Herzog Anton Ulrich und die „Römische Octavia“

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Im Rahmen des Begleitprogramms der Ausstellung „Die Sonne im Norden, Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, 1633-1714“ des Museums Schloss Wolfenbüttel hält Herr Prof. Dr. Stephan Kraft vom Institut für deutsche Philologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg am 10. September um 19 Uhr im Theatersaal des Schlosses einen Vortrag zum Thema: „Wie es eigentlich gewesen“. Herzog Anton Ulrich, „Die Römische Octavia“ und die Frage nach den historischen Quellen.

Neben seinen vielfältigen, fundierten und weitgespannten, politischen und musischen Fähigkeiten und Interessen als Herrscher, Bauherr, Kunstsammler, Opernliebhaber wirkte der Wolfenbütteler Welfenherzog auch als weit über die Landesgrenzen hinaus bekannter Dichter. Im Mittelpunkt seines literarischen Werkes stehen zwei Romane: „Die durchleuchtigste Syrerin Aramena“ und „Die Römische Octavia“. Die Octavia, Herzog Anton Ulrichs Hauptwerk, in drei Schritten und Ausgaben zwischen 1677 und 1713 entstanden, fußt auf der Kenntnis der römischen Antike zur Zeit von Kaiser Nero und von Kaiser Vespasian, die der Herzog durch das intensive Studium der antiken Schriftsteller aus dem Bestand der Wolfenbütteler Bibliothek bestens kannte. Die historischen Schauplätze in Rom waren dem Herzog durch seinen Studienaufenthalt in der ewigen Stadt im Jahr 1682 wohl vertraut. Mit der „Carmel-Utopie“ in der „Römischen Octavia“, einer Darstellung seiner Religionstoleranz, offenbarte sich der Herzog als Frühaufklärer und damit als Vorläufer von Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“.