Er stand schon bereit in der Burghalle, der Wanderpokal der DBBL für den Meister. Dass er nach dem vierten Spiel in der Playoff-Finalserie in Halle bleiben sollte, dagegen hatten die Damen vom BV Wolfenbüttel Wildcats etwas. Und sie taten alles, um tunlichst zu verhindern, nur als Gäste und damit als Randerscheinung irgendwelchen Feierlichkeiten beizuwohnen. Die Wildcats hatten ihren mitgereisten Fans einen heißen Kampf versprochen – und die vielen Mitgereisten wurden nicht enttäuscht. Mit 76:71 gewannen die Wolfenbüttelerinnen das vierte Aufeinandertreffen, das „Matchballspiel“ der Lions, und erzwangen so das Entscheidungsspiel in Wolfenbüttel...
[image=5e1764ae785549ede64cc920]Die Lindenhalle wird heute um 16 Uhr zum Bersten voll sein. Und wer darüber nachdenkt, zum Muttertag noch ein nettes Geschenk zu machen, der sollte sich früh anstellen, die Kassen öffnen bereits um 14 Uhr. Zwischen den Wildcats und den Lions ist nun alles wieder offen. Wer heute gewinnt, darf sich Deutscher Meister nennen. Großes und großartiges geleistet haben beide Teams bis dato schon.
Am Freitag in Halle schien es so, als hätten die Mannschaften die Rollen getauscht. Waren in den letzten beiden Spielen der Finalserie die Lions die Spiel bestimmende Mannschaft, trumpften im Spiel vier die Wildcats auf. Aber richtig. Das Wolfenbütteler Fast Break Spiel brachte mächtig Druck auf die Verteidigung der Lions. Sogar Tamara Tatham, der Star der Halle Lions, konnte schon Mitte des ersten Viertels immer wieder nur mit den Schultern zucken. Es waren Ernüchterung und Frustration, die aus er Kanadierin sprachen. Vielleicht spürte sie auch schon und mit ihr das Team, dass die Lions an diesem Tag die Meisterschaft nicht feiern werden.
Was sich in der überfüllten Burghalle vor mehr als 500 Zuschauern abspielte war an Spannung kaum zu überbieten. Wolfenbüttel konnte von Anfang an mit einer grandiosen Verteidigung glänzen, war deutlich aufmerksamer bei den Rebounds – und profitierte immer wieder von den Unsicherheiten der Lions. Egal was diese dann anstellten, die Wildkatzen hatten immer die passende Antwort parat.
Sicherlich profitierten die Wolfenbüttelerinnen auch von einer frühen Verletzung von Ashley Ellis-Milan an der Schulter. Das Team von Trainer Vlastibor Klimes nutzte das verletzungsbedingte Handicap der Hallenserinnen und zog mit 25:18 davon. Im weiteren Spielverlauf gerieten die Gastgeberinnen noch weiter ins Hintertreffen. Beim 41:54 (28. Minute) sah es nach einer klaren Niederlage für den Überraschungsfinalisten aus. Das galt zumindest knapp 39 Minuten dieser Begegnung. Bis zu dem Moment, in dem die Partie kurz vor Schluss doch noch einmal zu kippen drohte. Bei neun Punkten Rückstand erzielte Spielmacherin Daphanie Kennedy binnen 20 Sekunden zwei Dreier und ließ die Wände des Löwenkäfigs noch einmal beben. Aber die Wildcats fingen sich noch rechtzeitig und brachten im wahrsten Sinn des Wortes das Spiel nach Hause. Entscheidend in dieser Phase war, dass die Wildcats von der Linie eiskalt agierten: In den letzten 40 Sekunden verwandelten sie alle sechs Freiwürfe.
40:31 hieß es am Ende im Rebound-Verhältnis für die Wildcats. Allein zwölf Mal sicherten sich die „Kitties“ nach Fehlwürfen der Lions eine zweite Chance. „Da haben wir zu viel liegengelassen“, räumte SV-Halle-Trainer Martin Dornhoff nach dem Spiel unumwunden ein. Und dann war da noch die Schussquote. Sie war für Halle das Erfolgs-Detail der zwei Siege zuvor. Doch in deren zweiten Heimspiel ging kaum etwas. Die Dreierquote lag trotz fünf Dreiern bei Halle mit unter 36 Prozent, weit entfernt von den teilweise 80 Prozent zuvor.
Bei den Wildcats hingegen lief es diesmal wesentlich besser. Drei Dreier für Roli-Ann Haldin und je einer für Katharina Fikiel und Tasha Harris sorgten diesmal dafür, dass Halle nicht herankam. Eine ansonsten homogene Quote der Wildcats bei Würfen und Rebounds machte den Sieg aus. Die Wolfenbüttelerinnen agierten endlich wieder als Team. Sie zeigten endlich wieder, wie viel Spaß sie an diesem Spiel hatten – und es machte einfach wieder Spaß ihnen dabei zuzusehen. Tamara Tatham fällte hingegen ein hartes Urteil über die eigene Leistung: „Wir waren im Angriff schlecht, wie waren in der Defensive schlecht.“ Und Trainer Dornhoff fasste zusammen: „Der Gegner war uns in allen Belangen überlegen.“ Nun kommt der Wanderpokal heute nach Wolfenbüttel und es wäre doch schön, wenn er für mindestens ein Jahr hier bleiben würde.