Kumlehn: Gotteslästerung an der Friedhofskapelle

von Robert Braumann


Das Relief  an Friedhofskapelle. Foto: Max Förster
Das Relief an Friedhofskapelle. Foto: Max Förster | Foto: Max Förster



Wolfenbüttel. In einem offenen Brief hatte Erinnerer Jürgen Kumlehn das Relief an der Friedhofskapelle in Wolfenbüttel kritisiert. Die Darstellung von jungen Soldaten und Jesus sei kriegsverherrlichend und gotteslästernd. 

"Jesus umringt von Soldaten des Ersten Weltkrieges. Ich halte es für sehr verletzend, für Jesus wohl gesagt. Schon damals zur Zeit der Errichtung der Kapelle 1917 wünschten sich viele Menschen in Europa ein Endes des Krieges, der nicht nur in Deutschland auch im Namen der Kirchen trotz Millionen toter Soldaten fortgeführt wurde. Heute wissen wir von der Schuld der Kirchen und ihrer Gemeinsamkeit mit dem Militär. Deshalb sollte die Darstellung der angeblichen göttlichen Unterstützung des Mordens nicht mehr an einer christlichen Kapelle den Krieg vergöttlichen, sondern eher in einem Friedensmuseum vor derartigen Haltungen warnen.

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Jürgen Kumlehn, Foto: Anke Donner)



In Braunschweig wird genau diese Problematik in der Friedenskirche dokumentiert. Der Weg dahin lohnt sich", so Kumlehn.

"Die lnterpretation liegt ja immer im Auge des Betrachters"


Bürgermeister Thomas Pink äußerte sich in einem Brief an Kumlehn, der regionalHeute.de vorliegt, zu den Ausführungen. "Die Martinskapelle wie das Tympanon, das Relief, am Eingang sind ein Zeitdokument des ausgehenden Ersten Weltkrieges. Entworfen und gebaut zu einem Zeitpunkt, an dem alle Beteiligten schon größtes Leid erfahren hatten. Familie Welger hat mit der Stiftung der Kapelle auf den Kriegstod des eigenen Sohnes reagiert und wollte mit der Kapelle nicht den Krieg verherrlichen, sondern Tote ehren, junge Soldaten, die keine Wahl hatten und im Glauben, das Richtige getan zu haben, gefallen sind. Die Darstellung - und die lnterpretation liegt ja immer im Auge des Betrachters - verherrlicht nicht den Krieg, Jesus segnet keine Waffen und keine Soldaten, sondern begegnet oder erscheint jungen, sogar verwundeten Männern. Genauso könnte man es als, "Vergebensgeste" interpretieren, er vergibt Menschen, die vielleicht Schuld auf sich geladen haben. Zum Künstler des Reliefs und seiner ldee ist leider nichts bekannt", so der Bürgermeister. Die Martinskapelle sei ein Dokument Wolfenbüttler und Deutscher Gesichte und die könne man nicht einfach abnehmen und verneinen. "Wir können nur daraus lernen und versuchen, es besser zu machen. Und Schuldzuweisungen an Väter und die Kirche helfen da bestimmt nicht weiter", so Pink.


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