenbüttel seit 2011 saniert.
„Das Anna-Vorwerk-Haus ist nicht nur als Denkmal wichtig, sondern auch aufgrund seiner Nutzung durch die Stipendiaten und Gastforscher. Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und die internationale Wissenschaftsgemeinschaft auf diese Weise zu unterstützen“, so der Vorstandsvorsitzende der Wüstenrot Stiftung Wulf D. von Lucius.
Die Sanierung des Anna-Vorwerk-Hauses wurde maßgeblich von der Wüstenrot Stiftung, in Verbindung mit der Eigentümerin, der Gesellschaft der Freunde der Herzog August Bibliothek, durchgeführt und zu etwa 80% finanziert. Die Wüstenrot Stiftung steuert 2,85 Millionen Euro zu der Baumaßnahme hinzu, die insgesamt 3,4 Millionen Euro kostet. Die restlichen Finanzmittel werden vom Land Niedersachsen, dem Bund, von der Stadt Wolfenbüttel und von der Gesellschaft der Freunde aufgebracht.
Das Haus beherbergte früher die Büros mehrerer Abteilungen der Bibliothek. Nach der Sanierung soll sich die Nutzung des Gebäudes ganz auf die Stipendien- und Tagungsprogramme konzentrieren, deren Pflege an diesem Ort seit fast 40 Jahren eine Tradition hat. Neben dem Stipendiensekretariat werden Studienräume für Stipendiaten eingerichtet. An der Bibliothek tätige Gastforscher werden sich täglich beim mittäglichen Stipendiatenkaffee im Saal oder im Garten treffen und untereinander austauschen. Der große Saal fungiert auch als Raum für Vorträge und Empfänge. Hier präsentieren die Stipendiaten in regelmäßigen Kolloquien ihre Forschungsergebnisse, und hier finden Vorstellungen der hauseigenen Forschungsprojekte statt. Mit einer Gemeinschaftsküche bietet das Haus nicht nur den Stipendiaten, sondern auch Studierenden, die an Gastseminaren oder Sommerkursen teilnehmen, die Möglichkeit, beim Kochen und Essen ihre Gespräche mit ihren Dozenten fortzusetzen. So wird das Haus nach seiner Sanierung noch intensiver als in der Vergangenheit einen unverzichtbareren Eckstein des kommunikativen Austausches zwischen Mitarbeitern, Gästen und Stipendiaten bilden können.
Nachdem im Jahr 2006 erstmals schwere Schäden am Anna-Vorwerk-Haus entdeckt worden waren, wurden umfangreiche Voruntersuchungen erforderlich, bis schließlich im Oktober 2011 mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden konnte. 2008 wurde von der Wüstenrot Stiftung eine Machbarkeitsstudie erstellt und das Projekt in ihr Denkmalprogramm aufgenommen. Das Zusammentreffen von bedeutsamer Architektur und Pflege hochrangiger Kultur im Rahmen des weltweit geschätzten Stipendienprogrammes der Herzog August Bibliothek macht das Haus zu einem hochwertigen Denkmal. Ungewöhnlich ist dieses Projekt für die Wüstenrot Stiftung, weil sie sich mit Fördermaßnahmen im Denkmalprogramm sonst ausschließlich auf Baudenkmäler aus der zweiten Hälfte der 20. Jahrhunderts konzentriert. Die Wüstenrot Stiftung legt in den von Ihnen geförderten Denkmalprojekten besonderen Wert auf die Bauherrenschaft, die hier gemeinsam mit der GdF bestand, und sie beteiligt sich aktiv und konstruktiv vor Ort an der Durchführung der Baumaßnahmen. Sie wird dabei von einem fachübergreifend besetzten wissenschaftlichen Beirat beraten, dem Berthold Burkhardt (Braunschweig) Adrian v. Buttlar (Berlin) und der am 1. Juni verstorbene Norbert Huse (München) angehören.
Das Anna-Vorwerk-Haus in Wolfenbüttel, das mit seinem heutigen Namen an die im späten 19. Jahrhundert dort wohnende Reformpädagogin Anna Vorwerk erinnert, verbirgt auf den ersten Blick sein Alter und seine Konstruktion. Eine Jugendstil-Putzfassade prägt die zur Straße gerichtete Seite des um 1700 vom braunschweig-lüneburgischen Landbaumeister und Architekten Hermann Korb erbauten Fachwerkhauses. Paul Eyferth, Bürgermeister der Stadt und Bewohner des Hauses, ließ sie im Rahmen umfassender Modernisierungsarbeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufbringen. Heute macht die Fassade, neben schablonierten Farbfassungen und Bemalungen von Wänden und Decken, Tapetenfragmenten, zahlreichen Fenster- und Türausstattungen verschiedener Bauphasen sowie dem Balkonanbau an der Rückseite, den wesentlichen Denkmalwert des Gebäudes aus. Die Jugendstilfassade konnte komplett erhalten werden, lediglich partiell wurden geschädigte Fachwerkteile ausgetauscht. Diese Arbeiten erfolgten von der Innenseite, ohne die Putzfassade von außen zu beschädigen.
Nach einer Begrüßung durch den Präsidenten der Gesellschaft der Freunde der Herzog August Bibliothek (GdF), Manfred Flotho, und den Vorsitzenden des Vorstandes der Wüstenrot Stiftung, Wulf D. von Lucius, werden der Bürgermeister der Stadt Wolfenbüttel, Thomas Pink, sowie ein Vertreter des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur Grußworte an die Gäste richten. Helwig Schmidt-Glintzer, Direktor der Herzog August Bibliothek, spricht über die Bedeutung des Stipendienprogrammes für die Herzog August Bibliothek, gefolgt von Helge Pitz, der als verantwortlicher Architekt die heutigen Ansprüche an die Bewahrung wertvoller Baudenkmale darlegt. Im Anschluss an die Festveranstaltung gibt es eine Führung durch das in Stand gesetzte Anna-Vorwerk-Haus.
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