Wolfenbüttel. Was haben Sabrina Schauer (Hamburg), Xochil A. Schütz (Wolfenbüttel), Daniel Maddison, Kersten Flenter (Hannover) und Gerrit Wilanek (Hannover) gemeinsam? Richtig, die Fünf trauten sich am Freitag auf die Bühne des Lessing-Theaters und slamten um die Herzen der Zuschauer. Mal laut, mal leise, mal lustig, mal nachdenklich – auf jeden Fall immer wortgewaltig.
Die beiden Moderatoren Henning Chadde und Jan Egge Sedelies hatten jedenfalls nicht zu viel versprochen als sie dem Publikum einen ganz besonderen Abend versprachen. Dabei war die gestellte Aufgabe in der ersten Runde gar nicht so einfach: “Quo vadis Zivilcourage?” war die Vorgabe für den Slam. Mal weniger, mal mehr wurde dies dann von den die Stand-up-Dichtern dann in Worte gefasst. Die Regeln beim Poetry-Slam sind denkbar einfach: Nur eigene Texte, sieben Minuten Zeit, keine Kostüme und Requisiten, nur der Künstler oder die Künstlerin und der Text. Anschließend entscheidet eine Jury im Publikum, wer gewinnt.
Den Anfang macht Kersten. Er setzt auf die Bahn. In Zeiten der streikenden Lokführer und die damit verbundene Wut der zwangsläufig nicht fahrenden Bahnnutzer, kann allein schon diese Wahl als couragiert bezeichnet werden. Es fährt ein Zug nach nirgendwo und die eine oder andere überraschende Wendung in seiner Kurzgeschichte voller Wortakrobatik kommt beim Publikum gut an. Applaus und Punkte passen, schon einmal ein guter Start.
Rugby-Spieler haben Ledereier! Behauptete zumindest Daniel. Seine Intonation erinnert irgendwie an Sven Regener – den mag man, oder nicht. Ähnlich scheint es dem Publikum auch bei dem Slamer zu gehen. So richtig wollen seine Wortwitze nicht zünden. Wenn dann seine Alkoholmannschaft plötzlich ein Rugby-Problem hat, dann können sich sogar die Moderatoren nicht zurückhalten.
Die Freiwildzone Hamburger Kiez beleuchtete Sabrina. Die Liebesgeschichte zog beim Publikum. Kein Wunder, nahm die Hamburgerin doch kein Blatt vor den Mund und beschrieb die Erlebnisse einer Mädelsgruppe auf ihrer Kieztour. Ein Abend also an den man sich eigentlich nicht erinnern mag. Und kurz bevor man sich als Frau dann abschleppen lässt, schaltet sich das Hirn ein und erinnert einen, dass man einer Frau, die von einem Rudel Kerle bedrängt wird, einfach helfen muss. Auch wenn das eigene Date dann alleine davonfährt und man den Übeltätern auf die Schuhe kotzen muss. Kann man Zivilcourage besser thematisieren.
Lokalmatadorin Xochil hat sich nach zwei Jahren wieder einmal auf die Bühne getraut. Sie ist eher eine Freundin der leiseren Töne. Mit ihren Gedichten zieht sie das Publikum in ihren Bann. Ob "Magd Maria" oder "Zivilcourage" sie sorgen dafür, dass es still ist im Theater. Beeindruckend, wie sie es schafft, die Anwesenden an ihre Lippen zu fesseln.
Mit Humor nimmt sich wiederum Gerrit dem Thema an. Wenn er könnte, wäre er lieber ein Berggorilla. "Denn die fressen Blumen und vögeln das ganze Jahr", behauptet er. Menschen hingegen würden sich ja lieber bekriegen. Gut gebrüllt, Äffchen.
In der zweiten Runde war dann die Kür angesagt. Jeder konnte seinen Lieblingstext vortragen. Auch hier wussten alle Slamer zu begeistern. Am Ende musste es dann aber doch einen Sieger der Herzen geben – und der ist Sabrina. Die Hamburgerin erhielt die meisten Jurypunkte.