Wolfenbüttel. Anfang April hatte die Stadt Wolfenbüttel bekannt gegeben, dass der Internet-Anbieter LilaConnect den Glasfaserausbau in der Lessingstadt übernehmen möchte (regionalHeute.de berichtete). Für einige Irritation sorgte nun die Ankündigung des konkurrierenden Anbieters htp, in den Ortsteilen Ahlum, Fümmelse und Salzdahlum ebenfalls eine Aktionsphase zum Glasfaserausbau zu starten. regionalHeute.de versuchte zu klären, was hinter dieser Offensive steckt und was dies für Konsequenzen haben könnte.
"Wir hätten uns gewünscht, dass die Stadt Wolfenbüttel auch mit uns als vor Ort tätigem Unternehmen Gespräche führt. Leider gab es seitens der Stadt keinen Gesprächsbedarf", erklärt Kathrin Mackensen, Pressesprecherin der htp GmbH, auf Anfrage. Man habe im Rahmen des Ausbaus 2013/2014 bereits im Auftrag von Stadt und Landkreis Glasfaser-Infrastruktur bis in die Ortsteile gebaut und wolle nun, wie damals auch schon versprochen, die Ausbau-Offensive fortsetzen. "Für uns war die Verlegung der Glasfaser bis in die Ortsteile der erste Schritt, um schnell höhere Bandbreiten anbieten zu können. Jetzt soll mit der Erschließung der Immobilien der nächste Schritt erfolgen", betont Mackensen.
Die Stadt Wolfenbüttel erklärt dagegen auf Anfrage, dass htp in keiner Weise an die Stadt Wolfenbüttel als Standortkommune herangetreten sei. Man sei nun über die Offensive genauso irritiert wie die betroffenen Bürger. Die Stadt habe mit LilaConnect auch keine Verträge geschlossen, da der Ausbau durch die Muttergesellschaft VX Fiber ausschließlich eigenwirtschaftlich – also ohne Verwendung von Steuermittel - erfolgen solle. Man habe die Bürger nur über die Absichten von LilaConnect, den Glasfaserausbau zu betreiben, informiert. Das Unternehmen sei dabei an die Stadt herangetreten und nicht umgekehrt, erklärt Stadtsprecher Thorsten Raedlein.
Beide Unternehmen zuversichtlich
Doch was bedeutet das nun für die Bürger? Droht nun, der Glasfaserausbau nicht zustande zu kommen, weil keiner der Anbieter die nötigen 40 Prozent Zusagen der Anwohner erreicht? Kathrin Mackensen von htp zeigt sich zuversichtlich. "Wir haben in den Ortsteilen Ahlum, Fümmelse und Salzdahlum einen sehr großen Kundenstamm, dem wir nun anbieten, mit uns gemeinsam den nächsten Schritt in Richtung Zukunft zu gehen und einen Glasfaser-Anschluss bei uns zu beauftragen", so die Pressesprecherin. Entsprechend bewerte man die Chancen, die 40 Prozent zu erreichen, als äußerst realistisch. "Wir gehen davon aus, dass htp den schon 2014 versprochenen Glasfaserausbau in den drei Ortsteilen auch durchführen wird. Auf jeden Fall werden wir uns dafür einsetzen, dass unsere Kunden auch in Zukunft htp-Kunden bleiben und dabei auch Glasfaser nutzen können", betont Mackensen.
Bei LilaConnect ist man nach eigenen Angaben schon einen Schritt weiter. "Die LilaConnect ist derzeit im Abschluss der Vorvermarktungsstufe 1. Das Ziel von 40 Prozent über alle Stadtteile ist nahezu erreicht, sodass wir uns mit der Stadt und den Stadtwerken bereits seit gut drei Wochen in der Detailplanung zum Aufbau unserer aktiven Technik für alle Ortsteile des Sprint 1 - Fümmelse, Groß Stöckheim, Kernstadt, Salzdahlum, Ahlum, Atzum und Halchter - befinden", erklärt Marcus Klein von der LilaConnect GmbH. Die Verträge mit dem ausführenden Bauunternehmen lägen zur Unterzeichnung vor. "Ein Scheitern unseres Vorhabens in Wolfenbüttel können wir bereits jetzt ausschließen", ist sich Klein sicher. Der Zuspruch zum Vorhaben sei weiterhin ungebrochen groß.
Gibt es parallele Strukturen?
Doch was ist, wenn beide Anbieter 40 Prozent erreichen? "Einen parallelen Ausbau auf einzelnen Strecken hat es auch schon in der Vergangenheit gegeben und ist bezogen auf einzelne Gebiete auch zukünftig nicht ganz auszuschließen", erklärt Thorsten Raedlein von der Stadt Wolfenbüttel. Ob dies sinnvoll sei oder nicht, müssten letztendlich die Anbieter entscheiden.
Für htp kann es dabei nur einen geben. "Letztlich wird es nur ein Glasfasernetz bis in die Haushalte geben. Alles andere wäre technisch und wirtschaftlich unsinnig. Die Kunden haben daher nun die Wahl, ob die Verlegung bis ins Haus durch uns oder unseren Marktbegleiter erfolgt", betont Kathrin Mackensen. Auch Marcus Klein von LilaConnect hält nichts vom parallelen Ausbau. "Der Aufbau doppelter Infrastrukturen gehört inzwischen zum Glück der Vergangenheit an und ist weder wirtschaftlich noch technisch sinnvoll." Er sieht eine andere Lösung: "Unsere Netzinfrastruktur ist per Definition als Open Access Netz konzipiert, sodass andere interessierte Anbieter über unser Netz auch eigene Dienste anbieten können", erklärt der Unternehmenssprecher.
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