Laden an der Laterne: Es hakt an der Technik

Die Politik regte vor einem Jahr an, dass beim Austausch der abgängigen Straßenbeleuchtung das Laternenladen von E-Autos gleich mitberücksichtigt und umgesetzt werden soll.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Wolfenbüttel. Bereits im Wirtschafts- und Finanzausschuss vor einem Jahr berichtete Erster Stadtrat Knut Foraita, dass im Stadtgebiet mehrere Tausend Laternenmasten erneuert werden müssten. In diesem Zuge wurde über die Möglichkeit der Berücksichtigung einer Lademöglichkeit von E-Autos an Straßenlaternen diskutiert. regionalHeute.de hat bei den Stadtwerken nachgefragt, ob sich in dieser Hinsicht inzwischen etwas getan hat.



Foraita erklärte im März des vergangenen Jahres, dass mehrere Tausend Masten von Straßenlaternen im Stadtgebiet erneuert werden müssen. Man rechnete mit drei bis vier Millionen Euro, die in den Austausch der Lichtmasten inklusive neuer Steuerungseinheiten investiert werden müssten. Angeregt wurde auch, dass beim Austausch der abgängigen Straßenbeleuchtung das Laternenladen gleich mitberücksichtigt und umgesetzt werden soll. Dies sei auch geschehen, hatte Bürgermeister Lukanic erklärt. Doch schon damals standen die Chancen dafür eher schlecht.

Umsetzung technisch nicht möglich


Daran hat sich auch nichts geändert, wie die Stadtwerke, die von der Stadt für den Austausch der Laternenmasten beauftragt wurden, auf Nachfrage von regionalHeute.de mitteilten. Zwar werden jährlich etwa 300 bis 350 Beleuchtungsmasten ausgetauscht und weitere sollen auch noch folgen, die aber werden auch weiterhin rein den Zweck der Straßenbeleuchtung erfüllen. Für das Laden von E-Autos seien die Masten technisch nicht geeignet. Stadtwerke-Geschäftsführer Matthias Tramp erklärt, warum die Umsetzung nicht möglich ist.

Tagsüber stromlos


Zunächst einmal, so Tramp, werde die Straßenbeleuchtung zentral gesteuert und geschaltet. Das bedeutet, dass tagsüber, beziehungsweise vor Eintritt der Dämmerung, an den Leuchten gar kein Strom „lieferbar“ ist. Hinzu komme, dass die Stromversorgungskabel der Straßenleuchten ausschließlich für die Beleuchtung dimensioniert sind. Zusätzliche Energiemengen für das Laden von E-Autos könnten sie gar nicht liefern. "Dazu bräuchte es verstärkte Kabel mit einem höheren Querschnitt, die dann separat ans Niederspannungsnetz angeschlossen werden müssten. Die sehr weitreichende Entscheidung für eine solche Verlegung müsste die Stadt treffen; sie ist Eigentümer von Beleuchtung und Zuleitungen", so Tramp.


Idee verworfen?


Die grundsätzlich clevere Idee des Ladens an Laternenmasten habe aber laut Tramp noch weitere Haken, die es bei Überlegungen für eine Umsetzung zu berücksichtigen gilt. So werde der Energieverbrauch der Straßenbeleuchtung über zentrale Zähler erfasst und von der Stadt Wolfenbüttel bei den Stadtwerken eingekauft. Wird zusätzlich Energie fürs Laden an der Laterne „abgezapft“, bräuchte es etablierte Lösungen für das Erfassen, beziehungsweise Zählen des Ladestroms sowie ein entsprechendes Abrechnungsmanagement. Außerdem würden erste Lösungen für das „Laternenladen“ – wie beispielsweise von ubricity – noch in den Kinderschuhen stecken. "Unter anderem wird mit maximal 3,7 kW geladen, was den Ladevorgang sehr langsam und daher überaus unwirtschaftlich macht, denn dadurch ist ein Laternenmast „dauerbelegt“.

"Soweit es uns bekannt ist, hat die Stadt die Umsetzung von Ladeoptionen an Straßenlaternen bereits verworfen, weil die oben genannten technischen Gegebenheiten maximal experimentelle Insellösungen, aber keine flächendeckende Ladeinfrastruktur für E-Autos in Wolfenbüttel ermöglichen. Unseres Erachtens geht die Entwicklung zu Ultra-Schnellladern, die schon heute 350 kW liefern, und wirklich schnellladefähigen Fahrzeugen. Dies wird dann an zentralen und sinnvoll gelegenen Stellen passieren", so Tramp abschließend.


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