Nach der Flucht – Neustart in Deutschland

von Jan Borner


Hanan und Abdul mit Tochter Hanin und ihrem Sohn Mohammed. Foto: Jan Borner
Hanan und Abdul mit Tochter Hanin und ihrem Sohn Mohammed. Foto: Jan Borner | Foto: Jan Borner



Wolfenbüttel. Vor über vier Monaten kamen Abdul und seine Frau Hanan in einem vollen Bus am Jugendgästehaus in Wolfenbüttel an. Der Bus kam aus der Landesaufnahmebehörde in Kralenriede, wo sie die Tage zuvor mit ihren drei kleinen Kindern auf dem Fußboden in der Kantine geschlafen hatten (regionalHeute.de berichtete). Wie geht es der Familie heute und wie haben sie sich in Wolfenbüttel eingelebt?

„Als wir ankamen und ich die Leute lächeln gesehen habe, habe ich mich plötzlich wohl gefühlt", das sagte Hanan schon kurz nach ihrer Ankunft in Wolfenbüttel. Seit Jahren wütet in ihrer syrischen Heimat der Krieg. Nach einer aufreibenden und gefährlichen Flucht war die Familie froh, endlich an einem Ort angekommen zu sein, wo man sie freundlich willkommen hieß. Einige Tage nach ihrer Ankunft konnte sich die Familie registrieren und Antrag auf Asyl stellen. Abgeschlossen ist ihr Asylverfahren aber auch heute noch nicht. Zwar wünschen sich Abdul und Hanan, dass ihr Asylantrag schnell genehmigt werde, damit sie auch arbeiten gehen können, aber allzu viele Sorgen möchte sich die Familie wegen des sich hinziehenden Asylverfahrens auch nicht machen. Um in Deutschland richtig Fuß fassen zu können und einen Job zu finden, sei es am wichtigsten Deutsch zu lernen, betonte Hanan. Deshalb wollen sie sich zunächst darauf konzentrieren, die Sprache zu lernen.

Die Sprache


Auch wenn das Interview mit Hilfe eines Dolmetschers geführt wurde, benutzte Hanan und Abdul zwischendurch immer wieder mal deutsche Worte, die sie schon gelernt hatten. Beide besuchen bereits einen Sprachkurs, aber der Unterricht sei noch zu kurz um schnell die deutsche Sprache lernen zu können, sagte Hanan. Ihre älteste Tochter Hanin hat da einen entscheidenen Vorteil: Sie geht nun schon seit ein paar Monaten in Wolfenbüttel zur Schule. Dort lernte sie zunächst deutsch in einer Sprachlernklasse und nimmt seit Kurzem sogar am Regelunterricht zusammen mit den deutschen Kindern teil. Huda, die jüngere Tochter und ihr Sohn Mohammed besuchen den Kindergarten und können dort Kontakte zu andern Kindern knüpfen.

Kontakte knüpfen


Auch für Abdul sind Kontakte sehr wichtig, erklärte er. Er gehe viel in die Stadt um sich mit anderen Leuten zu treffen. "Ich habe viele deutsche Freunde", sagte er. Die Menschen in Wolfenbüttel seien sehr nett und sehr hilfsbereit. "Dafür sind wir sehr dankbar". Das haben Abdul und einige weitere Bewohner des Jugendgästehauses auch schon mit einer besonderen Aktion gezeigt. Einige Tage nach ihrer Ankunft hatten mehrere Flüchtlinge Geld zusammengelegt, um Blumen zu kaufen und sie an die Bürger Wolfenbüttels zu verteilen (regionalHeute.de berichtete). Sie seien so herzlich in Wolfenbüttel willkommen geheißen worden, da wollten sie einen Weg finden, Danke zu sagen, erklärte Hanan.

Die Suche nach einer Wohnung


Eine passende Wohnung hat die Familie bislang noch nicht gefunden. Deshalb wohnen die fünf noch immer in der Gemeinschaftsunterkunft im Jugendgästehaus. Wie Hanan berichtet, gab es zwar ein Angebot, dass sie in eine Wohnung hätten ziehen können. Diese wäre aber über zehn Kilometer von Wolfenbüttel entfernt gewesen. Der Weg zur Schule und zum Kindergarten in Wolfenbüttel wäre dabei dann einfach zu weit gewesen, erklärte Hanan. Außerdem hätten sie in Wolfenbüttel Freunde und Bekannte gefunden. Deswegen sei es ihnen wichtig, in Wolfenbüttel zu bleiben und nicht sofort wieder weg zu ziehen. Wenn auch der Umzug von der Gemeinschaftsunterkunft in eine Wohnung bislang noch nicht geglückt ist, so ist doch immerhin schon mal ein anderer Wunsch in Erfüllung gegangen. Vor Kurzem hat Hanin nämlich ein Fahrrad geschenkt bekommen, wovon sie schon seit Längerem geträumt hat. Den Weg zur Schule kann sie also jetzt auf Rädern zurücklegen.

Hoffnung auf eine Zukunft mit vielen Möglichkeiten


Wenn man in einem anderen Land ist, dann sei es sehr wichtig, dass man die Gesetze kennt und sich an die Kultur anpasst, betonte Abdul. "Wir wollen einfach ohne Krieg und ohne Ängste leben", sagte er. Besonders für ihre Kinder erhoffen die beiden sich eine gute Zukunft. Die Schule in Deutschland sei für ihre Kinder bestimmt sehr gut, betonte Hanan. In Deutschland gebe es viele Möglichkeiten und sie hofft, dass ihre Kinder diese Möglichkeiten werden nutzen können.

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https://regionalwolfenbuettel.de/ankunft-im-jugendgaestehaus-von-syrien-nach-wolfenbuettel/

Anmerkung der Redaktion: In dem Artikel "Ankunft im Jugendgästehaus: Von Syrien nach Wolfenbüttel" wurden die Namen der Familienmitglieder geändert. Mit Einverständnis der Familie wurden nun die tatsächlichen Namen verwendet.


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