Noch zeitgemäß: Lasst uns Schweine schlachten?

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Am kommenden Donnerstag werden in Wolfenbüttel wieder massenhaft Schweine geschlachtet. Keine Angst, die Rede ist von Sparschweinen. Am 30. Oktober ist Weltspartag. Und der ist gerade für Kinder meist mit dem ersten Besuch einer Bank oder Sparkasse verbunden. Weil es halt so Tradition ist und auch schon Mama und Papa ihre ersten Spargroschen an diesem Tag auf das Sparbuch eingezahlt hatten. Aber ist das heute überhaupt noch zeitgemäß?

Der Weltspartag ist in der Tat eine Erfindung der Sparkassen. Er wurde auf dem ersten Internationalen Sparkassenkongress (Weltvereinigung der Sparkassen) im Oktober 1924 in Mailand von Vertretern aus 29 Ländern beschlossen, um den Gedanken des Sparens weltweit im Bewusstsein zu halten und auf die Bedeutung für die Volkswirtschaft und den Einzelnen hinzuweisen. Der italienische Professor Ravizza erklärte damals den Schlusstag des Kongresses zum "International Saving Day". Der erste Weltspartag wurde von den europäischen Sparkassen am 31. Oktober 1925 begangen.

Macht Sparen noch glücklich?


Nur wer über die Jahre hinweg regelmäßig Geld beiseitelegt, kann ein Vermögen aufbauen. Dieses Bewusstsein will der Weltspartag seit 1925 schon bei Kindern schärfen. Trotzdem geht es mit dem Spargedanken seitdem abwärts. 50 Prozent – 24 Prozentpunkte mehr als noch 2013 – bilden keine Rücklagen fürs Alter. Nur 47 Prozent sorgen fürs Alter vor. Dabei machte Sparen glücklich – sagen jedenfalls 57 Prozent der Bundesbürger und freuen sich, wenn sie Geld auf die Seite legen und einen Finanzpuffer bilden, der ihnen Sicherheit verspricht. Klar, dass hier auch die Bank- und Sparkassenberater eifrig mitnicken.

Das hat nichts mit Nostalgie zu tun, als noch fast jedes deutsche Kind ein Sparschwein besaß und es am Weltspartag voller Stolz zu seiner Bank oder Sparkasse trug, wo es geöffnet wurde und der ermittelte Betrag auf das Sparbuch kam. Heute steht bei vielen Kindern und Jugendlichen oft kurzfristiger Konsum im Vordergrund, sagen die Banker.

Sparbuch – mehr als ein "Notgroschen"


Banken und Sparkassen auf der ganzen Welt fördern daher am Weltspartag den Sparfleiß von Kindern besonders und belohnen ihn mit kleinen Geschenken. Aktuell liegt die Sparquote bei 9,2 Prozent. Bis 2025 rechnet der Verband mit einem Rückgang auf unter sieben Prozent. Das Problem dahinter: Privatanleger suchen beides, hohe Zinsen und hohe Sicherheit, finden aber aktuell immer nur das eine: entweder hohe Zinsen und entsprechendes Risiko oder niedrigste Zinsen bei nominaler Sicherheit. Faktisch verlieren die Sparer durch den negativen Realzins seit einigen Jahren kontinuierlich an Vermögen. Sparbuch und Tagesgeldkonto sollten der Vorsorge für kurzfristige Ausgaben dienen, nicht der langfristigen Vermögensbildung. Dazu seien, so die Fachleute der Verbraucherzentralen, Immobilien oder Aktien besser geeignet – allerdings verbunden mit einem höheren Risiko. Das Sparbuch sei aber trotzdem nur mehr als "Notgroschen" zur finanziellen Absicherung. Ein Produkt für Alles gebe es nicht mehr, weshalb Beratung wichtig sei. Und wenn man am Weltspartag schon einmal seine Bank oder Sparkasse besucht…