Kanalsanierung am Exer läuft


Kanalsanierung am Exer läuft. Ingenieur Sebastian Zichy und Carola Weitner-Kehl, Geschäftsführerin des tiw. Foto: tiw
Kanalsanierung am Exer läuft. Ingenieur Sebastian Zichy und Carola Weitner-Kehl, Geschäftsführerin des tiw. Foto: tiw



Wolfenbüttel. Die Lage hatte Ähnlichkeit mit dem gordischen Knoten: Eine verfahrene Situation, die offenbar kaum zu entwirren war. So stand es 2009 mit dem Plan, die Abwasserkanäle Am Exer zu sanieren. Es gab rund zehn unterschiedliche Eigentümer, über deren Grundstücke die Rohre kreuz und quer verliefen, - und angesichts der geschätzten Kosten von 430.000 Euro keine ausgeprägte Neigung, das Vorhaben kurzfristig anzugehen.

Und so war die Suche nach einem technischen Konzept auch immer gleichzeitig mit der Suche nach einer gerechten Lösung verbunden, den nicht unerheblichen Finanzbedarf für die doch sehr unterschiedlichen Schultern tragbar zu machen. Und doch wurde jetzt am 1. Juni 2016 der erste Bauabschnitt über rund zwei Drittel der erforderlichen Sanierung abgeschlossen. "Nachdem wir das Projekt 2009 in den Masterplan aufgenommen haben, war es bei uns ein Dauerbrenner", sagt Carola Weitner-Kehl, die Geschäftsführerin des Technischen Innovationszentrums (tiw). Ihr ist die Erleichterung deutlich anzumerken: "Sieben Jahre lang haben wir um viele Details gerungen. Das war nicht leicht."

Im Grunde gab es zwei Knackpunkte, die viel Zeit kosteten. Erstens existierten keine Unterlagen mehr über das Gelände der ehemaligen Wehrmachtskaserne. "Wir mussten erstmal eine Dokumentation der Regenwasser- und Schmutzwasser-Kanäle anfertigen", berichtet Diplom-Ingenieur Sebastian Zichy vom betreuenden Ingenieurbüro Dr. Olaf Schulz in Braunschweig. Für die Regenwasserschächte geschah dies vor Jahren mit Hilfe der Raucheinleitung. In die Schmutzwasser-Rohre schickten die Ingenieure einen Kamera-Roboter, danach wurden die Ergebnisse fachtechnisch ausgewertet.

Auf Grundlage dieser Daten wurden die voraussichtlichen Kosten von etwa 430.000 Euro ermittelt, doch ein gerechter Verteilschlüssel war lange nicht zu finden. Der Durchbruch gelang erst, als die Stadtverwaltung vorschlug, Wolfenbüttel solle 60 Prozent der Kosten übernehmen, und der Stadtrat dieser Idee folgte. "Das war eine ungeheuere Erleichterung unserer Arbeit in der ,ARGE Bauherrengemeinschaft Am Exer'", sagt Carola Weitner-Kehl. Denn für ein derartiges Gemeinschaftsprojekt gab es keine greifbare Vorlage. "Bis dahin und auch danach haben wir ja Verträge, Unterlagen, Verteilschlüssel - einfach alles selbst kreiert."

Nun ist also der erste Bauabschnitt fertig, der den Osten und den Süden des Exer umfasst, vor allem die schweren Kanalschäden vor dem Haus des Studentenwerks (AE12). Ingenieur Zichy ist zufrieden, nicht nur die Kosten, sondern besonders den Zeitplan eingehalten zu haben."Im Rückblick war die Realisierung der Arbeiten am unproblematischsten", sagt er. "Das lag nicht zuletzt an der hervorragenden Zusammenarbeit und der fachgerechten Arbeit der beauftragten Baufirma."

Ansonsten sei es keineswegs selbstverständlich, Arbeiten im Untergrund so reibungslos abzuwickeln. Tiefbauarbeiten im alten Bestand warten oft mit unvorhergesehenen Überraschungen auf, wenn man den Boden aufmache, meint Zichy. "Man weiß nie, auf was für Mysterien man da unten stößt." Zichys Arbeitgeber, das Ingenieurbüro Schulz, hat schon den Umbau vieler anspruchsvoller Projekte betreut, von großen Liegenschaften bis hin zur engen innerstädtischen Umgebung. Und er hat ein weiteres Lob parat: für die Arbeit von Carola Weitner-Kehl. Die Geschäftsführerin habe es durch Hartnäckigkeit, Zielstrebigkeit und diplomatisches Geschick geschafft, alle Eigentümer immer wieder an einen Tisch zu kriegen. "In den vergangenen sieben Jahren hat sie ganz viele formale Hindernisse aus dem Weg geräumt." Übrigens steht nun der zweite Bauabschnitt an. Er umfasst die gesamte Westseite. "Zum Glück sind die Kanäle dort weit weniger schlecht", erklärt der Ingenieur. "Wir können die Rohre unterirdisch sanieren, ohne den Boden aufmachen zu müssen." Im September steht die Ausschreibung an, im Frühjahr 2017 soll es losgehen.


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