Klinikum Wolfenbüttel: Expertise in der Hernienchirurgie

von Jan Borner


Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Axel Burghardt, Oberarzt Gregor Kocowski und Chefarzt Professor Dr. Heinrich Keck erhalten das Kompetenzzentrum-Zertifikat von  Prof. Dr. Johannes O. Jost von der SAVC GmbH.
Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Axel Burghardt, Oberarzt Gregor Kocowski und Chefarzt Professor Dr. Heinrich Keck erhalten das Kompetenzzentrum-Zertifikat von Prof. Dr. Johannes O. Jost von der SAVC GmbH. | Foto: Jan Borner



Wolfenbüttel. Am heutigen Mittwoch wurde das Hernienzentrum des Städtischen Klinikums Wolfenbüttel als "Kompetenzzentrum der Hernienchirurgie" zertifiziert. Dafür unterzog sich die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasive Chirurgie des Städtischen Klinikums erfolgreich einer externen Überprüfung, welche die Kompetenz und Expertise der Einrichtung unter der Leitung von Chefarzt Professor Dr. Heinrich Keck und dem zentrumsleitenden Oberarzt Gregor Kocowski mit dem Zertifikat bestätigte. 

Fortschritt in der operativen Methode


Unter dem Begriff der "Hernie" wird in der Medizin eine Gewebeschwäche in der Bauchwand verstanden, bei der Baucheingeweide durch eine Öffnung in der Bauchwand nach außen treten. Die wohl bekannteste Form der Hernie ist der Leistenbruch. Da eine Selbstheilung nicht möglich ist, brauchen Hernien eine operative Versorgung, die am Städtischen Klinikum Wolfenbüttel bereits seit 17 Jahren mit der sogenannten "Schlüssellochtechnik" durchgeführt wird. Bei diesem Verfahren wird statt einer breiten Öffnung der Leistengegend, lediglich ein kleiner Schnitt gesetzt, durch den mit einem Videoendoskop und stark verkleinerten Instrumenten operiert wird. Seit vier Wochen arbeitet das Klinikum nun als erste Einrichtung in der Region mit einer 3D-Technik, die den Ärzten unter dem Gebrauch von 3D-Brillen einen dreidimensionalen Einblick in den Bauchraum ermöglicht.

Stufen der Expertise


Bei der Zertifizierung von Hernienzentren durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) und der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) wird zwischen drei Zertifizierungsstufen unterschieden. Die erste Stufe ist das  Gütesiegel "Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie", welche das Klinikum bereits im Jahr 2012 erhielt. Die zweite Stufe, welche das Klinikum nun erreichen konnte, ist die des "Kompetenzzentrums", die dann noch einmal von dem Siegel des "Referenzzentrums Hernienchirurgie" übertroffen wird.

Zertifikat-Voraussetzungen


Grundvoraussetzung für die Zertifizierung zum Kompetenzzentrum Hernienchirurgie ist zunächst einmal eine Mindestanzahl von 200 Hernienoperationen pro Jahr, welche das Klinikum Wolfenbüttel mit 356 Eingriffen dieser Art im Jahr 2014 erfüllte. Des weiteren müssen organisatorische Vorgaben, wie die Dokumentation in einem bundesweiten Melderegister und die Fort- und Weiterbildung der Viszeralchirurgen erfüllt werden. Außerdem muss eine jährliche Erfolgskontrolle durch Patientenbefragung und das Anbieten einer Herniensprechstunde gegeben sein. Der zentrale Part liege allerdings in der Prüfung, wie operiert wird, wie oft Komplikationen auftreten und wie die Schmerztherapie erfolgt. Das Städtische Klinikum Wolfenbüttel konnte alle Voraussetzungen erfüllen und den externen Prüfer überzeugen.

Zertifizierung oder Zertifizitis?


Übergeben wurde das Zertifikat von Prof. Dr. Johannes O. Jost, dem Geschäftsführer der Servicegesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, der vor der Übergabe auch den Begriff der "Zertifizitis" aufgriff, womit im Bereich des Gesundheitswesens häufig ein übermäßiger Gebrauch von Zertifizierungen angeprangert werde. Er betonte deshalb noch einmal den bedeutenden Nutzen von Zertifikaten, welche die unterschiedlichen Grade der Expertise, die es nun einmal gäbe, für alle auf einen Blick sichtbar machten.