Nach dem Corona-Jahr: Freibäder blicken auf ernüchternde Saison

Verspätete Öffnung, weniger Besucher - aber trotzdem glückliche Gäste. Die Freibäder aus dem Landkreis ziehen Bilanz.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Wolfenbüttel. Kaum geöffnet, schon ist die Saison für die Freibäder in diesem Jahr schon wieder beendet. In ein paar Tagen werden die Freibäder geschlossen und für den Winter vorbereitet. Dabei war zunächst gar nicht klar, wann und ob die Bäder während der Corona-Pandemie öffnen können. Sie taten es schließlich, wenn auch mit einiger Verzögerung und unter strengen Hygienemaßnahmen. Kein Wunder also, dass das Fazit der letzten Saison mit Corona entsprechend ernüchternd ausfällt.


"Eine Bilanz dieses Jahres muss negativ ausfallen. Der Badbetrieb unter den Corona-Bedingungen ist eine extreme organisatorische und wirtschaftliche Herausforderung", so lautet das Fazit des Stadtbades Okeraue. Dies verwundert umso weniger, wirft man einen Blick auf die Zahlen des Allwetterbades. Verspätet startete das Bad erst am 29. Juni in die Freibadsaison und will diese voraussichtlich am 13. September beenden. Somit habe man lediglich 77 Tage gehabt. Normalerweise werden die Außenbereiche zusätzlich zum eigentlichen Bad bereits um den 15. Mai geöffnet. Durch die Corona-Situation und den Hygieneplan konnten nur maximalen Kapazitäten am Tag von 384 Besucher freigegeben werden. Die Besucherzahlen betrugen bis einschließlich 31. August daher lediglich 14.577. Bis Saisonende erwartet das Bad 16.000. Zum Vergleich: In der Sommersaison 2019 (das besucherstärkste Jahr) besuchten an 128 Tagen 108.407 Besucher das Bad.

Das Wetter sei dabei im Stadtbad Okeraue durch das Allwetterbad-Konzept ein eher geringer Einflussfaktor, durch den großen Indoor-Bereich könne einfach immer geschwommen werden. Die Besucher seien nach der Wiedereröffnung zunächst zurückhaltend und vorsichtig im Bad gewesen, nach ein paar Wochen wären die Abläufe jedoch bekannt gewesen. "Außer gelegentlichen Hinweisen auf Hygieneregeln und Abstandhalten können wir von sehr verantwortungsvollen Gästen berichten. Für die ergriffenen Maßnahmen haben die Gäste fast ausnahmslos Verständnis gezeigt", so das Bad abschließend.

Planung 2021 - Entwicklung bleibt abzuwarten


Auch für die Freibäder in den umliegenden Dörfern stellte sich das Corona-Jahr als Herausforderung heraus. So können die Freibäder in Schöppenstedt (6.259 Besucher), Remlingen (4.273 Besucher) und Denkte (3.329 Besucher) auf insgesamt 13.861 Besucher zurückblicken. Im Vorjahr waren es im Schnitt in Schöppenstedt 25.000 Besucher, in Remlingen und Denkte jeweils 15.000. Auch hier öffnen die Bäder in einem normalen Jahr zirka Mitte Mai ihre Pforten. Durch die Corona-Pandemie konnte das Freibad Schöppenstedt jedoch erst Anfang Juli öffnen, das Freibad Remlingen Ende Juni. Durch Sanierungsarbeiten konnte das Freibad Denkte erst am 16. Juli öffnen.

"Trotz der schwierigen Umstände konnte die Badesaison durchgeführt werden. Dies ist vor allem durch den erhöhten Personalaufwand gelungen. Ein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang den Mitgliedern der Fördervereine und der DLRG. Für die Planung der Saison 2021 bleibt die Entwicklung der Coronapandemie abzuwarten", so das Fazit der Samtgemeinde Elm-Asse.

Nicht alle Gäste verständnisvoll


Das Sickter Freibad wurde ebenfalls spät, erst am 15. Juni eröffnet, zirka vier Wochen später als in den letzten Jahren. Dies wirkt sich auch auf die Besucherzahlen aus. Denn während das Bad in den Jahren 2018 38.200 und 2019 24.900 Besucher hatte, waren es bis zum Stichtag am 31. August dieses Jahres lediglich 10.100. Rückblickend seien die beiden letzten Sommer jedoch auch überdurchschnittlich heiß gewesen, so die Samtgemeinde Sickte gegenüber regionalHeute.de. Durch die Begrenzung auf 170 Badegäste je Öffnungsintervall, hätten sich vor dem Bad zeitweise lange Schlangen vor der Kasse gebildet. Abgewiesene Badegäste hätten hier nicht immer Verständnis gezeigt und einige Stammgäste hätten in diesem Jahr auf den Freibadbesuch gänzlich verzichtet.

