Wolfenbüttel. Der Wohnungsmarkt für Studenten erlebt in Wolfenbüttel derzeit offenbar einen kleinen Aufschwung. Immer mehr Privatpersonen sanieren Häuser in der Lessingstadt und bieten den Studierenden damit eine große Auswahl an Unterkünften.
Kürzlich berichteten wir über das Ehepaar Sollich, das in der Kreuzstraße Studentenwohnungen baut. Auch Michael Flak schafft Studentenbuden quasi am laufenden Band. Im November 2012 kaufte Flak das Haus in der Wolfenbütteler Marktstraße 1-3. Auf dem Gelände der ehemaligen Wolfenbütteler Brauerei “Germania” (WolfenbüttelHeute.de berichtete) will er bis zum Jahresende um die 20 Studentenzimmer entstehen lassen.
Auf dem großen Grundstück gehen die Bauarbeiten gut voran. Foto: Anke Donner)
Nachdem der Eigentümer während der Sanierung einige Überraschungen erlebte, er entdeckte neben dem Eiskeller auch wertvolle Deckenmalereien, schuf er bis heute 13 Studentenzimmer in insgesamt vier Wohngemeinschaften. Weitere acht Einheiten sollen bis zum Wintersemester folgen. Zur Freude Flaks gehen die Wohnungen weg wie geschnitten Brot. „Ich freue mich sehr über das Interesse der Studenten. Die Vermietungen gehen wirklich ratzfatz. Innerhalb von wenigen Tagen nachdem ich die Wohnungen inseriert hatte, waren sie auch schon wieder weg. Hier ist sogar eine Studentin aus München eingezogen, die in Braunschweig studiert. Sie wollte unbedingt hier in Wolfenbüttel wohnen, weil sie von der Möglichkeit hörte, auf der Oker zu surfen. Leider konnte das ja damals nicht verwirklicht werden. Ich finde das sehr schade“, so Flak.
Lob für Stadt und Landkreis
Michael Flak in einer der Scheunen. Hier soll einmal das Privatreich der Familie entstehen. Foto: Anke Donner)
Die Zimmer in den Wohngemeinschaften haben zwischen 25 und 35 Quadratmeter und befinden sich im Fachwerkgebäude des ehemaligen Möbelhaus Müller. Probleme mit Ämtern und Behörden kennt Michael Flak nicht. Er beschreibt die Zusammenarbeit mit Stadt und Landkreis als ausgezeichnet. „Ehrlich, ich kann mich in Sachen Denkmalschutz überhaupt nicht beschweren. Das läuft alles 1A. Am Anfang hatte ich auch Bauchschmerzen, wenn ich irgendwas beantragen musste. Oft habe ich vorher gedacht, dass es nichts wird. Ich wurde aber immer super beraten und habe von allen Seiten sogar Tipps erhalten. Wir haben oft gute Kompromisse gefunden. Ganz besonders möchte ich an dieser Stelle Frau Maiboom, Herrn Hämmerli und Herrn Mai von der Stadt Wolfenbüttel und Herrn Roloff vom Landkreis Wolfenbüttel danken. Das läuft alles wirklich super und ich finde, das kann man auch ruhig mal sagen“, so Flak.
Hier könnte zum Wintersemester schon ein Student einziehen. Foto: Anke Donner)
Der Umbau in dem einen Komplex ist abgeschlossen. Auf rund 600 Quadratmetern haben sich die Studenten häuslich niedergelassen. Nutzen den Balkon und den großen Garten zum Grillen und Chillen und können sogar mit den angeschafften Kanus die Oker entlang schippern. Auch für ausreichend Parkplätze hat Flak auf dem Hof gesorgt.
Momentan ist der Bauherr mit dem Aus-und Umbau des ehemaligen Möbelhauses beschäftigt. Dort könnten Gewerbeflächen entstehen. „Genau wissen wir noch nicht, wie wir diese Räume nutzen können. Das hat aber auch noch Zeit. Derzeit werden die Räume hergerichtet und dienen als Lager. Anfragen hatte ich aber schon“, erklärt er.
In der ehemaligen Trinkhalle sollen weitere Wohnungen entstehen. Foto: Anke Donner)
Im alten Gastraum der Brauerei sollte ursprünglich mal ein Café entstehen. Die Nachfrage war aber eher gering. „Das mit dem Café ist hier erstmal gestorben. Ich hatte zwar zwei Interessenten, aber das Richtige war das nicht. Nun ziehen wir hier selber ein. Aber nur als Übergang. Wir wollen ja in die große Scheune ziehen, wenn sie mal fertig ist“, sagt Flak.
Im Ober- und Dachgeschoss des Gastraums sind Handwerker derweil fleißig mit der Umsetzung weiterer Studentenwohnungen beschäftigt. Auf zwei Ebenen entstehen hier nochmals bis zu acht Studentenzimmer mit Gemeinschaftsküche, separatem Eingang und einem Balkon für jede Etage „Ich denke, dass wir zum Wintersemester fertig sind. Dann können wir hier auf dem Grundstück 20 oder 21 Studenten ein Zuhause bieten“, so Michael Flak.
Visionen und Träume gehören dazu
Das, was Flak als Scheune bezeichnet, liegt auf dem hinteren Teil des Grundstücks. Eine alte Scheune mit viel Potential, ein wunderschöner Ort zum Leben zu werden. Unter altem Gebälk, mit Blick auf die Oker, möchte der Eigentümer bis zum Jahr 2016 eingezogen sein. „Unten ist ja auch noch ein Teil, der bisher noch nicht verplant ist. Vielleicht könnte man dort ein Café entstehen lasse. Ein wenig spinnen kann man ja ruhig. Ich mag das. Ich finde es gut, wenn Menschen Visionen und Träume haben. Anders könnte man so ein Projekt auch nicht umsetzten. Ich finde es spannend, zu sehen, wie sich alles entwickelt und manchmal auch eine Richtung einnimmt, die man nicht vorausgeplant hat. So ein Bau steckt eben voller Überraschungen“, schwärmt Michael Flak.
Michael Flak in der ehemaligen Trinkhalle. Hier wurden seltene Deckenmalereien entdeckt. Foto:
Die Trinkhalle mit den ungewöhnlichen Deckenmalereien entpuppte sich seit unserem letzten Besuch als wahrer Schatz. Inzwischen hat der Denkmalschutz aus Wolfenbüttel, Braunschweig und Hannover die Malerei genau unter die Lupe genommen. Bei der Kombination aus Malereien an den Stahlträgern und der Schablonen-Malerei handelt sich um eine nicht häufig verbreitete Verzierung. „Ich konnte gar nicht glauben, wie selten diese Art der Kombination ist. Nun hat sich der Denkmalschutz eingeschaltet und trägt zur Restauration der Deckenbilder bei. Sie werden also erhalten bleiben“, freut sich der Eigentümer.
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