Wolfenbüttel. Zum bevorstehenden Volkstrauertag am heutigen Sonntag äußert sich Landrätin Christiana Steinbrügge, Vorsitzende des Kreisverbandes Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die Botschaft von Christiana Steinbrügge sowie den Spendendaufruf an den Volksbund veröffentlichen wir unkommentiert und ungekürzt.
"Jedes Jahr gedenkt die Bundesrepublik Deutschland der Toten. In diesem Jahr ist es jedoch ein besonderes Gedenken: vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Dieser Krieg forderte Abermillionen Tote – ihre Zahl lässt sich nur schätzen: 65 oder 80 Millionen Menschen - davon waren mehr als die Hälfte Zivilisten.
Vor 75 Jahren waren die Überlebenden konfrontiert mit Tod und Trauer. Unsägliches Leid lag über ihnen. Neben den materiellen Zerstörungen und Verlusten trat der moralische Abgrund hervor, der die europäische Zivilisation fast verschlungen hätte: Der Völkermord an den europäischen Juden; die Mordaktionen an all denen, die nicht den rassistischen Vorstellungen der Nationalsozialisten entsprachen; Vertreibungen von Millionen von Menschen aus ihrer Heimat; erbarmungslose Kriegsführung auf den Schlachtfeldern und gegen die Zivilbevölkerung.
Das nationalsozialistische Deutschland hatte diesen Krieg entfesselt und ging in ihm unter. Und darum verweist das Kriegsende 1945 auf das Jahr 1933, auf die Machtübertragung an die Nationalsozialisten in Deutschland. Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat es vor 35 Jahren so beschrieben: „Wir haben allen Grund den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg.“
In dieser besseren Zukunft leben wir heute. Deutschland ist nur noch von verbündeten oder befreundeten Staaten umgeben, mit denen wir in der Europäischen Union eng zusammenarbeiten – das hat es in der Geschichte noch nie gegeben.
Tod und Trauer sind dennoch nicht verschwunden aus unserer Welt. Dieser Tage erleben wir, wie eine tückische Krankheit, eine Pandemie, über uns gekommen ist und bei uns schon mehr als 10.000 Tote gefordert hat. Viele Menschen erleben jetzt Leid, Trauer und Verzweiflung. Auch ihrer gedenken wir heute.
Bundespräsident Weizsäcker sprach vor 35 Jahren von dem abgrundtiefen Hass der Nationalsozialisten. Was damals eine rückblickende Analyse war, ist heute an vielen Orten unserer Gesellschaft bedrückende Wirklichkeit geworden: die Ungewissheiten der Gegenwart, nicht zuletzt die Auswirkungen der Pandemie, verunsichern viele Menschen. Wir erleben täglich, wie einige von ihnen sich Feindschaft und Hass hingeben.
Der Volkstrauertag erinnert uns daran, wohin Feindschaft und Hass führen. Die Arbeit des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge steht dem entgegen: Mit der Pflege der Kriegsgräberstätten schafft sie Orte der Trauer und des mahnenden Gedenkens. Seine Bildungsarbeit sensibilisiert für die Bedeutung von Toleranz und Menschlichkeit. Um diese Arbeit zu leisten zu können, ist der Volksbund auf Spenden angewiesen, denn nur die Hälfte seines Budgets ist durch staatliche Gelder gedeckt.
Schon mit einer kleinen Spende können auch Sie dazu beitragen, die Erinnerung wach zu halten. Dafür danke ich Ihnen herzlich."
Spendenmöglichkeiten
Spenden für die Kriegsgräberfürsorge können auf das Konto mit der IBAN DE72 2505 0000 0000 5574 21 überwiesen werden, gerne mit dem Namen des Landkreises oder der Gemeinde im Verwendungszweck. Zudem steht unter www.volksbund.de eine digitale Spendendose zur Verfügung.
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