Wolfenbüttel. Vom 28. Oktober bis 10. April präsentiert das Schlossmuseum eine Sonderausstellung über die Hexenverfolgung. Das teilte die Stadt am heutigen Donnerstag mit. Die Wanderausstellung unter dem Titel "Hexenwahn - Glaube. Macht. Angst." entstand in Kooperation mit der dem Universitäts- und Stadtmuseum Rinteln "Eulenburg" und soll Einblicke in das Thema Hexenverfolgung und Hexenglaube von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart liefern.
Dargestellt würden auch die dunklen Kapitel der Regionalgeschichte, als es unter den Wolfenbütteler Herzögen Heinrich Julius (1564 bis 1613) und August der Jüngere (1579 bis 1666) im Land Braunschweig zu Hexenverfolgungen und Hexenprozessen kam und Menschen auf Grund von Denunziationen und falschen Bezichtigungen gefoltert und hingerichtet wurden, hieß es.
25 Texttafeln und rund 70 Exponate, darunter ein Richtschwert eines Scharfrichters, diverse Folterwerkzeuge, geschmiedete Schiffsnägel, eine Voodoo-Puppe, ein Alchemisten-Becher sowie Prozessakten und Polizeiverordnungen sind Teil der Ausstellung. "Der Begriff Hexenjagd hat nicht erst mit Donald Trump wieder vermehrt Einzug in unseren Sprachgebrauch gehalten, hysterische Reaktionen auf scheinbare Wahrheiten gehören schon seit langem zu unserem Alltag", sagte Sandra Donner, Leiterin des Museums Wolfenbüttel. "Moderne Hexenprozesse haben heute jedoch nicht lodernde Scheiterhaufen zur Folge, sondern enden in medialen Diffamierungen und Hetzkampagnen im Netz." Religiöse Fanatiker oder Verschwörungstheoretiker gehörten noch immer nicht der Vergangenheit an, "sondern sind in den letzten Jahren fast wieder so präsent wie zu Zeiten der großen Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit", sagte Donner. "Und wir fühlten uns bei der Vorbereitung dieser Ausstellung nicht nur einmal an die dunkle Zeit der Hexenprozesse erinnert, wenn es heißt, wichtige Faktoren für den damaligen Schrecken waren die Folgen von Klimawandel, Seuchen und Krieg." Gerade deshalb sei der Blick zurück so wichtig. "Die Aufklärung setzte dem Hexenwahn ein vorläufiges Ende, ein Sieg der Vernunft in Kants Sinne", so die Museumsleiterin.
Besucher können Erfahrungen mit Aberglaube einbringen
In der Ausstellung werde auch der vermutlich originale Eisenstuhl präsentiert, hieß es, auf dem unter dem Welfenherzog Heinrich Julius die Alchemistin und angebliche Hexe Anne Marie Ziegler in der Nähe des Wolfenbütteler Schlosses 1575 verbrannt wurde. Zu sehen soll auch der erstmalig 1486 publizierte Buchtitel "Hexenhammer" (Malleus malaficarum) sein, den die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel leihweise zur Verfügung stellt. Das Originalwerk des deutschen Dominikanermönchs Heinrich Kramer schuf die geistige Grundlage zur Legitimation einer aggressiveren Hexenverfolgung und erschien bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in 29 Auflagen.
Dass die Figur der Hexe und Themen wie Aberglaube, Heilkunde und Spiritualität bis heute nicht die Faszination verloren haben, soll im letzten Teil der Sonderausstellung deutlich werden. Zur Einsichtnahme bereit liege etwa das "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens". Die Besucher könnten außerdem ihnen bekannte Aberglauben auf einem Zettel notieren und mit Hilfe einer Stecknadel auf einer Landkarte markieren, hieß es weiter. "Es ist faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich der Begriff `Hexe` heute verstanden wird", sagte die Museumspädagogin Stella Gilfert. Im museumspädagogischen Programm wollen man Schülern ein umfassendes Bild zur weltweiten Hexenverfolgung seit der Frühen Neuzeit geben. "Besonders eindrucksvolle Einblicke haben uns bei der Ausstellungsgestaltung neuheidnische Hexen der Region gegeben, deren Hexenbegriff sich nicht durch Besenflug und Teufelsbuhlschaft, sondern durch Naturverbundenheit auszeichnet", so Gilfert.
Rahmenprogramm mit Vorträgen, Filmen und Führungen
Im Rahmen der Ausstellung soll es ein Programm mit Vorträgen, öffentlichen Führungen und Filmvorführungen im Kino geben. Die erste öffentliche Führung durch die Ausstellung soll am Sonntag, dem 6. November, um 16 Uhr stattfinden, hieß es.
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