Kontrollierter Absturz eines Kleinflugzeugs


So hing der Flieger, eine C4 von Flight Design, am Haken und wartete auf die Auslösung.  Foto tiw
So hing der Flieger, eine C4 von Flight Design, am Haken und wartete auf die Auslösung. Foto tiw



Wolfenbüttel. An der Ostfalia Hochschule fand auf dem Freigelände am Exer ein Crashtest statt. Frank Wöstmann berichtet im Nachfolgenden darüber.

Die Kulisse für einen spektakulären Crashtest gab jetzt das Freigelände am Exer in Wolfenbüttel ab: In gut 40 Metern Höhe schwebte ein viersitziges Kleinflugzeug - mit der Nase nach unten hing es durch Stahlseile verbunden an drei Schwerlastkränen. Als einer der Haken per Fernauslöser öffnete, schwang der Flieger nach unten und zerschellte mit lautem Krachen am Boden. Oder besser gesagt: Er zerschellte eben nicht. Denn der Versuch diente vor allem dem einen Ziel, künftige Abstürze sicherer zu machen. Ein Team von Ingenieuren des Faserinstituts Bremen e.V. hatte gemeinsam mit den Partnern entscheidende Veränderungen an dem Flugzeug vorgenommen. "Durch die Verwendung von Faserverbundwerkstoffen, durch besondere Strukturen und Knautschzonen sollen solche Abstürze in Zukunft überlebbar sein", erklärte der Projektleiter Jan Kremberg vom Faserinstitut Bremen e.V.

Drohnen flogen um das Objekt


Die Maschine war befreit von Tragflächen und sämtlichen Flüssigkeiten, steckte aber voller Messtechnik und hatte einen Dummy an Bord. Mehrere Flugdrohnen mit Kameras schwebten am Himmel, ansonsten war die Absturzstelle konsequent abgeschirmt, denn die Testergebnisse sollten nicht zu früh an die Öffentlichkeit dringen. Keine Frage: Diese Resultate dürften für eine Reihe von Firmen weltweit von großem Interesse sein.

Jetzt muss ausgewertet werden


Auch wenn die Auswertung der Daten noch mehrere Wochen dauern wird: "Insgesamt war der Versuch sehr erfolgreich", freute sich Jan Kremberg. Das Flugzeug traf wie geplant auf. "Die Flugzeugstruktur verhielt sich dabei robust, und wir waren erleichtert, dass wir den Dummy unbeschädigt wieder aus dem Flugzeug nehmen konnten." Die Geschwindigkeit übrigens war ebenfalls bewusst gewählt, denn bei dieser reißt die erforderliche Strömung an den Tragflächen ab. Im Flugverkehr ist das der kritische Versagensfall: fehlender Auftrieb bedeutet Absturz.

Höhepunkt des Projektes


Mehrere Dutzend geladener Gäste verfolgten den Ernstfall für die "Safety-Box" genannte Struktur, an der jetzt rund drei Jahre lang geforscht worden war. Der Crashtest war Höhepunkt eines Projektes, das durch das "Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand" (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert wurde, und an dem die Projektpartner Autoflug GmbH, Faserinstitut Bremen e.V., Flight Design GmbH, Silence Aircraft GmbH, Titan Präcis Metallurgie GmbH und das Wolfsburger Institut für Forschung, Entwicklung und Technologietransfer e.V. an der Ostfalia Hochschule beteiligt waren. Das Technische Innovationszentrum Wolfenbüttel (tiw) e.V., hatte eine große geteerte Fläche als Absturzstelle zur Verfügung gestellt. "Wir bedanken uns vor allem bei unseren Sponsoren", betonte Professor Harald Bachem als stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Wolfsburger Instituts für Forschung, Entwicklung und Technologietransfer e.V. an der Ostfalia Hochschule, welches den Crashtest federführend durchführte. "Bei der Firma SuB Schwertrans für die drei Autokrane, bei der Bundesanstalt für Straßenwesen und bei der Firma Kistler-Messtechnik. "Gefreut haben wir uns sehr über die vielen spontanen Glückwünsche zum gelungenen Crashversuch von Seiten des Projektkonsortiums und der geladenen Teilnehmer."

Der kontrollierte Absturz bedeutete dann auch wieder Entwarnung für die Sicherheitskräfte. Im Vorfeld waren sie informiert worden, dass sich am Exer etwas ereignen würde, das durchaus Notrufe zur Folge haben könnte. Doch obwohl sich einige Schaulustige auf der Straße nach Salzdahlum sammelten, gab es keine Alarmierungen.