Die Landeskartellbehörde Niedersachsen hat im Rahmen einer Wirtschaftszweiguntersuchung die niedersächsischen Strommärkte unter die Lupe genommen. Dabei ging es um eine Analyse des Wettbewerbszustands in 68 verschiedenen Stromnetzgebieten innerhalb Niedersachsens.
Im Fokus der Untersuchung standen dabei nicht die Strompreise selbst – dafür ist das Bundeskartellamt zuständig – sondern zum einen die Entwicklung von Anzahl und Marktanteilen der einzelnen Stromlieferanten und zum anderen das Wechselverhalten der Verbraucher zwischen den verschiedenen Anbietern.
Laut Niedersachsens Wirtschaftsminister Bode entwickeln sich demnach wichtige Indikatoren für tatsächlichen Wettbewerb auf den niedersächsischen Strommärkten positiv: “Das kann man an den steigenden Marktanteilen der Wettbewerber ablesen.” Dennoch hätten die lokalen Stromversorgungsunternehmen immer noch mehr als 85 % der Marktanteile bei Liefermengen und Kundenzahlen inne. Bode: “Die Macht liegt beim Verbraucher: wechseln ist einfach und man kann viel Geld im Jahr sparen.”
Von der Möglichkeit, den Stromversorger zu wechseln, machen die Verbraucher nur in relativ geringem Maß gebrauch. Die Landeskartellbehörde geht davon aus, dass die Bereitschaft der Kunden vom örtlichen Versorger zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln nicht allein vom Preis beeinflusst wird. Auch andere Faktoren wie zum Beispiel die örtliche Nähe zum Stromversorger können beim Verbraucherverhalten eine Rolle spielen. Bode: “Damit liegen die niedersächsischen Verbraucherinnen und Verbraucher zwar etwa im Bundesschnitt. So kommt der Wettbewerb zwischen den Stromversorgern aber nur schleppend in Gang.”
Die Untersuchung basiert auf der Auswertung der Daten von 64 Stromversorgungsunternehmen und kommt dabei zu folgenden Ergebnissen:
Gegenüber den lokalen Versorgern haben sich die Marktanteile der Wettbewerber gemessen am Anteil der untersuchten Zählpunkte von 6,7 % im Jahr 2008 auf 13,6 % im Jahr 2010 vergrößert.
Die Wechselquote der Verbraucher zwischen den Lieferanten hat sich positiv entwickelt. Sie stieg von 3,8 % im Jahr 2008 auf 6,2 % im Jahr 2010. Nicht einbezogen in die Untersuchung wurden Wechsel innerhalb eines Stromversorgungsunternehmens, z. B. vom teuren Grundversorgungstarif zu einem preisgünstigeren Sondertarif desselben Anbieters.
Die Anzahl der Stromlieferanten hat sich erheblich vergrößert. Von durchschnittlich 35 Anbietern pro Netzgebiet im Jahr 2008 stieg die Zahl der Stromlieferanten auf durchschnittlich 56 im Jahr 2010. Dabei sind nur tatsächlich liefernde Anbieter berücksichtigt. Die Anzahl der wählbaren Anbieter kann noch weitaus höher sein.
Alle Ergebnisse der Untersuchung können im Ergebnisbericht nachgelesen werden, der im Internetauftritt des MW veröffentlicht wird.
Zum Hintergrund: Die Landeskartellbehörde übt die Missbrauchsaufsicht nur über die marktbeherrschenden Versorgungsunternehmen des Landes aus. Eine Marktbeherrschung des lokalen Versorgers ist nicht mehr gegeben, weil die Kunden unter einer Vielzahl von Stromanbietern wählen können. Die Marktabgrenzung wird mittlerweile bundesweit vorgenommen, damit ist das Bundeskartellamt zuständig.
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