Wolfenbüttel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Juden in Deutschland weitgehend integriert, die meisten lebten und fühlten als Deutsche. Auch die vaterländische Begeisterung, mit der sie in den 1. Weltkrieg zogen, unterschied sich nicht von der der nicht-jüdischen Deutschen. Und doch fühlten viele auch immer den Stachel der Ausgrenzung. Die diesjährige BlickWechsel-Reihe, veranstaltet von der Evangelischen Erwachsenenbildung und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, nimmt die besondere Situation der deutschen Juden in den ersten zwei Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts in den Blick.
- Jüdische Soldaten aus Wolfenbüttel im 1. Weltkrieg - Vortrag
Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Kriegerdenkmäler und Gedenktafeln erinnern daran. Eine Gedenktafel fehlt in Wolfenbüttel. Sie hing in der Synagoge und ist seit deren Zerstörung nicht mehr auffindbar. Fast 30 jüdische Wolfenbütteler kämpften gemeinsam mit ihren christlichen Kameraden für die damals als patriotisch geltenden "Vaterlands"ziele.
An die fast vergessene Beteiligung jüdischer Deutscher und damit verbundene
Betrachtungsweisen erinnert Jürgen Kumlehn in seinem Vortrag.
Termin: Do. 13. Nov. 2014, 19.30 Uhr
Referent: Jürgen Kumlehn, Erinnerer, Wolfenbüttel
Ort: Stadtbücherei, Bahnhof 1, 38100 Wolfenbüttel
- Walter „von“ Rathenau ? – Judentum und Anerkennung um 1900 - Vortrag
Am Beispiel des Industriellen, Publizisten und Politikers Walther Rathenau lässt sich gut zeigen, welche Probleme deutsche Juden zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten, Anerkennung zu finden. Rathenau war bekannt, er versuchte – vergeblich – Merkmale gesellschaftlicher Herausgehobenheit zu erlangen. Er diente verschiedentlich Juden sowie Nicht-Juden als Symbolfigur, mit der Hoffnungen oder Befürchtungen verbunden wurden bezogen auf Teilhabe und Anerkennung der deutschen Juden in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.
Termin: Do. 20 Nov. 2014, 19.30 Uhr
Referent: Kai Drewes, Historiker, Berlin
Ort: Ratssaal, Rathaus Wolfenbüttel
- „Süß und ehrenvoll“ - Vorstellung des Buches von Avi Primor
Der Bürgersohn Ludwig kann nach Kriegsausbruch seine Einberufung kaum erwarten. Als deutscher Soldat fühlt er sich endlich voll akzeptiert und will sich für sein Vaterland
einsetzen.
Der französische Bäckerssohn Louis wird mit der deutschen Kriegserklärung aus einer
unbeschwerten Rekrutenzeit gerissen. Trotz aller Ängste schreibt er stolz seinem Vater, an der Front könne er dem französischen Volk endlich zurückzahlen, was es für ihn getan habe. Inmitten der Grauen des Ersten Weltkriegs werden die beiden jüdischen Protagonisten
einander zum Schicksal werden.
Auf der Grundlage zahlreicher historischer Dokumente hat Avi Primor einen Roman
geschrieben, der unter die Haut geht.
Termin: Di. 25. Nov. 2014, 19.30 Uhr Referent: Siegfried Graumann, Diakon, Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Niedersachsen-Ost e.V. Ort: Stadtbücherei, Bahnhof 1, 38300 Wolfenbüttel
- Kriegsbriefe deutscher und österreichischer Juden 1914 – 1918 - Lesung
Kurze Briefe „von der Front“, geschrieben an enge Verwandte und Freunde, bringen die patriotische Begeisterung und Siegeszuversicht der ersten Monate, schnell aber auch das Grauen und die Versuche zum Ausdruck, auch angesichts des Mordens jüdisches Identität und Religion zu leben.
Termin: Di. 13. Jan. 2015, 19.30 Uhr Lesung: Ralf Kleefeld, Kleine Bühne Wolfenbüttel Musik: Ensemble Quintessenz, Wolfenbüttel Ort: Stadtbücherei, Bahnhof 1, 38300 Wolfenbüttel
- Die Rolle der Konfessionen (evangelisch, katholisch, jüdisch) im 1. Weltkrieg
Auch die Vertreter der Religionen stimmten in die Kriegsbegeisterung mit ein.
Welche Rolle spielten sie zu Beginn und im Laufe des 1. Weltkriegs – zwischen Vaterlandsgefühlen und religiöser Verpflichtung auf die Liebe zu Gott und den Menschen?
Der Referent Professor für neuere Geschichte an der TU Berlin, beleuchtet die spezifische Rolle der evangelischen und katholischen Kirche sowie der jüdischen Gemeinden im 1. Weltkrieg.
Termin: Di. 27. Jan. 2015, 19.30 Uhr Referent: Prof. Dr. Manfred Gailus, Historiker, Berlin Ort: Ratssaal, Rathaus Wolfenbüttel
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