Wolfenbüttel. Eine nachhaltige Zukunft gemeinsam denken - das war das Ziel einer Landkreis-Veranstaltung zum Thema „Nachhaltigkeit als kommunale Aufgabe“, wie der Landkreis Wolfenbüttel in einer Pressemitteilung berichtet. Auf der Veranstaltung, die am 28. September stattfand, diskutierten rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Verwaltung, Verbänden, Organisationen und Wissenschaft zu diesem Thema. Landrätin Christiana Steinbrügge kündigte die Einrichtung eines Referats für Nachhaltigkeit und Klimaschutz an. Die Experten auf dieser Veranstaltung seien sich einig gewesen, dass zu einem effektiven Handlungskonzept für Nachhaltigkeit ein gesellschaftlicher Diskurs benötigt werde. Dieser sollte in einem ganzheitlichen Konzept realisiert werden, versprach Steinbrügge.
In den vergangenen Jahren entwickelte der Landkreis Wolfenbüttel in einem umfangreichen Prozess Leitideen, die als Teil einer Gesamtstrategie eine Leuchtturmfunktion für die nachhaltige Entwicklung entfalten sollen. Dabei wird Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe immer wichtiger. Dies zeigten auch die fünf Fokusgruppen, die sich mit Blick auf die drei Leitideen „Mehr Zeit für Menschen“, „Das Lokale gewinnt an Bedeutung“ und „Besser statt mehr“ mit der Umsetzung von wichtigen Aktivitäten befassten. Zudem gab es eine Fokusgruppe zum Thema Partizipation und Kommunikation sowie eine Fokusgruppe, die sich mit der Frage befasste, woran wir erkennen, dass wir erfolgreich sind. Die Ergebnisse der Nachhaltigkeits-Veranstaltung werden in das vom Kreistag Ende 2019 beauftragte Handlungskonzept einfließen.
Podiumsdiskussion: Lust auf Zukunft machen
Ist der Landkreis Wolfenbüttel bereits auf einem guten Weg in Sachen Nachhaltigkeit? Das sei er auf jeden Fall, so Ulrich Ahlke, ehemaliger Leiter im Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit im westfälischen Kreis Steinfurt. Auf die Frage, wie es gelingen könne, langfristige und nachhaltige Wirkungen zu erzeugen, antwortet Ahlke, dass ein breit angelegter Diskurs notwendig ist. Gerade aus der Zivilgesellschaft kämen wichtige Impulse und ohne diese wäre eine so umfassende Transformation wie die Nachhaltigkeit sie erfordert, nicht möglich. Es gehe aber auch um Ressourcen, so Ahlke. Sowohl bei finanziellen, aber auch bei personellen Ressourcen liegen auch erfolgreiche Kreise wie der Kreis Steinfurt gerade mal im einstelligen Promillebereich.
Ähnlich sieht es Landrätin Christiana Steinbrügge: „Nachhaltigkeit ist nicht alleine zu schaffen – wir brauchen Politik, Unternehmen, Kirchen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft“, so Steinbrügge. Damit dies erfolgreich und mit entsprechenden Ressourcen auch gezielt gesteuert werden könne, wird ein neues Referat für Nachhaltigkeit und Klimaschutz eingerichtet. Außerdem wird es eine wichtige Aufgabe sein, neben den drei Leitideen die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen als Querschnittthema im Handeln der Verwaltung und in der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren zu verankern. Dies war Bestandteil eines Kreistagsbeschlusses von November 2019.
Für Ralf Meister, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Hannovers, ist die Frage nach der Selbstwirksamkeit von zentraler Bedeutung. Jede und jeder könne dazu beitragen, Nachhaltigkeit fest in der Gesellschaft zu verankern. Entscheidend sei, Haltungen und Werthaltungen besonders zu beachten, da sie viel mehr als Wissensüberzeugungen zum Handeln anregen. Die Vorbildfunktion, die jede Organisation einnehmen könne, sei wichtig und es seien alle, die aktiv die Transformation vorantreiben wollten, aufgerufen, sie mit dem zu unterstützen, was im eigenen Verantwortungsbereich möglich sei.
Die Frage nach den Ressourcen und der Unterstützung der nachhaltigen Entwicklung, beantwortet Frank Doods, Staatssekretär im Umweltministerium des Landes, mit zwei Hinweisen. Dies seien gezielte staatliche Investitionen im Bereich Nachhaltigkeit und die verpflichtende Umsetzung von staatlichen Vorgaben, etwa eine Pflicht zu Photovoltaikanlagen auf gewerblichen Immobilien.
Es geht aber vor allem um positive Zukunftsbilder, die Lust auf Mitmachen und Mitgestalten machen, so das Fazit von Ulrich Ahlke.
Teilnehmende erarbeiten Vorschläge in Workshops
Vor der Podiumsdiskussion diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in fünf unterschiedlichen Workshops. Aus der Landkreisverwaltung wurden zudem bereits bestehende Projekte und Maßnahmen vorgestellt, die in einer interaktiven Karte lokalisiert sind. Leitlinie der Diskussion waren die drei Leitideen des Landkreises. Dabei wurde übergreifend festgestellt: Nachhaltigkeit betrifft nicht nur den Klimaschutz, sondern viele weitere Bereiche. Für eine zukunftsfähige Entwicklung sei etwa ein gut ausgebautes und leistungsfähiges Glasfaser-Breitbandnetz wichtig. Zudem komme der Vermarktung regionaler Produkten eine wichtige Bedeutung zu. Hier unterstützt der Landkreis mit dem Netzwerk der Marktplätze oder der Nahversorgungsplattform „Markterei“, verbunden mit dem Gedanken, damit auch Orte der Begegnung zu schaffen. Weitere Themen betrafen die Mobilität und einen leistungsfähigen Nahverkehr sowie die gesellschaftliche Teilhabe für alle.
Wichtig sei zudem, dass der Landkreis seine Nachhaltigkeitsaktivitäten regelmäßig kommuniziert und die gesellschaftlichen Gruppen in diesen Prozess einbindet.
Die Ideen aus den Workshops sollen in das Handlungskonzept für eine nachhaltige Entwicklung im Landkreis Wolfenbüttel einfließen. „Wichtig ist mir, dass wir in Bewegung bleiben und handeln. Ich kann mir vorstellen, dass wir im Handlungskonzept ein Nachhaltigkeitsplenum vorschlagen, das alle ein bis zwei Jahre stattfindet, in dem wir Bilanz ziehen und einen neuen Ausblick auf den nächsten Zeitabschnitt vornehmen“, erklärte Landrätin Christiana Steinbrügge zum Ende der Veranstaltung.
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