Wolfenbüttel. Die Situation für Menschen mit Behinderung zu verbessern – das wird immer ein „Prozess und eine fortlaufende Entwicklung sein‟, sagt Klaus Bätcke, Vorsitzender des Wolfenbütteler Lebenshilfe-Vereins. Den heutigen „Welttag behinderter Menschen‟ nahmen er und Bernd Schauder, Geschäftsführer der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel, zum Anlass, eine kurze Bilanz zur Lage in Wolfenbüttel zu ziehen. „Es überwiegt eine Öffnung in der Gesellschaft gegenüber Menschen mit Behinderungen‟, sagt Bätcke zufrieden.
Das gehe bereits bei den ganz Kleinen los. „Bei der Frühförderung haben wir seit Jahren konstant leicht steigende Zahlen‟, resümiert Schauder. Gründe dafür seien die bessere Aufklärung und die Präventionsarbeit. „Unsere Angebote der Frühförderung werden viel früher und qualifizierter angefragt‟, so Schauder weiter. Und Bätcke ergänzt: „Es hat über einen langen Zeitraum eine positive Entwicklung gegeben. Heute muss niemand mehr sein Kind verstecken.‟
Die gute Arbeit setze sich nahtlos in Krippe und Kindergarten fort. „Durch die Öffnung etwa in der integrativen Krippe ist die Akzeptanz in der Öffentlichkeit deutlich gestiegen‟, sagt Bätcke. Menschen mit Behinderungen gehörten inzwischen selbstverständlich dazu. Die integrative Krippe der Lebenshilfe ist seit zwei Jahren durchweg voll belegt – Tendenz steigend. „In unseren Kindergärten haben wir ein durchlässiges System, wo jedes Kind seinen Platz finden kann‟, berichtet Schauder. Der Komplex an der Lindener Straße – inklusive den Kindergärten Löwenzahn und Siebenstein sowie der Frühförderung – sei zudem ein echtes Schmuckstück und Markenzeichen der Lebenshilfe geworden. „Man spürt dort bei allen Beteiligten eine hohe Zufriedenheit‟, schildert Bätcke seine Eindrücke.
Auch die berufliche Bildung sei auf einem guten Weg, finden die beiden Lebenshilfe-Vertreter. So besteht beispielsweise eine enge Zusammenarbeit mit der Carl-Gotthard-Langhans-Schule. Mehrere gemeinsame Projekte laufen bereits seit einigen Jahren. Zudem gibt es viele Wolfenbütteler Firmen, die Praktika für Menschen mit einer Behinderung anbieten. „Da hat sich viel getan. Wir suchen aber immer noch weitere Firmen, die sich dafür öffnen‟, sagt Schauder. „Es gibt viele Vorbilder und Beispiele, die Hoffnung machen. Das kann der Anfang einer guten Entwicklung sein‟, findet Bätcke.
Echte Erfolgsgeschichten gibt es auf dem Arbeitsmarkt zu vermelden. Einige von der Lebenshilfe Wolfenbüttel betreute Menschen haben feste Arbeitsplätze außerhalb der Werkstatt gefunden – etwa bei MKN, Lehnkering oder im Schloss Schliestedt. „Das Engagement der Wolfenbütteler Firmen ist wirklich hoch einzustufen. Insbesondere zeichnet diese Firmen ein langfristiges Engagement aus‟, erklärt Schauder.
Ein weiterer Themenkomplex, zu dem Schauder und Bätcke ein Fazit ziehen, ist der Bereich Wohnen. Dort wird sich wohl manches verändern. „Das Wohnen wird bunter‟, fasste es Schauder mit Blick auf das erwartete Bundesteilhabegesetz zusammen. Demnach geht der Blick des Gesetzgebers von der Einrichtung eher zur Einzelperson. Je nach Unterstützungsbedarf werden dann Personen Leistungen in Anspruch nehmen können. „Unsere Aufgabe wird es sein, zukunftsweisende und offene Wohnprojekte zu schaffen‟, sagt Schauder und fügt hinzu: „Da sind wir auf einem guten Weg.‟
Zudem loben Schauder und Bätcke die öffentliche Diskussion und die Kommunikation mit Stadt- und Landkreisverwaltung. „Wir können unsere Belange öffentlich diskutieren und finden bei den entsprechenden Stellen Gehör‟, sagt Bätcke, der selbst als Behindertenbeauftragter der Stadt und im Behindertenbeirat des Landkreises tätig ist. Somit sehen Bätcke und Schauder die Arbeit im Sinne von Menschen mit Behinderungen in Wolfenbüttel insgesamt auf einem guten Weg, der allerdings immer weiter geht.
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