Braunschweig.
Das Krankenhaus Marienstift ermöglichte für angehende für angehende Fachkräfte eine großangelegte Hygieneuntersuchung. So wolle man den gefährlichen Krankenhaus-Keimen auf die Spur kommen.
Ute Köhler will es ganz genau wissen: „Wie lange tragen Sie ihren Kittel heute schon?“ fragt sie den Arzt, der gerade aus einem der OP-Säle im Krankenhaus Marienstift kommt. „Und wann haben Sie zuletzt ihre Hände desinfiziert?“ Die Antworten notiert Köhler fein säuberlich in einer Tabelle. Es folgt der Abklatsch am Kittel des Arztes – so heißt die Untersuchung mit einer kreisrunden, roten Geliermasse, die auf eine Oberfläche gedrückt wird, so dass Keime, Erreger und Bakterien an ihr kleben bleiben und später untersucht werden können.
Ute Köhler ist eine von insgesamt 14 Kranken- und Gesundheitspflegern, die sich über einen Zeitraum von zwei Jahren beim Braunschweiger Studieninstitut für Gesundheitspflege zur Hygiene-Fachkraft weiterbilden lässt. „Für uns ist es das erste Mal, dass sich ein Krankenhaus für solche Lehrinhalte zur Verfügung stellt“, sagt Geschäftsführer Christian Reise. Für die angehenden Hygienefachkräfte sei das besonders erfreulich, da sie ihr angeeignetes Wissen unter
Realbedingungen anwenden könnten. Der Geschäftsführer des Krankenhauses Marienstift, Reinhard Ebeling, hält die Vernetzung mit dem Institut hinsichtlich der externen Expertise für sehr wichtig: „Diese Kooperation eröffnet unserem Haus als Referenzkrankenhaus auch intern neue Perspektiven zur Qualitätsverbesserung.“
Rund 300 Proben nehmen die Studienteilnehmer an diesem Tag im Krankenhaus Marienstift. Sie gehen über einzelne Stationen, in Labore, Röntgenbereiche, begutachten die Intensivmedizin, OP-Säle, Aufwachräume, Krankenzimmer und Vieles mehr. Überall befragen die angehenden Hygienefachkräfte Mitarbeitende zu Vorgehensweisen und Abläufen im Arbeitsalltag und notieren Auffälligkeiten. 300 Mal wird die Abklatschmasse an Beatmungsschläuche, Edelstahltische, Wasserhähne, Schränke, Blutdruckmanschetten, Bahren, Stethoskope, Spritzen-Aufbewahrungsbehälter, Türgriffe und sogar an Mobiltelefone von Mitarbeitenden gedrückt. Auch Abstriche an Beatmungsgeräten und Umgebungsuntersuchungen, die die Keimbelastung in der Luft wiedergeben, werden gemacht. Ärzte und Pflegende machen bereitwillig mit, geben Hinweise, wo eine Probeentnahme besonders aufschlussreich sein könnte. „Solche Hygieneaktionen sind wichtig“, sagt der leitende ärztliche Direktor am Krankenhaus Marienstift Dr. med. Udo Rudolf Schwippel, als Ute Köhler im OP-Bereich gerade die Geliermasse an seinen linken Handrücken drückt. „Nur wenn wir wissen, wann wir welche Keime mit uns herumschleppen, können wir darauf reagieren.“
Die Abklatschproben der großangelegten Hygieneuntersuchung werden nun bis Ende Mai untersucht. Die Bilanz von Alexander Rutter, Hygienefachkraft im Krankenhaus Marienstift und Organisator der Aktion ist aber schon jetzt positiv: „Regelmäßig werde ich nun von Mitarbeitern aller Berufsgruppen angesprochen, die mit Spannung auf die Ergebnisse warten. Es ist das erste Mal, dass eine solche Aktion den Kollegen auch nach Wochen noch im Kopf ist und plötzlich entstehen interessante Gespräche zum Thema Hygiene und wie wir noch besser werden können.“