Neues aus der Zeit der Merowinger: Vortrag zum Gräberfeld von Beuchte


Martina Kluck, Lothar Jungeblut, Dorothee Schacht, Steffen Busse, Anja Stadelmann (v. li.) und einige Besucher. Fotos: Bernd-Uwe Meyer
Martina Kluck, Lothar Jungeblut, Dorothee Schacht, Steffen Busse, Anja Stadelmann (v. li.) und einige Besucher. Fotos: Bernd-Uwe Meyer

Schladen. Zur ersten Winterabend-Veranstaltung im Heimathaus „Alte Mühle“ in Schladen begrüßte die Fördervereins-Vorsitzende Drothee Schacht zahlreiche Interessierte. Die engagierte Vorsitzende stellte als Referenten den 2. Vorsitzenden von den Freunden der Archäologie im Braunschweiger Land (FABL), Lothar Jungeblut, sowie die Darstellungsgruppe Okravari mit Steffen Busse, Martina Kluck und Anja Stadelmann vor. Das berichtet Bernd-Uwe Meyer.


Der Archäologie-Begeisterte informierte locker und kompetent über das von 1955 bis 1960 ausgegrabene Gräberfeld von Beuchte. Es ist der bedeutendste Fundplatz des 6. Jahrhunderts im Braunschweiger Land. Grabungsleiter war damals der Wolfenbütteler Archäologe und Museumsleiter Dr. Franz Niquet.

Spuren von Brandgräbern


Mit Hilfe von Bildern erklärte Jungeblut Details aus der Zeit der Merowinger und Völkerwanderung. Er betonte: „Mitte des 6. bis zum 7. Jahrhundert gab es im Braunschweiger Land undurchsichtige Verhältnisse.“ Aus Beuchte wurden neun Körpergräber in das 6. Jahrhundert n. Chr. Datiert. Zusätzlich gab es Spuren von zwei Brandgräbern.


Während im heutigen Sachsen-Anhalt besonders seit dem 4. Jahrhundert nach Christus Tote unverbrannt begraben wurden, ist das im Raum Braunschweig/Wolfenbüttel erst in der Merowingerzeit (5. Jh. Bis 751 nach Chr.) der Fall. „Die Merowinger haben ihre Toten bis über 2,50 Meter tief begraben. Gräber sind schwer erkennbar“, erläuterte Jungeblut. Bei der Suche wäre die Luftbildarchäologie hilfreich.

 Gäste betrachten die Replikate.
Gäste betrachten die Replikate. Foto:



Der Referent ging auf die Fundgeschichte und den damaligen Lößabbau bei Beuchte ein. Bemerkenswert sei „Grab 1“, ein Frauengrab mit dem herausragenden Fund einer silbernen, feuervergoldeten Fibel (Gewandspange). Auf der Rückseite der 9,8 Zentimeter langen und 4,3 Zentimeter breiten Fibel wurden Runen eingeritzt. Eine Abbildung dieser Fibel ist oft zu sehen und auch im Beuchter Wappen vorhanden. Im Grab dieser „edlen Dame von Beuchte“ befanden sich als weitere Beigaben unter anderem ein Spinnwirtel aus Ton, ein kleines Tongefäß, Zierschlüssel aus Bronze, ein Bronzering und ein Hakenschlüssel.

Waren die Ur-Beuchter Thüringer?


Anschließend ging Lothar Jungeblut ausführlich auf das Grab eines Kriegers ein. Ein Helm wurde nicht gefunden. „Diese Kriegerbestattung wurde sehr früh gestört, weil die Schwerter fehlen“, ließ der Referent aufhorchen. In diesem wohl kurz nach der Bestattung beraubten Grab wurde als besonderes Schmuckstück eine byzantinische Münze aus der Zeit des Kaisers Anastasius geborgen. Diese gelochte Münze wurde dem Krieger in den Hals gelegt. Weil Anastasius von 491 bis 518 n. Chr. regierte, muss der Beuchter Krieger nach 491 bestattet worden sein. Diese Ur-Beuchter seien nach Jungebluts Worten „vermutlich keine Sachsen, sondern eher Gefolgsleute der Thüringer“ gewesen.

Zwischendurch und am Ende der gelungenen Veranstaltung zeigten die Akteure der Darstelungsgruppe einige Replikate und lockerten den interessanten Vortrag auf. Zum Schluss erhielten Lothar Jungeblut und die Okravari-Darsteller den verdienten Beifall.