Wolfenbüttel. Ein Foto von sich will sie am liebsten vermeiden. "Um mich geht es nur am Rande", sagt Christina Graske und wehrt bescheiden ab. "Es geht ausschließlich um die Philosophie." Mit diesem Ansatz startet sie diese Woche das neueste Kulturangebot in der Stadt Wolfenbüttel: Es umfasst die philosophische Beratung und die Erweiterung um den öffentlichen Dialog sowie Vorträge zum Thema. Schon am Freitag ist ein erstes philosophisches Café geplant (siehe unten).
Bevor die gebürtige Wolfenbüttelerin in Braunschweig Philosophie studierte, lebte sie in Berlin. "Dort habe ich als Chef-Assistentin in größeren Firmen gearbeitet", erzählt sie. Außerdem sammelte sie in der Hauptstadt Erfahrungen, wie die Öffentlichkeit umgeht mit Vorträgen über die "Liebe zur Weisheit" (so die wörtliche Übersetzung von Philosophie).
„Die Liebe zur Philosophie hat mich dazu gebracht, dieses Studium zu absolvieren, Nun ist das Fundament geschaffen für die philosophische Beratung", sagt Christina Graske. Sie hat einen Praxisraum gefunden am Schlossplatz 3, zwischen Meißnerhaus und Anna-Amalia-Haus. Im historischen Ambiente finden dort Gespräche und Diskussionskreise statt. Umgeben von barocken Details ist das kein schlechter Ort zur Entschleunigung.
Das Tempo des Lebens ist ein wichtiger Aspekt, wenn es um die philosophische Beratung geht, erklärt die Expertin. "In unserer schnelllebigen Zeit möchte ich den Menschen helfen, nicht an den Dingen vorbeizuleben." Sie dürften nicht verlernen, Fragen zu stellen. "Das Staunen steht am Anfang." Kernfrage in den Beratungsgesprächen unter vier Augen: "Was möchte ich eigentlich vom Leben?"
Die Beratung sei präventiv möglich, helfe aber auch in einer Lebenskrise. "Ich glaube, oftmals sind psychologische Hilfen oder gar Therapien in solchen Situationen gar nicht nötig", sagt sie. "Im Gespräch lassen sich Sinnsuche und Ängste gut aufarbeiten." Natürlich dürfe dies nicht nach Schema F geschehen. "Das sind persönliche Themen und darum auch ganz persönliche Gespräche - solche Gespräche bleiben ja in der heutigen Gesellschaft oft auf der Strecke."
Zweiter Pfeiler ihrer Tätigkeit soll der philosophische Dialog werden. "Wir wollen mit kompetenten Gesprächspartnern über die alten Griechen reden und das Thema vertiefen." Aristoteles, Platon, Sokrates - ihre Ideen und Gedanken sollen im Zwiegespräch diskutiert werden. "Das führt zur Stärkung des inneren Selbstbewusstseins."
Mindestens einmal im Quartal will Christina Graske Vorträge organisieren, "vielleicht kommen sogar Kurse hinzu". Darin wird es auch um die antike Lebenskunst gehen - im direkten Vergleich zum heutigen Stressgebaren.
Ganz aktuelle vierte Säule ist das philosophische Café. "Das ist ein Gesprächskreis, in dem jeder zu Wort kommt und seine Meinung zum Thema sagt", erklärt die Gastgeberin. Themen könnten Fragen sein wie: Was ist Glück, was Krankheit, Tod? - Bei entsprechender Resonanz könne dies zum wöchentlichen Angebot werden. "Diese Runden sollen vor allem neue Erkenntnisse bringen, neue Ideen und Möglichkeiten. Jeder soll von jedem profitieren."
Sie hat also Großes vor, die kleine Frau mit dem zarten Wesen. "Es geht mir um die Philosophie und deren Nutzbarmachung für Menschen in unserer Zeit. Es geht darum zu helfen, und zwar mit einem Therapie-Angebot der besonderen Art."
Am Freitag, 20. September, startet Christina Graske ihre Reihe der "Philosophischen Cafés". Von 15 bis etwa 16.30 Uhr treffen sich Interessierte im Café am Stadtmarkt, hören zunächst den Kurzvortrag "Was ist Wahrheit?" und sprechen dann darüber. "Es gibt keine Vorstellungsrunde", erklärt die Gastgeberin, "aber jeder sollte Papier und Stift für Notizen, Fragen und Anregungen dabei haben."
Es gehe um den Gedankenaustausch, um Raum für eigene Ideen und Beispiele sowie das Festhalten wesentlicher Erkenntnisse. "Wir wollen an den vielfältigen Meinungen anderer teilhaben, Fragen stellen, Dinge in Zweifel ziehen - eben selber denken", betont die Wolfenbüttelerin. "Genau das ist Philosophie: Über diese Fragen zu möglichen Erkenntnissen zu kommen, die der Persönlichkeit eine positive Entwicklung ermöglichen und sie stärken."
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