Wolfenbüttel/ Unterharz. Kaiserwetter begleitete den traditionellen Ottonenlauf auf dem Selketalstieg von Stiege (Unterharz) nach Quedlinburg am letzten Wochenende. Ein Naturerlebnis, ein sportlicher Höhepunkt der großen Harzläufe und Geheimtip unter den Ultra-Langläufern der Region. Drei Startpunkte führen bei dieser Laufveranstaltung in drei verschiedenen Disziplinen zum gemeinsamen Ziel.
Die Königsdisziplin dabei ist der Supermarathon: 72 Kilometer über den Selketalstieg von Stiege zum gemeinsamen Ziel in die Weltkulturerbe-Stadt Quedlinburg. Dabei geht es permanent bergab, so das Streckenprofil. Doch Vorsicht ist geboten, dieser Ottonen-Supermarathon ist kein Wochenendlauf. Forstwege, schmale Trails und steile Anstiege wechseln sich ständig ab. Da ist hohe Konzentration für alle Teilnehmer angesagt. Das wusste auch Anke Meinberg. Die 61-jährige Ausdauersportlerin stellte sich bereits das siebente Mal dieser Herausforderung des Ottonenlaufes mit seinen 72 Kilometern. Meinberg holte sich unter anderem 2008 den Gesamtsieg mit Streckenrekord, wurde 2011 Zweite der Gesamtwertung und mehrfache Altersklassensiegerin auf dieser Laufstrecke.
Pünktlich um 7 Uhr schickte der Starter das internationale Teilnehmerfeld, mit rund 130 Startern aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Dänemark, in Stiege auf die lange und sehr schwierig zu laufende Strecke. Durch die noch feuchten Wiesenwege von Stiege ging es, über die mit Steinen und Wurzeln übersäte Strecke abwärts. Die überaus rutschigen Berabpassagen verlangten äußerste Konzentration von den Teilnehmern.
"Der etwa zwei Kilometer lange Abschnitt des Klippenweges ist für mich der schönste, jedoch auch der gefährliche Teil des Laufes", erzählte Meinberg. Große Felsblöcke blockieren hier den sehr schmalen Pfad auf dem einige Läufer, jedoch ohne größere Blessuren, stürzten.
Über Alexisbad, Mägdesprung ging es jetzt flott acht Kilometer durch das breiter gewordene Tal. Hier verlangte wieder einmal die gestaute Hitze des Tales alles von den Läufern ab. "Wir konnten garnicht so viel trinken, wie wir geschwitzt haben", berichteten die Läufer.
An den 14 Versorgungspunkten der Laufstrecke, alle von privaten Personen gesponsert und betrieben, hatten helfende Hände voll zu tun, die Läuferschar zu versorgen.
Vorbei an Burg Falkenstein, das nächste Highlight, die besterhaltene mittelalterliche Burg des Harzes. Hier wurde deutsche Rechtsgeschichte geschrieben, als Eike von Rebgow die mündlich überlieferten Rechte der Sachsen aufgeschrieben hat - den Sachsenspiegel. Über die Schlösser Meisdorf und Ballenstedt, vorbei an der Stiftskirche von Gernrode, die mit über tausend Jahren nahezu unverändert aus der ottonischen Zeit stammt, ging es weiter nach Quedlinburg.
Am Ende tangierte Meinberg zwischen Stiege und Quedlinburg 13 Ortschaften, teilweise entlang der Selketalbahn, vorbei an elf Harzteichen, zwei Burgen, Felsklippen mit herrlicher Aussicht auf das Tal, sowie durch zwei Felstunnel. Für die Geschichte der Ottonen hatten die Teilnehmer keine Zeit, aber alle waren begeistert von der schönen Harzer Landschaft.
Anke Meinberg lief mit 8:18 Stunden in der Alterklassenwertung (W60) auf den ersten Platz locker in das Stadion Moorweg ein. In der Gesamtwertung der Frauen bedeutete das den zehnten Rang. "Ich bin mit meiner Leistung und dem Ergebnis sehr zufrieden", sagte die Wolfenbütteler Ausdauersportlerin im Ziel.
Der Dettumer André Schneider, ebenfalls auf der langen Strecke unterwegs, belegte mit hervorragenden 6:17 Stunden den zweiten Platz in der Wertung der Männer M50 das bedeutete Rang 15 der Gesamtwertung.
Meinberg läuft erfolgreich auf den Spuren deutscher Kaiser
Anke Meinberg auf dem schmalen Pfad des Selketalstieges nahe Alexisbad. Foto: Friedrich-Wilhelm Schneider (fws) | Foto: Friedrich-Wilhelm Schneider (fws)