Niedersachsen: Geflügelfunktionär Hoffrogge: "konventionelle Form der Geflügelhaltung genügt Tierschutzansprüchen"

von Romy Marschall


| Foto: Illustration des Kinderbuchs



Heute berichtet die Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) auf Seite 1 von der möglichen Verstrickung des Vorsitzenden des Landesverbandes der niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW) Wilhelm Hoffrogge in den Skandal um falsch deklarierte Bio-Eier und überfüllte Hühnerställe. Bereits gestern abend informierte der NDR darüber, daß der Verbandschef, der auch Vizepräsident des Zentralverbands der deutschen Geflügelwirtschaft ist, seine Ämter ruhen lassen wolle, bis die Ermittlungen beendet seien. In einem Telefoninterview mit unserer Redaktion anläßlich der Markteinführung des neuen Tierschutzlabels (WolfenbüttelHeute.de berichtete), teilte Hoffrogge, der selbst Hennen in Boden- und Freilandhaltung hält, vor knapp einem Monat mit, "die normale konventionelle Form der Geflügelhaltung genügt den Tierschutzansprüchen. Es sind keine grundlegenden Veränderungen der Standards notwendig."

Der Geflügelfunktionär zeigte sich im Interview mit WolfenbüttelHeute.de aber offen gegenüber Verbesserungen, wie sie auch der niedersächsische Tierschutzplan anstrebt, allerdings nur wenn der Markt sie entsprechend fordere. Seinen Schätzungen nach werde die Nachfrage nach Produkten mit dem neuen Tierschutzlabel aber lediglich 5 Prozent betragen, wohingegen der Tierschutzbund von 20 Prozent ausgeht. Hoffrogge rechne mit Preisaufschlägen gegenüber konventioneller Ware von 30 Prozent bei ganzen Tieren und bis zu 100 Prozent bei Teilstücken wie beispielsweise beim Brustfilet. Sein Fazit lautete: "Es wird eine Nische sein und bleiben. Die Verbraucher hatten bisher auf die Möglichkeit Biohaltung zu kaufen. Und dennoch kommt weniger als 1 Prozent bisher aus Biohaltung. Dies gibt uns Anlaß zur Zurückhaltung."

Wie die FAZ des weiteren im heutigen Wirtschaftsteil berichtet ("Bauernpräsidenten in Schockstarre"), stehe für Hoffrogge die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Die Zeitung zitiert ihn so: Landwirte seien "Unternehmer, die sich am Leistungsprinzip orientieren, nicht an nostalgischer Schönfärberei". Im Artikel heißt es zudem laut Experten und der Staatsanwaltschaft, sei es "gang und gäbe, etwa 10 Prozent mehr Hennen in die Ställe zu lassen als gesetzlich erlaubt".

Am vergangenen Wochenende machte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" öffentlich, daß im großen Stile falsch deklarierte Bio- und Freilandeier in den Handel gelangt waren. Verbraucherschützer und Politiker fordern Sanktionen und verbesserte Kontrollen.

Für eine Stellungnahme war Wilhelm Hoffrogge bislang (14 Uhr) nicht erreichbar. Ob Geflügelhöfe im Landkreis Wolfenbüttel betroffen sind, konnten wir derzeit noch nicht ermitteln.