Kulturausschuss: Stadt will Wissenslücken über Wolfenbütteler Juden schließen

In einer Ratsvorlage heißt es, dass die Stadt eine Recherchedatenbank einrichten will, in der die Daten der jüdischen Einwohner Wolfenbüttels von 1930 bis 1945 abgerufen werden können. Damit hofft die Stadt Wissenslücken über das jüdische Leben in Wolfenbüttel schließen zu können.

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Im Rat der Stadt Wolfenbüttel soll die Einrichtung einer Datenbank über die Wolfenbütteler Juden im Dritten Reich beraten werden. Symbolbild.
Im Rat der Stadt Wolfenbüttel soll die Einrichtung einer Datenbank über die Wolfenbütteler Juden im Dritten Reich beraten werden. Symbolbild. | Foto: Marvin König

Wolfenbüttel. Laut einer Ratsvorlage plant die Stadt Wolfenbüttel eine Recherchedatenbank einzurichten, in der die Daten jüdischer Bürger der Stadt in den Jahren 1930 bis 1945 eingesehen werden können. Die Vorlage soll am 6. Oktober in Kulturausschuss des Stadtrates eingebracht werden. Grund für die Vorlage seien Wissenslücken über das Leben der Juden in Wolfenbüttel, die man durch systematische Forschung anhand der damaligen Einwohnermeldedaten, zu schließen hofft. Die dafür eingerichtete Datenbank soll nach der "systematischen Auswertung" auch für die Bürger Wolfenbüttels zugänglich werden.


Ziel der Arbeit sei eine "Kartierung des jüdischen Lebens" in der Stadt. Dafür wolle man die Einwohnermeldedaten der Jahre 1930 bis 1945 der Forschung zur Verfügung stellen. Immerhin enthielten diese wichtige Informationen, etwa Wohnorte, familiäre Herkunft und weitere Daten, anhand denen sich das jüdische Leben in Wolfenbüttel nachvollziehen lasse. Auch die Daten der 40 Deportierten und in Konzentrationslagern ermordeten Wolfenbütteler Juden sollen demnach Teil der Datenbank sein.

Das Problem für eine systematische Auswertung sei bisher gewesen, dass die Karteien nicht mehr in physischer Form vorhanden seien. Zwar seien alle Karteien digitalisiert worden, die Originale seien mittlerweile jedoch vernichtet. Daher lägen sie nur noch als Bilddateien vor, was eine wissenschaftliche Auswertung erschwere. Hinzu käme die Masse an Dateien, die bislang nicht nach Themen sortierbar sei. Es ginge um mehrere tausend Einträge. Daher rechnet die Stadt mit einer Fertigstellung der Datenbank im Frühjahr 2022. Die Kosten dafür beliefen sich demnach auf 3.000 Euro.

Eine interaktive Weltkarte


Am Ende soll die Datenbank jedoch der Öffentlichkeit zugänglich sein. Hierfür soll die Datenbank mit einer Suchmaske in die Website der Initiative "Stolpersteine Wolfenbüttel" implementiert werden. Vorbild für die zukünftige Suchfunktion soll dabei an das "Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" des Bundesarchivs in Berlin sein. Damit soll weltweit nach dem Spuren von Wolfenbütteler Juden gesucht werden können.

Am Ende soll auch eine interaktive Weltkarte entstehen, an der sich die Spuren der vielen vor der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten geflohenen Juden nachverfolgen lassen sollen. Mit einem Klick auf die Orte, zu denen die Wolfenbütteler flohen oder deportiert worden, sollen dann Bilder und Informationen die Lebensgeschichten derer erzählen, deren Leben vom Nationalsozialismus zerstört wurden.

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