Heißschaum statt Herbizide: besser für die Umwelt – schlechter für den Haushalt

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Der Verwaltungsausschuss hatte im März – einem Antrag der Grünen (WolfenbüttelHeute.de berichtete) folgend – die Verwaltung beauftragt, das Heißwasser-Schaum-System in der Stadt Wolfenbüttel auf den Flächentypen zu testen, auf denen bisher Herbizide eingesetzt werden. Die Städtischen Betriebe Wolfenbüttel (SBW) erhielten dazu den Prüfauftrag; das Ergebnis wurde am Freitag im ABW/SBW-Ausschuss vorgestellt.

Bisher setzen die SBW zur Wildkrautbekämpfung Herbizide auf genehmigten Flächen ein (Pflasterflächen insbesondere in der Innenstadt, Tennenflächen auf Sportplätzen, wassergebundene Decken, Herkulesstaude). Im Durchschnitt würden etwa 15 Liter Round Up und 0,7 Liter  Garlon4  jährlich ausgebracht. Die Wildkrautbekämpfung erfordere einen Personalaufwand von zirka 200 Stunden (10000 Euro), bei etwa zwei Anwendungen pro Jahr.

Die Recherche habe ergeben, dass sich auf dem Markt zwei Anbieter für entsprechende Geräte befänden. Die jeweils angebotenen Geräte seien, soweit erkennbar, in ihrer Funktionsweise identisch. Für die Testphase solle ein Gerät angemietet werden. Die wochenweise Miete sei bei beiden Herstellern möglich. Die Hersteller empfehlen eine dreimaligen Einsatz jährlich. Die Gesamtmietkosten (brutto) würden somit 7500 Euro betragen. Die Geräte würden zwischen 900 bis 1500 Liter Wasser pro Stunde verbrauchen. Drei Liter Schaumkonzentrat benötige man auf 1000 Liter Wasser. Hinzu kämen auch noch rund 6,5 Liter Diesel/Heizöl pro Stunde für den Betrieb.

Mit den Geräten könnten je nach Typ Flächen zwischen 200  und 500 Quadratmetern in der Stunde behandelt werden. Das gelte natürlich nur für große zusammenhängende Flächen, wie zum Beispiel Tennenflächen auf Sportplätzen. Die Flächen in der Innenstadt seien jedoch kleinteilig und könnten nicht auf Quadratmeter-Angaben umgerechnet werden. Unterstelle man einmal den gleichen Stundenansatz wie beim Herbizid-Einsatz, würden sich bei drei Anwendungen jährlich 300 Stunden ergeben, also 100 Stunden oder zirka 5000 Euro mehr als beim zweimaligen Herbizid-Einsatz mit 200 Stunden. Hinzu kämen noch die Zeiten, in denen das Wasserfass – bei einem 1000-Liter-Fass stündlich –  aufgefüllt werden müsse (Zeitaufwand etwa eine Stunde). Das entspreche etwa 270 Stunden für das Füllen des Wasserfasses (13500 Euro).

Wie die SBW herausfand, haben das Julius Kühn Institut und das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Landes Sachsen das Verfahren schon einmal auf seine Wirksamkeit untersucht (2006 – 2011). Dabei kam heraus, dass Heißschaum besser als Heißwasser(dampf) allein wirke.  Alle Unkrautarten würden jedoch nicht beseitigt; zwei bis Anwendungen bei mehrjährigen Unkräutern seien nicht ausreichend. Die Kombination aus verschiedenen Methoden sei sinnvoll. Diese Erfahrungen habe auch die Stadt Schleswig gemacht. Diese setze das Heißwasser-Schaum-Verfahren seit drei Jahren ein. Wildkraut werde beseitigt, allerdings müsse das Verfahren in den ersten Jahren monatlich eingesetzt werden, um Erfolg zu haben, später im Sechs-Wochen-Rhythmus. Das Verfahren sei sehr material- und personalkostenintensiv und liefere unterm Strich keine schnellen Erfolge.

Die Kosten für die Testphase beziffern die SBW auf rund 15200 Euro. Würde sich die Stadt dann entscheiden, in Zukunft auf den Einsatz von Herbiziden zu verzichten, müssten etwa – so die aktuelle Schätzung – 42270 Euro pro Jahr im Haushalt angesetzt werden. Bisher liegen die Kosten bei 13000 Euro im Jahr. Die Testphase sollte für das kommende Jahr vorgesehen werden. Bis dahin seien in Absprache zwischen Stadt und SBW geeignete Flächen zu benennen. Im Rahmen der Testphase seien dann die konkreten Zeitansätze und Kosten zu ermitteln und die Erfahrungen zu dokumentieren.


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