Neue Sonderausstellung im Schloss: „Eine Tafel für Anna Amalia"


Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet die „Tafel für Anna Amalia“.  Fotos: Schloss Museum Wolfenbüttel
Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet die „Tafel für Anna Amalia“. Fotos: Schloss Museum Wolfenbüttel

Wolfenbüttel. Mit der Sonderausstellung „Eine Tafel für Anna Amalia – Sonngard Marcks inszeniert ein sinnliches Mahl ohne Speisen“ zeigt das Museum Wolfenbüttel zum ersten Mal Arbeiten einer zeitgenössischen Künstlerin in den barocken Schlossräumen. Zu sehen ist die außergewöhnliche Ausstellung noch bis zum 6. Januar 2020 im Schloss Museum Wolfenbüttel. Das teilt das Museum in einer Pressemeldung mit.


„Die vielfach ausgezeichnete Künstlerin Sonngard Marcks hat über viele Monate einmalige Keramiken geschaffen, die sich mit dem Wolfenbütteler Schloss, den barocken Räumlichkeiten und der in der Welfenresidenz geborenen Herzogin Anna Amalia zu Braunschweig und Lüneburg auseinandersetzen. Ab heute sind sie in den Ausstellungsräumen zu sehen“, erklärt Dr. Sandra Donner, Leiterin des Museums Wolfenbüttel, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung und ergänzt: „Die Ausstellung ist eine kleine Liebeserklärung und ein Kompliment an das Wolfenbütteler Schloss und natürlich an Anna Amalia, eine faszinierende Regentin, Mäzenin und Liebhaberin der schönen Künste und der Gelehrsamkeit.“

„Bisher haben wir die barocke Dauerausstellung und die aktuellen Sonderausstellungen voneinander getrennt, diesmal ist es anders“, so Dr. Sandra Donner weiter. Die Sonderausstellung ist in vier Teile aufgeteilt. Im Herzoginnenappartement und im Geburtszimmer Anna Amalias sind Keramiken von Sonngard Marcks in, auf und zwischen dem barocken Originalmobiliar der Ausstellungsräume platziert. Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet die „Tafel für Anna Amalia“.

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„Das Schloss Wolfenbüttel war für mich seit langem ein verlockender Ort. Hier konnte ich mir meine Arbeiten vorstellen, in der Zwiesprache mit einer ganz besonderen Atmosphäre, mit Farben und Texturen, mit historischen Möbeln und Gemälden. Dann diese hier geborene, faszinierende Persönlichkeit der Anna Amalia, welch schöner Name, welch interessante Geschichte, welch Fächer an Inspiration und Anregung“, so die freischaffende Keramikkünstlerin Sonngard Marcks, die 1998 mit dem INAX Design Prize for Europeans, Tokio, 2008 mit dem Bayerischen Staatspreis und 2017 mit dem Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung ausgezeichnet wurde. Marcks ist Absolventin der Hochschule für Industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. Sonngard Marcks: „Wenn also ein wenig Staunen gelänge, ein produktiver Dialog zwischen den Epochen, wenn Neugier und Spielfreude angestachelt würden, Freude des Entdeckens – es wäre ein wunderbares Resultat.“

Der dritte Bereich der Ausstellung ist der klassisch museale. Das Museum Wolfenbüttel präsentiert die historische Person Anna Amalia mit Hilfe von originalen Dokumenten wie dem Ehevertrag anlässlich der Verheiratung von Prinzessin Anna Amalia zu Braunschweig und Lüneburg und Herzog Ernst August II. Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, Briefe an ihren Vater Herzog Karl I. und Autografen. Leihgeber sind u.a. die Herzog August Bibliothek und das Niedersächsische Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel.

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Am Ende der Ausstellung geht es um den Scherenschnitt, den Schattenriss. Ein Verfahren, das auch die 1959 in der Lutherstadt Eisleben geborene Sonngard Marcks anwendet. Sie greift in ihren Arbeiten auch das Thema Schattenbild auf und interpretiert es künstlerisch vielfältig.

„Schattenbildnisse von Freunden und Verwandten zu fertigen, zu sammeln, zu verschenken, ist im 18. Jahrhundert zu einem beliebten, geselligen Vergnügen in adligen und bürgerlichen Kreisen geworden“, berichtet Cortina Teichmann, Mitarbeiterin des Museums Wolfenbüttel. „Auch am Weimarer Hof wurde eifrig silhouettiert. Zahlreiche Schattenbildnisse, von Anna Amalia und der Hofgesellschaft sind überliefert. Sogar Goethe fertigte Schattenbilder und Scherenschnitte.“

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In der Ausstellung sind Portraitsilhouetten u.a. von Johann Wolfgang Goethe, Johann Caspar Lavater und Herzog Karl I. zu sehen sowie Lavaters berühmtes Buch mit dem Titel Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe, erster Versuch von 1775. Im Werk des Schweizer Pfarrers und Philosophen wird die These aufgestellt, dass sich menschliche Charaktereigenschaften aus den Umrisslinien der Silhouette ableiten lassen.

Die Besucher haben in einem eigens eingerichteten Kabinett die Möglichkeit, in einem Silhouettierstuhl, den das Museum Wolfenbüttel nach einem historischen Vorbild nachbauen ließ, Platz zu nehmen und ein eigenes Schattenbild anzufertigen.

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