Wolfenbüttel. Grund zur Freude hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasive Chirurgie am Städtischen Klinikum. Die Abteilung unter der Leitung von Chefarzt Dr. Mark Jäger und dem zentrumsleitenden Oberarzt Dr. Gregor Kocowski wurde erfolgreich als „Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie“ rezertifiziert. Dies berichtet das Klinikum in einer Pressemitteilung.
Als erste Klinik in der Region habe das Wolfenbütteler Haus von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) und von der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) bereits im Jahr 2015 diesen Kompetenzbeweis erhalten. Die Rezertifizierung sei nun bis ins Jahr 2021 gültig. „Diese Rezertifizierung war um einiges anspruchsvoller, da bestimmte Anforderungen, wie beispielsweise monatliche Morbiditätskonferenzen erst nach erfolgreicher Erstzertifizierung erfüllt werden müssen. Die Latte lag also höher als noch 2015“, erklärt Dr. Gregor Kocowski.
Zwischen 460 und 511 Eingriffe pro Jahr
So habe sich die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimal- Invasive Chirurgie einer Prüfung durch den externen Sachverständigen Prof. Dr. Rainer Engemann von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie unterzogen. Primäre Voraussetzung für die Teilnahme am Rezertifizierungsverfahren seien unter anderem mindestens 200 Hernienoperationen pro Jahr. Unter einer Hernie werde in der Medizin der Durchtritt von Baucheingeweiden durch eine Öffnung in der Bauchwand bezeichnet. Die bekannteste Form der Hernie ist der im Volksmund bekannte „Leistenbruch“. Im Klinikum Wolfenbüttel wurden in den vergangenen drei Jahren zwischen 460 und 511 solcher Eingriffe pro Jahr durchgeführt.
Des Weiteren hätten organisatorische Vorgaben wie die lückenlose Dokumentation im bundesweiten Melderegister „Herniamed“ erfüllt werden müssen. In diesem werde jeder Patient und alle entsprechenden Operationen erfasst und dokumentiert. Zusätzlich müssten sogenannte Follow-up-Kontrollen (Nachuntersuchungen) nach einem, fünf und zehn Jahren durchgeführt werden. Bei den einjährigen Nachuntersuchungen bedürfe es für eine erfolgreiche Rezertifizierung einer Rücklaufquote von mindestens 60 Prozent. Das Team des Wolfenbütteler Hernienzentrums konnte mit 97-prozentiger Quote einen beeindruckenden Qualitätsnachweis vorlegen.
Rezidivrate bei lediglich 0,26 Prozent
„Der Schwerpunkt des Audits lag insbesondere in der Prüfung, wie operiert wird und wie die Schmerztherapie erfolgt“, erläutert Dr. Tilmann Dreßel, Koordinator des Hernienzentrums. So begleitete der Prüfer die Operateure in den OP-Saal und schaute ihnen bei den Hernienoperationen über die Schulter. Die Komplikationsrate bei den unterschiedlichen Hernienoperationen konnte bereits im Vorfeld durch die erforderliche Dokumentation im Melderegister überprüft werden. So dürfe die Rezidivrate, welche die Häufigkeit des Wiederauftretens einer Erkrankung nach zunächst erfolgreicher Behandlung beschreibe, zum Beispiel bei Leistenhernien nicht über fünf Prozent liegen. Auch hier habe das Wolfenbütteler Hernienzentrum mit einer Rate von 0,26 Prozent qualitativ herausgestochen.
Darüber hinaus hätte der Nachweis einer leitliniengerechten Medizin durch regelmäßige Fort- und Weiterbildung der Viszeralchirurgen und das Anbieten einer Herniensprechstunde erfüllt werden müssen. Besonders positiv hob Auditor Prof. Rainer Engemann die digital geführte Patientendokumentation hervor, zu der beispielsweise die Visitendiktate gehören, welche die hohe Qualität des Hernienzentrums eindrucksvoll widerspiegele.
Operation mittels 3-D-Technik
Am Städtischen Klinikum Wolfenbüttel habe die operative Versorgung von Hernien eine lange Tradition. Seit 20 Jahren würden die Leistenhernien hier mit der sogenannten „Schlüssellochtechnik“ operiert. Der Chirurg verzichte bei diesem Verfahren auf die breite Eröffnung der Leistenregion. Er operiere stattdessen mit einem sogenannten Video-Endoskop und extrem verkleinerten Instrumenten durch Mini-Schnitte - wie durch ein „Schlüsselloch“. Seit einigen Jahren bestehe, ebenfalls als erste Klinik in der Region, die Möglichkeit der OP mittels 3-D-Technik, wobei die anatomischen Verhältnisse im Bauchraum dreidimensional dargestellt werden.
„Herr Prof. Dr. Engemann bescheinigte uns eine exzellente Qualität. Er war besonders von unserer detaillierten digitalen und lückenlosen Dokumentation beeindruckt. Dies ist für uns besonders wichtig, da wir stets faktenbasiert und innovativ handeln. Erst durch das Wissen um unsere eigene Qualität, können wir zielgerichtet und mit hohem Eigenantrieb der Mitarbeiter unsere Arbeit zum Wohle der Patienten weiter optimieren“, erklärt Chefarzt Dr. Mark Jäger.
„In der Region garantiert das zertifizierte Kompetenzzentrum für die Patienten mit Eingeweidebrüchen eine qualitativ hochwertige und kontinuierlich an die neuesten medizinischen Erkenntnisse angepasste Versorgung. Unser Leitprinzip - „Wir gehen neue Wege und setzen Maßstäbe“ - wird wunderbar durch die erfolgreiche Rezertifizierung abgebildet und treibt uns an, bei der Hernienchirurgie weitere minimal-invasive OP-Verfahren wie zum Beispiel das MILOS-Verfahren sinnvoll einzusetzen. Des Weiteren ist für alle im Team die Erfolgsstory ‚zertifizierte Hernienchirurgie am Klinikum Wolfenbüttel‘ greifbar und motiviert auch in anderen Bereichen, die bereits jetzt geleistete hohe Qualität abzubilden und nachhaltig zum Wohle unserer Patienten weiterzuentwickeln.“