"Wir sind glücklich, dass wir trotz der schwierigen Corona-Bedingungen das Freibad auch in diesem Jahr öffnen konnten", so die Samtgemeinde Sickte. Dennoch habe die Begrenzung der Badegäste, die reduzierten Eintrittspreise und die Zusatzkosten für Reinigungs- und Desinfektionsmittel das finanzielle Defizit des Freibadbetriebes deutlich erhöht. "Wir sind jedoch optimistisch, diese Defiziterhöhung durch das Einwerben von Drittmitteln ganz oder teilweise zu kompensieren", heißt es weiter. Am Sonntag, 13. September ist der letzte Badetag in dieser Freibadsaision.

"Man fühlte sich allein gelassen"


Ebenfalls erst im Juni konnte das Freibad am Fümmelsee öffnen. Die Besucherzahlen seien hier immer stark vom Wetter abhängig, wie der Wolfenbütteler Schwimmverein berichtet. Auch hier mussten die Besucherzahlen beschränkt werden und führten dazu, dass einige Besucher an der Kasse warten mussten. "Das gab es am Fümmelsee vorher noch nie. Es haben aber alle ordentlich gewartet. Es gab keine Probleme", so Florian Steinmann vom Wolfenbütteler Schwimmverein gegenüber unserer Onlinezeitung. Insgesamt sei es etwas ruhiger als sonst gewesen. "Mein Eindruck war, dass viele den Fümmelsee bei dem guten Wetter auch als Urlaubsersatz genutzt haben", so Steinmann weiter. Insgesamt hätten sich die Gäste bis auf wenige Ausnahmen vorbildlich benommen. Besonders beim Warten habe es keine Probleme gegeben.

Die aktuellen Regeln herauszufinden sei jedoch nicht immer ganz einfach gewesen. Viel Aufwand und Briefwechsel habe anfangs dahinter gestanden. "Man fühlte sich da schon etwas allein gelassen. Wir sind allerdings zum Glück selbst frühzeitig aktiv geworden und haben Hygienekonzepte und Ideen für eine frühzeitige Öffnung des Fümmelsees erarbeitet. Das mit der Öffnung hat dann leider nicht wie geplant geklappt. Es war vorgesehen, erst für Mitglieder zu öffnen und dann Stufenweise für Besucher. Leider wurde uns dieser Weg am Ende kurzfristig untersagt", erklärt Steinmann. Mitte September endet die Saison. Im Winter solle es dann wieder Eisschwimmen geben.

Viele neue Badegäste begrüßt


Das Freibad Dettum konnte in diesem Jahr knapp 8.000 Besucher begrüßen. Dabei liege der Schnitt der letzten 20 Jahre bei 8.915. Geöffnet wurde bereits am 25. Mai - der erste Tag, an dem die Bäder aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr öffnen durften. Normalerweise werde das Bad jedoch Anfang Mai geöffnet, so der Förderverein Dettumer Freibad. Events, wie Sommerfest, Eröffnungsfeier oder ähnliches habe in diesem Jahr nicht stattfinden können. Dennoch habe man trotz des Corona-Jahres viele neue Badegäste begrüßen dürfen, die in den vergangenen Jahren in anderen Bädern geschwommen seien. Der Grund dafür sei, dass das Bad im Gegensatz zu vielen anderen Bädern auf eine Begrenzung der Aufenthaltszeit und tägliche Schließzeiten verzichtet habe. So hätten die Gäste ganztägig im Bad bleiben dürfen. Auf die Regeln und Hygienemaßnahmen hätten die Besucher auch hier überwiegend verständnisvoll und diszipliniert reagiert.

Auch über 90 neue Mitgliedschaften konnte sich der Verein in diesem Sommer freuen, wohingegen es in den letzten Jahren je zirka 40 neue Mitglieder gewesen seien. "Wir sehen uns gut vorbereitet auf eine weitere eingeschränkte Saison, sofern dies im nächsten Jahr notwendig ist", so Marc Wutscherk, 1. stellvertretender Vorsitzender des Förderverein Dettumer Freibad abschließend.

"Wir packen das"


Ebenfalls bereits am 25. Mai konnte das Stadtbad Hornburg öffnen ursprünglich war die Öffnung bereits am 9. Mai geplant. Mit Stichtag am 1. September hatte das Bad zirka 12.700 Besucher zu verzeichnen. In einer normalen Saison komme das Bad auf etwa 17.500 bis 18.000 Besucher, so Klaus Fricke, erster Vorsitzender des Trägervereins Stadtbad Hornburg gegenüber regionalHeute.de. Dabei sei die Besucherzahl auch immer vom Wetter abhängig, doch auch die Verunsicherung durch Corona sei in der ersten Zeit zwar zu spüren gewesen, habe sich jedoch schnell wieder gelegt. Aufgrund des Hygienekonzeptes konnten nur 220 Besucher gleichzeitig in das Bad gelassen werden. "Wir haben ein großes Becken, sodass es sich immer verteilt hat", so Fricke weiter. Zu längeren Wartezeiten ist es somit in der Regel nicht gekommen. Lediglich einmal habe der Stopp angewendet werden müssen.

Enden werde die Saison nicht wie die letzten Jahre. Aufgrund der Pandemie musste das Sommerfest ausfallen. Die Bilanz daher schwierig. Doch Fricke bleibt weiter optimistisch: "Wir packen das - egal wie."


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