Wolfenbüttel. Für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen gibt es in Wolfenbüttel eine Anlaufstelle. Seit fünf Jahren sind alle Elementareinrichtungen der Lebenshilfe Wolfenbüttel an einem Ort versammelt. Diese Bündelung an der Lindener und der Dietrich-Bonhoeffer-Straße sehen die Verantwortlichen als großes Plus. Es ist positiv für die Kinder, die Eltern und die Mitarbeiter - so lautet das einheitliche Fazit der Einrichtungsleiterinnen nach fünf Jahren auf dem gemeinsamen Gelände.
„Jedes Kind soll sein individuelles Potenzial entwickeln – so lautet unser Ansatz“, erklärt Traute Prüß, Leiterin der Frühförderung. Sie bezieht sich damit auf alle fünf Einrichtungsteile, die sich auf dem Gelände aneinander reihen: die Frühförderung, die Kinder von 0 bis 6 Jahren mobil betreut, sowie den heilpädagogischen Kindergarten Siebenstein und den Sprachheilkindergarten Löwenzahn samt Regel- und Integrationskindergarten sowie integrativer Krippe. Das Angebot wird zudem ergänzt durch zwei externe Therapie-Praxen. „Wir haben hier kurze Wege zwischen den Einrichtungen und können uns permanent mit den Kolleginnen austauschen“, nennt Prüß als großen Vorteil.
Diese kurzen Wege kommen auch den Familien zugute, erklärt Karin Bartholomäus, Leiterin des Kindergartens Siebenstein. Etwa wenn zwei Kinder aus einer Familie unterschiedlichen Bedarf haben. „Sie besuchen dann unterschiedliche Einrichtungen am selben Ort“, berichtet sie. Eltern von Kindern mit Behinderungen hätten sonst oft nachmittags lange Wege zu fahren – etwa zur Krankengymnastik oder zur Sprachtherapie. Im Siebenstein und Löwenzahn sind Therapien in den Kindergarten-Alltag integriert und alles ist gleich vor Ort. „Wir haben hier ein besonderes Angebot“, sagt Ralph Krüger-Keeb. Der Psychologe der Lebenshilfe verweist auf das vor Ort gebündelte Fachwissen. „Wir haben hier Fachleute, die sich ständig fortbilden“, berichtet der Psychologe. Die Einrichtungsleiterinnen der Kindergärten betonen: Die Nachfrage nach Plätzen ist groß. „Wir haben hier beispielsweise Anfragen aus Peine und Braunschweig bekommen“, erzählt Bartholomäus. Im Sprachheilkindergarten gebe es aber noch ein paar freie Plätze für das kommende Kindergartenjahr.
Der erste Kontakt zum Heilpädagogischen Kindergarten sei für viele Eltern aber ein schwerer Weg. Schließlich ist er mit der Vermutung verbunden, dass ihr Kind Entwicklungsverzögerungen oder eine Behinderung hat. Krüger-Keeb ist in den Kindergärten der Lebenshilfe für Testverfahren zuständig, berät Eltern und bespricht sich mit Mitarbeitern. „In Einzelsituationen zeigen Kinder ihre Potenziale“, sagt der Psychotherapeut. In solchen Situationen beobachtet er die Kinder. „Was haben sie für Ressourcen? Worauf kann man aufbauen?“, lauten die gemeinsamen Fragen, die sich die Fachkräfte stellen. Daraus leiten sich Empfehlungen ab, die Eltern und Mitarbeiter besprechen.
Oftmals wird Krüger-Keeb auch von anderen Kindergärten um Rat gefragt. „Kinder mit Entwicklungsverzögerungen fallen in großen Kindergartengruppen oft spät auf. Es sind die lieben Kinder, die still in der Ecke sitzen“, berichtet der Psychologe. Die Lebenshilfe-Kindergärten setzen konsequent auf kleine Gruppen. „Das ist enorm wichtig. Viele Kinder etwa mit Sprachauffälligkeiten bekommen erst in den kleinen Gruppen ein Zugehörigkeitsgefühl“, sagt der Psychologe. In anderen Umgebungen würden diese Kinder beispielsweise häufiger zu aggressivem Verhalten oder zum Abschalten tendieren.
Erstmals werden die Lebenshilfe-Einrichtungen für Kinder in diesem Jahr – das 50. Jubiläum des Wolfenbütteler Lebenshilfe-Vereins – ein gemeinsames Fest feiern, auf das sich bereits alle Mitarbeiter und Kinder freuen. Alle aktuellen und ehemaligen Eltern und Kinder und alle Interessierte sind eingeladen. „Kunterbunt und mittendrin“ heißt die Veranstaltung am Samstag, 16. April. Von 14 bis 17 Uhr gibt es ein umfangreiches Angebot und die Möglichkeit, alle Einrichtungen kennenzulernen.
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