Wolfenbüttel. Mit Joop van den Heuvel steht seit der vergangenen Mitgliederversammlung der Wolfenbütteler Lebenshilfe ein neuer Akteur an der Spitze des Vereins. Der 59-Jährige, der den langjährigen Vorsitzenden Klaus Bätcke ablöste, zählt aber zu den routinierten Kräften: Seit 1993 ist er bereits Vereinsmitglied.
Fast vom ersten Tag an engagierte er sich auch in der Vorstandsarbeit. „Ein Verein braucht Leute, die mitmachen und sich engagieren“, sagt der gebürtige Niederländer, der seit 1990 in Fümmelse wohnt. Zu seinen Zielen im Vorstand gehört es, neue Mitglieder zu werben – unter den Lebenshilfe-Angestellten, den Bewohnern der Wohnheime, den Beschäftigten in der Werkstatt und deren Eltern. „Wir wollen den Verein noch stärker für Menschen mit Behinderungen öffnen“, sagt van den Heuvel. Zu den Engagierten im Verein gehören bislang – so wie der jetzige Vorsitzende selbst – oftmals Eltern von Betroffenen. Mit einem niedrigeren Mitgliedsbeitrag für Menschen mit Behinderungen soll jetzt eine neue Struktur geschaffen werden.
Vereinsarbeit und ehrenamtliches Engagement findet van den Heuvel wichtig. Der passionierte Fußballer brachte sich bereits in den Vorständen des SV und des TC Fümmelse ein, wo er ebenfalls Vorsitzender war. „Dort bin ich aber in die zweite Reihe getreten, weil ich mich voll und ganz auf die Lebenshilfe konzentrieren möchte“, sagt der promovierte Biochemiker. Und er stellt klar: „Mir geht es darum, die Bedingungen für Menschen mit Behinderungen zu verbessern.“
Es geht darum, neue Projekte voranzutreiben
Als Vorsitzender des Vereins habe er auch eine Aufsichtsfunktion über die Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel gGmbH, die von den Vereinen aus den beiden Landkreisen getragen wird. „Das ist mit einer großen Verantwortung verbunden“, sagt van den Heuvel. Es gehe unter anderem darum, neue Projekte voranzutreiben. Mit dem Vorsitzenden des Helmstedter Lebenshilfe-Vereins, Jörg Reuter, stehe van den Heuvel dafür stets in Kontakt. „Wir diskutieren viel, aber entschieden wird immer einstimmig“, berichtet der Fümmelser.
Die größten aktuellen Projekte sind etwa die kürzlich eröffneten Wohnheime Klosterblick in Helmstedt und Schillerstraße in Wolfenbüttel sowie der Kantinen-Bereich in der Werkstatt in Fümmelse. „Der wird in diesem Jahr im dritten Bauabschnitt erweitert“, erklärt der Vorsitzende. Ein Neubauprojekt in Wolfenbüttel wird schon seit geraumer Zeit geplant und soll jetzt vorangetrieben werden: ein Wohnheim am Monplaisir-Teich.
Die Arbeit bleibt ein wichtiges Thema
„Mit unserem neuen Wohn-Projekt reagieren wir auch auf eine große Herausforderung: die Pflege älterer Menschen mit Behinderungen“, sagt van den Heuvel. Der Bedarf nach entsprechenden Plätzen steige stetig. Es geht um besondere Anforderungen an die Pflege, aber auch um die Schaffung von Tagesstrukturen für Menschen, die nicht mehr am Arbeitsprozess teilnehmen können.
Arbeit ist ein weiteres wichtiges Thema, das van den Heuvel mit seinen Vorstandskollegen angreifen will. „Wir fragen uns stets, wie wir mit unseren Beschäftigten noch erfolgreicher am Arbeitsmarkt teilnehmen können“, sagt van den Heuvel, der dazu im Kontakt zur Werkstattleitung steht.
Im Großen und Ganzen führt der neue Vorsitzende aber die Arbeit seines Vorgängers Bätcke fort. „Mit ihm ist allerdings sehr viel fachliche Kompetenz aus dem Vorstand gegangen. Das war ein echter Aderlass für uns“, sagt van den Heuvel über den Sonderpädagogen Bätcke, der nach langjähriger erfolgreicher Vorstandsarbeit den Posten abgegeben hat. „Bätcke war einer der wenigen im Vorstand und im Verein, der nicht zu den Betroffen zählt, sondern nur aus Überzeugung mitgearbeitet hat“, so der neue Vorsitzende.
Die Pflicht, Schwächeren zu helfen
Doch auch van den Heuvel engagiert sich aus Überzeugung. „Inklusion ist zunächst nur ein Begriff. Ich finde es wichtig, dass man im Alltag konkrete Voraussetzungen schafft, damit Menschen mit Behinderungen ihren Platz in der Gesellschaft finden können. Je nach Bedarf muss man ihnen dabei Unterstützung anbieten. Bei dem hohen Niveau des Gesundheits- und Sozialssystems in Deutschland sind wir verpflichtet, den Schwächeren zu helfen“, sagt van den Heuvel. Es müsse seiner Meinung nach zudem noch selbstverständlicher werden, dass man offen für den Anderen sei, auch wenn der anders ist.
Es habe sich in den vergangenen Jahren schon viel getan – gesamtgesellschaftlich und konkret in Wolfenbüttel. „Wir haben hier inzwischen ein buntes und modernes Angebot“, sagt van den Heuvel. Die Kindergärten plus Frühförderung und Krippe an der Lindener Straße etwa seien absolute Vorzeige-Einrichtungen. Auch die Wohnanlagen – besonders die neue an der Schillerstraße - seien in einem sehr guten Zustand. „Wir haben in allen Bereichen eine hohe Qualität, das liegt natürlich auch am großen Engagement der Mitarbeiter“, sagt van den Heuvel. Als Vorsitzender des Wolfenbütteler Lebenshilfe-Vereins wird jetzt er dafür sorgen, dass diese hohe Qualität fortbesteht.
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