Wolfenbüttel/ Stuttgart. Mit einem "Open-Air-Gottesdienst" zum Motto "Mit dem Herzen wissen" vor 95.000 Besuchern ging der 35. deutsche evangelische Kirchentag in Stuttgart am vergangenen Sonntag zu Ende. Mit dabei eine Reisegruppe aus der Region Wolfenbüttel mit Diakonin Hilke Junger (Wolfenbüttel) und Jugenddiakon Henning Jorns (Schöppenstedt) sowie Jugendlichen und Teamern der regionalen Jugendkirche. Das Arbeitsfeld "Jugendarbeit, Schule und Konfirmandenarbeit" war auf dem "Markt der Möglichkeiten" mit Axel Klein vom Kirchencampus Wolfenbüttel vertreten.
Die zahlreichen Krisen der Welt waren wichtiges Thema und eine "neue politische Betroffenheit" wäre zu spüren gewesen, wie es Landesjugendpfarrer Lars Dedekind formulierte. Während die "Welt aus den Fugen gerät", wie bei einem Vortrag von Außenminister Frank-Walter Steinmeier und dem früheren UNO-Generalsekretär Kofi Annan getitelt, und noch auf den "politischen Nutzwert" des G7 - Gipfels gewartet werde, hätten sich viele Kirchentagsbesucher über eigene gestaltende Kräfte und sinnvolle Ziele ausgetauscht.
Steinmeier betonte vor 9.000 Zuhörern: "Wenn das Vertrauen zwischen den Konfliktparteien völlig zerstört ist, müssen Dritte von außen einspringen“ und klug sei es, aus der Welt einen gerechteren Ort zu machen. "Solange wir nicht aufgeben, behält die Hoffnung ihren Platz!" Kofi Annan baute auf die Jüngeren, an denen es liege, eine bessere Welt zu schaffen: "Ihre Generation muss die Herausforderungen aufgreifen", rief er der Jugend zu, "ich verlasse mich auf sie!"
Passend dazu hat die Theologin Margot Käßmann in einer Bibelarbeit gefordert "wo immer wir die Logik des Mammons, des Marktes, durchbrechen, kann sich Neues entwickeln, das überraschend ist." Bischof July (Württembergische Kirche) legte die Finger in dieselbe Wunde: "Wir sollten uns nicht einbilden, wir seien schon klug, während Tag für Tag Menschen im Wassergrab des Mittelmeeres oder auch in Südostasien versinken und Flüchtlinge weltweit herumirren." Und Professor Macamo aus Mosambik stellte fest: "Eine globale Partnerschaft gibt es eben nicht beim Thema Entwicklung."
Im Kontrast zu diesen ernsten Themen hätten erlebnisorientierte Angebote im "Zentrum Jugend" und die Kirchentagsatmosphäre insgesamt gestanden. So drückte es eine Teilnehmerin mit persönliche Worten aus: "Ich finde es immer wieder bewegend, wie verbunden ich mich beim abendlichen Lichtersegen mit den Menschen links und rechts von mir und im Grunde mit allen die dort teilnehmen fühle."
Und eine Teamerin der regionalen Jugendkirche fasste ihre Eindrücke so zusammen: "Hier in Stuttgart ist es super, das Wetter ist genial und die Kirchentagsstimmung ist ja sowieso immer
besonders. Gestern waren wie bei Frau Käßmann und Herrn Gauck, im "Zentrum Jugend" und am Abend bei den "Wise Guys". Heute sind wir früh los, haben eine Taizeandacht besucht. Heute Abend wollen wir zu Andreas Burani."
Beim Abschlussgottesdienst konnte die Wolfenbütteler Reisegruppe noch einmal den Gedanken aufgreifen, dass es nicht nur um intellektuelle Klugheit gehe, sondern darum "die Herzensweisheit des Glaubens zu erlangen", wie Bischof July bei der Kirchentagseröffnung sagte. Pastorin Nora Steen rückte in ihrer Predigt das Thema "Frieden und Flüchtlinge" in den Mittelpunkt. Mit dem Aufruf
"nicht nur die Politiker beim G7-Gipfel, wir alle stehen in der Verantwortung."
So ging für die Besucher aus unserem Landkreis zusammen mit vielen anderen Teilnehmern aus unserer Region ein erlebnisreicher Kirchentag zu Ende, mit vielen persönlichen Highlights und einem starken Gemeinschaftssinn. In diesem Sinne stellte der Kirchentagspräsident Andreas Barner auch in seinem Abschlusswort das "Wir" aus der Losung "damit wir klug werden" in den Mittelpunkt. Er sprach vielen aus dem Herzen, als er betonte, dass alle gemeinsam "zu einem Kirchentag mit einer wunderbar toleranten und wertschätzenden Atmosphäre" beigetragen haben. Dazu passten auch die lobenden Worte von Bundespräsident Joachim Gauck, der schon zu Beginn den Kirchentag "als Motivationstraining für alle, die nicht an den großen Problemen unserer Zeit vorbeisehen wollen" bezeichnet hatte.
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