"Lust auf Politik" - 50 Teilnehmer diskutierten über Demokratie

In der "Schünemannschen Mühle" wurde über Wege zu mehr Partizipation gerungen.

Moderator Leon Bischoff begrüßt die Teilnehmenden der diesjährigen Demokratiekonferenz.
Moderator Leon Bischoff begrüßt die Teilnehmenden der diesjährigen Demokratiekonferenz. | Foto: Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V.

Wolfenbüttel. 50 Menschen nahmen am Mittwoch an einer Demokratiekonferenz im Gästehaus der Bundesakademie für kulturelle Bildung teil. Die Veranstaltung, die von der Partnerschaft der Demokratie im Landkreis ausgerichtet wurde, fand unter dem Motto "Lust auf Politik" statt, teilte das Bildungszentrum des Landkreises am heutigen Freitag mit.


"Unsere Demokratie lebt davon, dass sich möglichst viele Menschen beteiligen und die politischen Entscheidungen mittragen", sagte Landrätin Christiana Steinbrügge zur Begrüßung. "Demokratie braucht Einmischung für bessere Entscheidungen, die unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen berücksichtigen." Falk Hensel, Vorsitzender der Freiwilligenagentur, ergänzte in seinem Grußwort: "Demokratie wird immer mit Problemen assoziiert, damit, dass sie bedroht ist und dass sie in der Krise steckt. Das ist auch nicht völlig falsch, aber die Demokratie in Deutschland und Europa ist auch eine beispiellose Erfolgsgeschichte."

Poetry-Slammer vergleicht Demokratie mit Auto


Der Helmstedter Poetry-Slammer Dominik Bartels hat in seinem Auftritt unterdessen die deutsche Demokratie mit einem Auto verglichen: "Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass unser Demokratie-Straßenkreuzer durchaus noch gut in Schuss ist." Er habe hier und da ein paar Macken und benötige in regelmäßigen Abständen ein Update, aber seit über 70 Jahren habe er "uns zuverlässig durch den ganzen Irrsinn begleitet". Bartels appellierte: "Lasst ihn uns gemeinsam pflegen, umsorgen und in Schuss halten."

Nach zwei Workshops zu Meinungsbildung und Mitbestimmung in der Demokratie folgte als Abschluss eine Podiumsdiskussion mit dem Landtagsabgeordneten Björn Försterling, den Mitgliedern des Kreistags Christel Seigneur und Dennis Sabisch sowie mit Tyrone Grund von der "Jugendinitiative für politische Partizipation". Die Soziologin Sahra Nell beschrieb in ihrem Impuls-Vortrag die Problematik, dass Menschengruppen aufgrund bestimmter Merkmale wie etwa sozialer Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Alter oder Geschlecht in politischen Ämtern unterrepräsentiert sind. Tyrone Grund sprach sich im Anschluss daran für ein Jugendparlament auf Kreisebene aus, damit junge Menschen in der Politik besser vertreten sind. Christel Seigneur sah die Verantwortung auch bei den Parteien, die sich verstärkt darum bemühen sollten, Menschen auch ohne deutsche Staatsbürgerschaft als Mitglieder zu werben. Auch eine gesetzliche Frauen-Quote hielt sie für erforderlich, um geschlechtliche Parität in der Politik durchzusetzen.

Diskussionsteilnehmer wollen mehr Partizipation für Benachteiligte


Dennis Sabisch mahnte an, "nicht nur Symptombekämpfung zu betreiben, sondern Probleme an der Wurzel fassen". Daher seien neben dem Rollendenken, das schon im Kindergartenalter eingeübt werde, auch die Lohnunterschiede in der Bevölkerung mitzudenken. Politische Partizipation sei Luxus, meinte auch Tyrone Grund und forderte, mehr Zugang für Auszubildende zu schaffen. Björn Försterling sah einen Weg für mehr Partizipation dieser Gruppen darin, Hürden bei der Bildung abzubauen. Die Diskussion wurde von Leon Bischoff, Mitglied des Begleitausschusses der Partnerschaft für Demokratie, geleitet. Die "Partnerschaft für Demokratie" werde vom Landkreis Wolfenbüttel und der "Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport" getragen und im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben" gefördert, hieß es.


mehr News aus Wolfenbüttel