Jetzt online: Einzigartige Quelle zum Dreißigjährigen Krieg




Wolfenbüttel. Die ersten zwei Monate des Tagebuchs von Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg sind in einem gemeinsamen Projekt der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg nun erstmals veröffentlicht. Zugleich geht das Webportal www.tagebuch-christian-ii-anhalt.de mit Begleitmaterialien und Hintergrundinformationen zu Christian II. und zum Projekt online.

Der Regent des Teilfürstentums Anhalt-Bernburg Christian II. (1599–1656) hinterließ ein 17.400 handgeschriebene Seiten umfassendes Tagebuch, das mit den Jahren 1621 bis 1656 den größten Teil des Dreißigjährigen Kriegs abdeckt. Das von seinem Verfasser nicht für die Augen einer breiteren Öffentlichkeit bestimmte Werk liegt bis heute ungedruckt im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt in Dessau-Roßlau.

Das Tagebuch ist nicht nur eine einzigartige Quelle zur Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs, sondern es bietet darüber hinaus einen faszinierenden Einblick in die Selbst- und Weltwahrnehmung eines Reichsfürsten im 17. Jahrhundert. Christian II. verzeichnet ungewöhnlich offen Gefühle und protokolliert sogar gewissenhaft seine Träume. Beim Schreiben wechselt er mit großer Selbstverständlichkeit zwischen Deutsch und anderen Sprachen, vor allem Französisch, Italienisch und Latein. Hauptthemen des Tagebuchs sind die Verheerungen des Krieges, unter denen das Fürstentum Anhalt-Bernburg besonders zu leiden hatte, und der angestrengte Versuch, den eigenen Status auf Reichsebene und innerhalb der hochadligen Gesellschaft Europas zu erhalten.

Die Edition erfolgt in einem auf 12 Jahre angelegten DFG-Langzeitprojekt in Kooperation zwischen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und Ronald G. Asch, Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Frühen Neuzeit der Universität Freiburg. Das Projektteam besteht aus den beiden Bearbeitern Arndt Schreiber (Freiburg) und Antoine Odier (Wolfenbüttel) sowie Marcus Baumgarten (Wolfenbüttel) als Verantwortlichem für die Programmierung. Ediert wird ausschließlich online und die Ergebnisse werden nach dem Prinzip des Open Access zur freien Benutzung im Internet angeboten. Technisch besteht die Edition aus einem Grundtext, der durch Markierungen für verschiedene Medien, wie online oder Druck, verwendet werden kann. Hinzu kommt ein Faksimile des Originaldokuments, das parallel zum Editionstext betrachtet werden kann.

Gegenwärtig läuft die Pilotphase des Projekts, in der die 1.500 Seiten umfassende Periode von Januar 1635 bis August 1637 ediert wird. Ferner wurde ein Webportal erstellt, das Informationen zu den Editionsprinzipien, eine Kurzbiographie Christians II., Genealogien der Askanier – heute auch als Haus Anhalt bezeichnet – , eine Zeitleiste, Bildmaterial und ein Literaturverzeichnis enthält.

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