Landwirtschaftsminister Lindemann: "Schritt für Schritt zu mehr Tierschutz"




[image=5e1764b4785549ede64cca9a]Die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen des Niedersächsischen Tierschutzplanes waren jetzt Thema eines Besuches von Landwirtschaftsminister Gert Lindemann auf dem Lehr- und Forschungsgut Ruthe der Tierärztlichen Hochschule (Tiho) Hannover sowie auf dem Hof eines konventionellen Schweinemastbetriebes im Landkreis Nienburg.

In Ruthe gab Dr. Christian Sürie einen Einblick über die Kernfragestellungen des Tierschutzplanes und den derzeitigen Stand der Forschung. Bei einem Rundgang durch die Tierhaltungen erläuterte der Leiter des Lehr- und Forschungsgutes unter anderem die Erfahrungen in Bezug auf das Schnabelkürzen bei Legehennen. Die Tiho hat die wissenschaftliche Begleitung der Projekte, die derzeit in elf Pilotbetrieben umgesetzt werden, übernommen. Insgesamt stehen für die Projekte 108.000 Euro zur Verfügung. Die bisherigen Erfahrungen bei den teilnehmenden Betrieben sind noch uneinheitlich: Während sich die Tiere mit ungekürzten Schnäbeln in einem Pilotbetrieb gut entwickeln, treten in anderen Fällen zum Teil Schwierigkeiten mit Federpicken auf - auch wenn ein Angebot an Beschäftigungsmaterial zur Verfügung steht. Minister Lindemann: „Hier ist weitere Forschung notwendig. Es darf nicht dazu kommen, dass wir ein Tierschutzproblem durch ein anderes ersetzen."

Anschließend besuchte Minister Lindemann den konventionellen Schweinemastbetrieb von Henning Stelling. Der Landwirt ist unter anderem in der Ebermast aktiv, außerdem verzichtet er bei seinen Mastschweinen zum Teil auf das Kupieren der Schwänze. Henning Stelling setzt in diesem Zusammenhang aus eigener Initiative auf Beschäftigungsmaterial sowie auf eine verringerte Besatzdichte. In diesem Zusammenhang machte Minister Lindemann darauf aufmerksam, dass sein Haus Untersuchungen unterstütze, die eine fundierte wissenschaftliche Grundlage für die Landwirte zur Verfügung stellen soll. „Mein Haus hat kürzlich zwei Projekte bewilligt, die eine Antwort darauf finden sollen, unter welchen Bedingungen die Mast ohne das Kupieren der Schwänze möglich ist", so Lindemann. Beide Projekte - eines unter der Leitung die Friedrich-Löffler-Instituts (rund 270.000 Euro) und eines unter Leitung der Tiho (rund 220.000 Euro) - starten im Herbst.

Minister Lindemann abschließend: „Mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung werden wir nicht mit einem großen, sondern mit vielen kleinen, wissenschaftlich fundierten Schritten erreichen. Niedersachsen geht mit dem Tierschutzplan, der verschiedene Zeithorizonte für die insgesamt 42 Maßnahmen berücksichtigt, voran - und diesen Weg werden wir auch zielstrebig weiter gehen."

Der Hintergrund des TierschutzplanesNiedersachsen ist ein Kerngebiet der Nutztierhaltung in Europa. Daher sieht sich die Landesregierung in der besonderen Verantwortung, den Tierschutz weiter aktiv auszubauen. Dazu ist von Landwirtschaftsminister Gert Lindemann Anfang 2011 ein Arbeitsprogramm, der „Tierschutzplan Niedersachsen" ins Leben gerufen worden.

Das Ziel des Tierschutzplanes Niedersachsen ist, gesellschaftlich akzeptierte und vom Tierhalter leistbare Haltungsbedingungen für Nutztiere zu etablieren, die das Tierwohl belegbar gewährleisten und das Vertrauen des Verbrauchers in die so erzeugten Lebensmittel stärken. Der Tierschutzplan umfasst für zwölf Tierarten bzw. Nutzungsgruppen rund 40 tierschutzrelevante Schwerpunktthemen. Unter anderem sollen Wege gefunden werden, um schmerzhafte Eingriffe an Tieren, wie z. B. das Absetzens des Schwanzes bei Schweinen oder das Schnabelkürzen bei Legehennen und Puten, zu vermeiden. Der Tierschutzplan Niedersachsen kann abgerufen werden unter www.ml.niedersachsen.de.

Struktur des Lenkungsausschusses: Der Tierschutzplan wird durch den Lenkungsausschuss „Tierschutzstrategie" begleitet. Ihm gehören Mitglieder aus folgenden Organisationen an:

• Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V.

• Deutscher Tierschutzbund e.V.

• Landvolk Niedersachsen - Landesbauernverband e.V.

• Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. (ISN)

• Niedersächsische Geflügelwirtschaft e.V. (NGW)

• Verband der Fleischwirtschaft e.V. (VdF)

• Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK)

• Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)

• Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit,

Tierschutzdienst (LAVES)

• Bioland - Verband für organisch - biologischen Landbau e.V.

• Niedersächsischer Landkreistag (NLT)

• Evangelische Kirche

• Katholische Kirche

• EDEKA

• Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung (ML)

• Beratend: Tierschutzbeirat des Landes Niedersachsen

Dem Lenkungsausschuss sind 7 Facharbeitsgruppen (für die Tierarten bzw. Nutzungsgruppen Schweine, Rinder, Puten, Masthühner, Legehennen und Enten/Gänse sowie für Tierschutzindikatoren) zugeordnet. Die Mitglieder der Facharbeitsgruppen gehören ebenfalls den Institutionen im Lenkungsausschuss an.

Für die Facharbeitsgruppen ist der Tierschutzplan der Arbeitsauftrag: Ernsthafte fachliche Auseinandersetzung mit den tierschutzrelevanten Kritikpunkten, Aufzeigen geeigneter Lösungsmöglichkeiten zur Zielerreichung und fachliche Begleitung der Erprobung von Lösungsvorschlägen in Praxis-Pilotbetrieben. Dabei finden wissenschaftliche Erkenntnisse, Bestandserhebungen und aktuelle Praxiserfahrungen Berücksichtigung.

In den Gremien zum Tierschutzplan Neidersachsen arbeiten insgesamt ca. 80 Personen mit, die sich in der Regel 4 mal im Jahr treffen.


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