LINKE fordert: Lieber demonstrieren, statt reden

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Knatsch im Bündnis gegen Rechtsextremismus Wolfenbüttel. Dessen Sprecher Sabine Resch-Hoppstock und Michael Sandte bekommen für den von ihnen geplanten "Abend der Begegnung" (WolfenbüttelHeute.de berichtete) Gegenwind aus den eigenen Reihen.

[image=5e17675d785549ede64d2bc0]Die Wolfenbütteler LINKE, Mitglied im Bündnis, kann sich mit dem geplanten Ablauf nicht anfreunden. Dieser sei mit dem Kreisvorstand der LINKEN auch nicht abgesprochen gewesen. In einem offenen Brief machen Florian Röpke, Nadja Frick, Arnfred Stopplok, André Owczarek, Michael Leukert und Claudia Rothberger als Unterzeichner jetzt ihrem Unmut Luft. Sie wollen lieber auf die Straße gehen.

Der offene Brief im Wortlaut:


mit Unverständnis haben wir zur Kenntnis genommen, dass die Sprecher des Wolfenbütteler Bündnisses gegen Rechtsextremismus im Namen des gesamten Bündnisses (also auch im Namen der Wolfenbütteler LINKEN) für den 19. Januar nicht zu den Demonstrationen gegen den Aufmarsch des sich „BRAGIDA“ nennenden PEGIDA-Ablegers in Braunschweig mobilisieren, sondern einen "Abend der Begegnung" in der KUBA-Halle bewerben, der von Sabine Resch-Hoppstock in einer Pressemitteilung ausdrücklich als Gegenveranstaltung zu den Demonstrationen in Braunschweig beschrieben wird.


Uns stört daran nicht die inhaltliche Konzeption der Veranstaltung - solche interkulturellen Abende können durchaus zu einem besseren Miteinander und einem fruchtbarem Austausch beitragen. Uns stört, dass ein solcher Abend auf einen Termin gelegt wird, an dem alle antifaschistischen Kräfte vor Ort Einigkeit demonstrieren sollten, um zu zeigen, dass für rassistische Stimmungsmache auch in unserer Region kein Platz ist. Eine interkulturelle Dialogveranstaltung hätte auch am Samstag danach (wahrscheinlich mit mehr Resonanz) oder auch am gleichen Abend zu späterer Zeit stattfinden können.

Für uns bedeutet das derzeitige Vorgehen in der praktischen Konsequenz ganz klar eine Schwächung der vorhandenen Gegenpotentiale durch faktische Spaltung. Die Allermeisten von uns werden an dem Montagnach Braunschweig fahren, während andere zerissen sind und sich schwer entscheiden können. Vor dem Hintergrund, dass wir mit unserer Kritik anscheinend nicht alleine stehen (aus verschiedenen Richtungen dringen auch an uns weitere Stimmen der Unzufriedenheit), möchten wir deshalb vorschlagen, den Veranstaltungsbeginn auf 20:00 Uhr zu verschieben und die Veranstaltung als Zusatzangebot für den Zeitraum nach den Demonstrationen zu bewerben. Alternativ könnte man den Termin auch auf ein Wochenende verschieben. Erste Priorität für uns als Mitglieder im Bündnis und engagierte Wolfenbütteler Antifaschisten hat,  dass der negative Effekt einer Aufspaltung von Kräften verhindert wird.

Des Weiteren regen wir an, dass in diesem Jahr unabhängig von konkreten Terminen eine Generalversammlung des Bündnisses stattfindet, zu der Vertreter aller Mitgliedsorganisationen öffentlich eingeladen werden. An dieser Stelle sollte dann u.a. über partizipative Modi der Entscheidungsfindung in dringenden Fällen beraten werden, um künftige Irritationen zu vermeiden. Vorerst mobilisieren wir als Kreisverband - aber auch als Teil des Bündnisses - für den 19. Januar nur nach Braunschweig.

Resch-Hoppstock: "Keine Gegenveranstaltung"


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Sabine Resch-Hoppstock. Foto: Privat



Sabine Resch-Hoppstock bedauert die entstandenen Querelen, steht aber weiterhin zum geplanten Ablauf. "Es ist ein differenziertes Angebot für diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer nicht in Braunschweig auf der Straße demonstrieren wollen, aber trotzdem ein Zeichen setzten wollen", so Resch-Hoppstock. Sie habe auch schon viel Zuspruch von Bündnis-Mitgliedern aber auch Interessierten erhalten. Als "Gegenveranstaltung" sei die Veranstaltung in der Kuba-Halle allerdings auf keinen Fall gedacht. Nicht stehen lassen wolle sie zudem den Vorwurf, nicht alle Mitgliedsorganisationen des Bündnisses im Vorfeld informiert zu haben. Auch die Wolfenbütteler LINKE sei über den Abend der Begegnung telefonisch benachrichtigt worden. "Es macht doch keinen Sinn, jetzt in dieser Sache in Streit zu geraten", meint Resch-Hoppstock. Dafür sei der Hintergrund zu wichtig.