Wolfenbüttel. Der Winter hat unsere Region fest im Griff. Schneeschaufeln gehört nun zur täglichen Routine. Was viele Menschen aber nicht wissen: Schneeschaufeln ist nicht ganz ungefährlich. Über die potentiellen Gefahren berichtet das Städtische Klinikum Wolfenbüttel in einer Pressemitteilung.
Wenn die Temperaturen sinken, steigt das Risiko
„Das Phänomen ist bekannt: Wenn die Temperaturen sinken und der Schnee fällt, steigt das Infarktrisiko - insbesondere wenn dann noch eine ungewohnte Anstrengung hinzukommt. In einer Studie in England hat man beobachtet, dass mit jedem Grad niedrigerer Temperatur die Zahl der Herzinfarkte um zwei Prozent zunimmt. Auch in Norwegen wurde festgestellt, dass Herzinfarkte bei niedrigen Temperaturen und Schneefall häufiger sind. In den USA wurde sogar der Begriff des „Schneeschaufel-Herzinfarkts“ geprägt“, erklärt Prof. Dr. Dirk Hausmann, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Kardiologie des Städtischen Klinikums.

Prof. Dr. Dirk Hausmann, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Kardiologie. Foto: Städtisches Klinikum Wolfenbüttel
Wie ist das zu erklären? Anstrengung in kalter Luft, zum Beispiel Schneeschaufeln, erhöht den Blutdruck und den Pulsschlag. Zudem verengen sich die Blutgefäße und die Fließeigenschaften des Bluts verschlechtern sich. Außerdem werden Stresshormone ausgeschüttet und häufig zu viel Ehrgeiz entwickelt („Den Schnee schaffe ich doch schnell weg!“). „Das Schneeschaufeln erfolgt meist in den Morgenstunden, wenn das Infarktrisiko ohnehin höher ist als zu anderen Zeiten des Tages. Eine Aufwärmphase wie zum Beispiel beim Joggen, wird häufig unterlassen“, so Hausmann. Alle diese Faktoren führen zu einem erhöhten Infarktrisiko. Letztlich komme es zu einem Aufbrechen von Ablagerungen in den Herzkranzadern und zur Bildung eines Blutpfropfes. Dieser verstopft dann die Herzkranzadern und führt zum Infarkt.
Aber nicht alle Menschen sind gefährdet. „Betroffen sind vor allem ältere Menschen, die sonst wenig körperliche Anstrengung haben“, berichtet Hausmann. Bei regelmäßigem körperlichem Training scheine es dieses Risiko nicht zu geben. Fast immer bestehe bei den betroffenen Menschen schon vorher eine Erkrankung der Herzkranzgefäße (Ablagerungen) oder zumindest gebe es Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Nikotingenuss, hohes Cholesterin oder Übergewicht.
Der Rat: Aufwärmen und gemächlich schaufeln
Wie sollte man sich verhalten, wenn eine gewisse Gefährdung vorliegt und der Gehweg geräumt werden muss? „Wichtig ist es, sich vor der Kälte gut zu schützen! Der Wärmeverlust ist an Gesicht, Kopf und Händen besonders groß. Am besten ist es, eine Aufwärmphase einzuplanen. Das Arbeitstempo beim Schneeschaufeln sollte gering gehalten, die Schaufel nicht zu voll gepackt werden“, so der Ärztliche Direktor. Vorsicht gelte zudem bei nassem Schnee. Insbesondere die Menschen, die sich sonst kaum belasten und bereits herzkrank sind oder viele Risikofaktoren haben, müssen vorsichtig sein. Regelmäßiges körperliches Training, am besten über das gesamte Jahr, wäre optimal.
„Treten bei Anstrengung in der Kälte körperliche Beschwerden im Brustkorb auf, ist das immer ernst zu nehmen. Bei Symptomen eines Herzinfarktes ist immer der Notarzt zu rufen!“, gibt der Chefkardiologe abschließend zu bedenken.